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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Kollegen unter die-
    sen Umständen, wo sie eigentlich nur mit dem Kopf hätten
    nicken brauchen, der Gegenstand erhöhter Aufmerksam-
    keit sein mußten und wirklich waren.
    Doch selbst angenommen, daß sie sich über Bord ge-
    stürzt hätten, so wäre es doch leicht gewesen, sie mit Hilfe
    des Kautschukboots der ›Albatros‹ wieder einzufangen.
    Während dieses Fischzugs war also nichts zu machen, und
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    Phil Evans beteiligte sich lieber selbst tätig dabei, während
    Onkel Prudent im Zustand fortwährend kochender Wut
    sich in seine Kabine zurückzog.
    Bekanntlich bildet der Kaspi-See eine beträchtliche Bo-
    dendepression wahrscheinlich vulkanischen Ursprungs.
    In dieses Becken ergießen sich die Gewässer sehr großer
    Ströme, wie der Wolga, des Ural, des Kur, der Kuma, Jemba
    u.a. Ohne die starke Verdunstung, die dem Wasserbecken
    den Wasserüberfluß wieder entführt, hätte dieses 17.000
    Quadratmeilen große Loch von 5- bis 600 Fuß mittlerer
    Tiefe schon längst die niedrigen und sumpfigen Küsten im
    Norden und Osten überflutet. Obgleich diese Schale weder
    mit dem Schwarzen, noch mit dem Aral-Meer in Verbin-
    dung steht, deren Niveau weit höher liegt, so ernährt es doch
    eine große Menge Fische – wohlgemerkt aber nur solche,
    welche die stark hervortretende Bitterkeit seines Wassers,
    eine Folge der Naphthaquellen am Südende, vertragen.
    Bei dem Gedanken an die Abwechslung, die dieser Fisch-
    zug ihrem gewohnten Speisezettel zu verleihen versprach,
    gab die Mannschaft der ›Albatros‹ die Befriedigung, die er
    ihr gewährte, deutlich genug zu erkennen.
    »Achtung!« rief Tom Turner, der eben einen Fisch von
    ziemlich bedeutender Größe und ähnlich einem Hai har-
    puniert hatte.
    Es war das ein prächtiger, gegen 7 Fuß langer Stör, von
    der Art, welche die Russen Beluga nennen, dessen mit Salz,
    Essig und Weißwein zugerichtete Eier den Kaviar darstellen.
    Vielleicht sind die in den Flüssen gefangenen Störe noch
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    schmackhafter als die aus dem Meer. Doch wurden letztere
    an Bord der ›Albatros‹ mit großem Jubel begrüßt.
    Noch weit ergiebiger gestaltete sich dieser Fischzug aber
    durch Anwendung von Schleppnetzen, in denen es bald von
    Karpfen, Brachsen und Seehechten, besonders von jenen
    mittelgroßen Sterlets wimmelte, die reiche Feinschmecker
    lebend von Astrachan nach Moskau und Petersburg bringen
    lassen. Diese hier wanderten – ohne alle Transportkosten –
    unmittelbar aus ihrem natürlichen Element in die Siedekes-
    sel der Mannschaftsküche.
    Die Leute Roburs zogen mit großem Vergnügen die
    Leine ein, nachdem die ›Albatros‹ sie mehrere Stunden
    lang langsam dahingeführt hatte. Der Gascogner Tapage
    machte durch sein Jubelgeschrei seinem Namen alle Ehre
    (der Name bedeutet deutsch: Lärmen, Getöse). Eine Stunde
    genügte, alle Behälter der ›Albatros‹ mit jenem Nahrungs-
    material zu füllen, und diese fuhr darauf in Richtung Nor-
    den weiter.
    Während dieses Aufenthalts hatte Frycollin nicht aufge-
    hört zu schreien, an die Wand seiner Kabine zu hämmern,
    mit einem Wort, einen unausstehlichen Lärm zu machen.
    »Wird dieser verdammte Nigger denn nicht Ruhe hal-
    ten lernen!« sagte Robur, dem die Geduld nun wirklich zu
    Ende ging.
    »Mir scheint, Herr Robur, daß er völlig recht hat, sich zu
    beklagen«, bemerkte Phil Evans.
    »Ja, ganz wie ich das Recht habe, meinen Ohren diese
    Qual zu ersparen«, erwiderte Robur.

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    » Ingenieur Robur!« ließ sich da der eben auf dem Ver-
    deck erscheinende Onkel Prudent vernehmen.
    »Herr Präsident des Weldon-Instituts?« ...
    Beide waren aufeinander zugetreten und sahen sich eine
    Zeitlang in die Augen.
    Dann zuckte Robur ein wenig die Achseln.
    »An das Ende des Taus!« sagte er.
    Tom Turner hatte ihn verstanden; Frycollin wurde aus
    seiner Kabine geholt.
    Aber wie jämmerlich schrie er auf, als der Obersteuer-
    mann und einer von dessen Kameraden ihn ergriffen und
    in einer Art Korb festbanden, an dem sie sorgsam das Ende
    eines Taus festknüpften.
    Es war das eines jener Taue, die Onkel Prudent zu dem
    uns bekannten Zweck benützen wollte.
    Der Neger hatte zuerst geglaubt, er solle gehenkt wer-
    den ... Nein, er sollte nur aufgehängt werden.
    Das Tau wurde nämlich außen in der Länge von etwa
    100 Fuß abgerollt und Frycollin schwebte damit frei in der
    Luft.
    Jetzt stand es in seinem Belieben, zu schreien, so viel er
    wollte; der Schrecken schnürte ihm jedoch

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