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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    Die Mannschaft war an ihrer Stelle und hielt sich bereit, je-
    der Anordnung ihres Herrn eiligst nachzukommen.
    Obwohl die ›Albatros‹ sich nur einige hundert Fuß ge-
    senkt hatte, schwebte sie doch immer noch in der dichten
    Wolkenschicht inmitten von Blitzen, die sich wie Raketen
    eines Feuerwerks kreuzten. Man mußte jeden Augenblick
    fürchten, daß sie ein Blitzstrahl treffe. Die Bewegung der
    Schrauben verlangsamte sich noch mehr, und was bisher
    ein etwas schnelleres Herabsinken war, drohte jetzt ein ge-
    fährlicher Sturz zu werden.
    Zuletzt lag es auf der Hand, daß sie in weniger als einer
    Minute auf der Meeresfläche angelangt sein mußte, und
    einmal ins Wasser getaucht, hätte keine Macht sie daraus zu
    befreien vermocht.
    Plötzlich lagerte sich die elektrische Wolke dicht über
    ihnen. Die ›Albatros‹ war jetzt nicht mehr als 60 Fuß vom
    Kamm der Wellen entfernt. Binnen 2 bis 3 Sekunden droh-
    ten diese das Verdeck zu überfluten.
    Da benützte Robur noch den letzten Moment, stürzte
    nach dem mittleren Ruff hin und packte hier die Hebel
    für die Vorwärtsbewegung, wodurch der von den Batterien
    kommende Strom geschlossen wurden, auf den die elektri-
    sche Spannung der umgebenden Atmosphäre keinen Ein-
    fluß äußerte ... in einem Augenblick hatte er den Schrauben
    ihre normale Schnelligkeit wiedergegeben, den Sturz aufge-
    halten, und die ›Albatros‹ hielt sich in geringer Höhe, ent-
    floh jetzt aber mit rasender Eile dem Unwetter, das sie bald
    hinter sich zurückließ.
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    Es bedarf wohl keiner besonderen Bemerkung, daß Fry-
    collin, wenn auch nur für wenige Sekunden, ein unfreiwilli-
    ges Bad genommen hatte. Als er an Bord zurückkam, war er
    durchnäßt, als hätte er die Tiefe des Meeres gemessen. Man
    wird es kaum glauben, aber er schrie nicht mehr.
    Am nächsten Tag, am 4. Juli, hatte die ›Albatros‹ die
    Nordgrenze des Kaspi-Sees überschritten.
    11. KAPITEL
    Worin Onkel Prudents Wut mit dem Quadrat
    der Geschwindigkeit zunimmt
    Wenn Onkel Prudent und Phil Evans je auf die Hoffnung,
    fliehen zu können, verzichten mußten, so war das während
    der nun folgenden 50 Stunden der Fall. Befürchtete Robur,
    daß die Überwachung seiner Gefangenen bei der Fahrt über
    Europa weniger leicht sein könnte? Vielleicht. Er wußte ja
    übrigens, daß sie zu allem entschlossen waren, um zu ent-
    weichen.
    Doch, wie dem auch sein mochte, jeder Versuch wäre
    jetzt einem Selbstmord gleichgekommen. Wenn einer von
    einem Expreßzug, der mit der Geschwindigkeit von 100 Ki-
    lometer in der Stunde dahinfliegt, herabspringt, so setzt er
    vielleicht sein Leben in Gefahr; wer das aber von einem 200
    Kilometer in der Stunde dahinrasenden Blitzzug versuchte,
    der kann nur den Tod wollen.
    Eben diese Geschwindigkeit, die größte, die sie anzuneh-
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    men imstande war, war jetzt der ›Albatros‹ erteilt worden.
    Sie überholte noch den Flug der Schwalbe, die 180 Kilome-
    ter in der Stunde zurücklegen kann.
    Hier mag auch bemerkt sein, daß bisher nordöstliche
    Winde in einer der Fortbewegung der ›Albatros‹ sehr güns-
    tigen Ausdauer anhielten, da sie in derselben Richtung, d.h.
    im allgemeinen nach Westen flog. Dieser Wind begann aber
    allmählich abzuflauen, so daß es nachgerade unmöglich
    wurde, sich auf dem Verdeck zu halten, ohne die Atmung
    durch die Schnelligkeit der Bewegung fast aufgehoben zu
    sehen. Die beiden Kollegen wären auch beinah über Bord
    geschleudert worden, wenn sie nicht der Luftdruck an ih-
    rem Ruff sozusagen festgenagelt hätte.
    Zum Glück bemerkte sie der Steuermann durch die
    Lichtpforten seiner Hütte, und eine elektrische Klingel
    setzte die auf dem Verdeck eingeschlossene Mannschaft
    von ihrer Notlage in Kenntnis.
    Über das Verdeck hinkriechend, glitten vier Mann davon
    nach dem Heck zu.
    Diejenigen, die sich in einem Sturm auf einem vor dem
    Wind liegenden Schiff befunden haben, werden verstehen,
    welchen Druck der Wind dabei auszuüben vermag. Hier
    war es jedoch die ›Albatros‹ selbst, die diesen durch ihre
    maßlose Geschwindigkeit hervorrief.
    Man mußte wirklich ihre Fahrt verlangsamen, was On-
    kel Prudent und Phil Evans gestattete, ihre Kabine wieder
    zu erreichen.
    Im Inneren ihrer Ruffs führte die ›Albatros‹, ganz wie
    — 180 —
    der Ingenieur das versichert hatte, eine vollkommen atem-
    bare Atmosphäre mit sich.
    Welche erstaunliche Festigkeit besaß aber dieser Appa-
    rat, um einer so schnellen Fortbewegung

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