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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Neger, wieder mit seinen Klagen be-
    ginnend.
    »Nimm dich in acht, Frycollin, nimm dich in acht!« rief
    da François Tapage, »denn, wie man bei mir zu Hause sagt,
    der Herr könnte dich auf die Schaukel hinaussetzen.«
    Und mit den Bissen, die er gleich doppelt in den Mund
    steckte, würgte Frycollin auch seine Seufzer hinunter.
    Währenddessen entwarfen Onkel Prudent und Phil
    Evans, die nicht dazu angetan waren, sich unnütz zu be-
    klagen, einen wohldurchdachten Plan. An die Ausführung
    eines Fluchtversuchs war ja unmöglich zu denken. Doch
    wenn sie den Fuß auch nicht auf die Erde setzen konn-
    ten, war es nicht denkbar, den Erdenbewohnern mitzutei-
    len, was nach ihrem Verschwinden aus dem Vorsitzenden
    und dem Schriftführer des Weldon-Instituts geworden war,
    wer sie geraubt hatte, auf welcher fliegenden Maschine sie
    sich befanden, um vielleicht – aber, lieber Gott, auf welche
    Weise? – einen kühnen Versuch ihrer Freunde, sie den Hän-
    den Roburs zu entreißen, herbeiführen zu können?
    Doch wie sollten sie von sich Nachricht geben? Hätte es
    dazu gereicht, die Methode der Seeleute nachzuahmen, die
    ein Schriftstück mit Bezeichnung der Stelle des Schiffbruchs
    in eine Flasche stecken und diese ins Meer werfen?
    Hier vertrat die Stelle des Meers aber die Atmosphäre.
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    Die Flasche konnte darauf natürlich nicht schwimmen. Fiel
    sie nicht gerade auf einen zufällig Vorübergehenden, dem
    sie recht gut den Schädel zerschmettern konnte, so lag die
    Vermutung nahe, daß sie niemals aufgefunden wurde.
    Die beiden Kollegen hatten leider kein anderes Mittel
    zur Verfügung und sie standen schon im Begriff, eine Fla-
    sche des Luftfahrzeugs zu opfern, als Onkel Prudent noch
    ein anderer Gedanke kam. Er schnupfte, wie wir wissen,
    und diese kleine Untugend darf man einem Amerikaner,
    der weit schlimmere Unsitten hätte an sich haben können,
    wohl nachsehen. Als Schnupfer besaß er natürlich auch eine
    Dose, die jetzt schon längst leer war. Diese Dose war aus
    Aluminium gearbeitet. Warf er sie hinaus, so durfte man
    hoffen, daß jeder ehrbare Bürger, der sie fand, sie auch auf-
    heben werde. Hob er sie auf, so lieferte er sie auch bei der
    Polizei ab, und hier würde man Kenntnis nehmen von dem
    Dokument, das dazu dienen sollte, die Lage der beiden Op-
    fer Robur des Siegers kundzugeben.
    Das wurde denn auch ausgeführt. Das kurze einzuschlie-
    ßende Schriftstück sagte alles und trug daneben die Adresse
    des Weldon-Instituts mit der Bitte, es dahin zu befördern.
    Nachdem Onkel Prudent das Papier eingelegt hatte,
    umwickelte er die Dose sorgsam mit einem dicken wolle-
    nen Band, um zu verhüten, daß sie sich während des Falls
    schon öffnete und durch das Aufschlagen nicht in Stücke
    ging. Jetzt galt es nur noch eine günstige Gelegenheit ab-
    zuwarten.
    Das schwerste bei der ganzen Sache war es aber während
    — 185 —
    dieser merkwürdigen Fahrt über Europa, das Ruff zu verlas-
    sen, über das Verdeck zu kriechen, auf die Gefahr hin, fort-
    gerissen zu werden, und das ganz heimlich durchzuführen.
    Andererseits kam es darauf an, daß die Dose nicht in ein
    Meer, einen Golf, See oder einen anderen Wasserlauf fiel,
    denn damit – wäre sie ja verloren gewesen.
    Jedenfalls schien es aber nicht unmöglich, daß die bei-
    den Kollegen sich durch dieses Mittel mit der bewohnten
    Welt ins Verbindung setzen konnten.
    Eben jetzt wurde es jedoch Tag und es schien ratsamer,
    die Nacht abzuwarten und entweder eine Verminderung
    der Geschwindigkeit oder einen Halt zu benützen, um das
    Ruff zu verlassen. Vielleicht konnten sie dann die Reeling
    erreichen und die kostbare Dose genau über einer Stadt he-
    runterfallen lassen.
    Doch selbst bei dem Zusammentreffen aller günstigen
    Umstände hätte das Vorhaben nicht gleich zur Ausführung
    gebracht werden können – wenigstens nicht am heutigen
    Tag.Nachdem der Aeronef nämlich Norwegen in der Höhe
    des Gusta verlassen, hatte er sich nach dem Süden zu ge-
    wendet und folgte jetzt genau dem französischen Meridian
    Null, der bekanntlich über Paris verläuft. Er schwebte also
    über die Nordsee hinweg, nicht ohne an Bord der Tausende
    von Küstenfahrern, die zwischen dem Festland und En-
    gland verkehren, das größte Aufsehen zu erregen. Fiel die
    Dose hier nicht gerade auf das Deck eines solchen Schiffs,
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    so hatte sie die gegründete Aussicht, auf Nimmerwiederse-
    hen in der Tiefe zu versinken.
    Onkel Prudent und Phil Evans

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