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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seiner Umgebung in Sicht, später Philippeville, jetzt
    ein kleines Algier, mit seinen bogenförmigen Quais, seinen
    herrlichen Weingärten, deren grünende Reben der ganzen
    Landschaft ihren Charakter verleihen, einer Landschaft, die
    aus Bordelais und den gesegneten Gebieten von Burgund
    herausgeschnitten zu sein scheint.
    Diese Spazierfahrt von 500 Kilometer über Groß- und
    Klein-Kabylien hinweg endete gegen Mittag in der Höhe
    der Kasbah von Algier. Welch schönes Bild bot sich da den
    Passagieren des Aeronefs! Die offene Rhede zwischen Kap
    Matifu und der Pescade-Spitze, das mit Palästen, Marabuts
    und Landhäusern besäte Uferland; die launenhaft gewun-
    denen Täler mit ihrem Mantel von Weinstöcken; das tief-
    blaue Mittelmeer, das die, hier kleinen Booten gleichenden
    transatlantischen Dampfer durchfurchen. So ging es weiter
    bis zu dem malerischen Oran, dessen in den Gartenanlagen
    der Zitadelle versammelte Bewohner die ›Albatros‹ mit den
    ersten aufleuchtenden Sternen verschmelzen sahen.
    Wenn Onkel Prudent und Phil Evans sich fragten, wel-
    cher Laune der Ingenieur Robur nachgebe, als er ihr fliegen-
    des Gefängnis über Algerien – die Fortsetzung Frankreichs
    an der Südküste des Mittelmeers – hinführte, so mußten
    sie die Überzeugung gewinnen, daß diese Laune 2 Stunden
    nach Sonnenuntergang befriedigt sei. Eine Wendung des
    Steuerruders lenkte die ›Albatros‹ nach Südosten ab, und
    — 195 —
    diese sah am folgenden Tag, nachdem sie die bergige Ge-
    gend des Tell überstiegen, die Sonne über dem Wüstensand
    der Sahara aufgehen.
    Am 8. Juli wurde nun folgende Reiseroute zurückgelegt:
    Zuerst erblickte man den kleinen Flecken Géryville, der,
    wie Laghuat, an der Grenze der Wüste gegründet wurde,
    um die endliche Eroberung von Kabylien zu erleichtern;
    nachher passierte man den Kamm von Stillen, und zwar bei
    dem herrschenden heftigen Gegenwind nicht ohne Schwie-
    rigkeit. Weiter ging es über die Wüste hin, bald langsam
    oberhalb der grünenden Oasen oder Ksars, bald mit wil-
    der Schnelligkeit, die den Flug der Lämmergeier überholte.
    Manchmal mußte sogar auf diese gewaltigen Raubvögel
    Feuer gegeben werden, die sich, zu zwölf und fünfzehn ver-
    einigt, nicht einmal scheuten, sich zum größten Schrecken
    Frycollins auf den Aeronef zu stürzen.
    Wenn diese Lämmergeier nur durch furchtbares Ge-
    schrei, durch Schnabelhiebe und Krallenschläge zu antwor-
    ten vermochten, so verschonten die nicht minder wilden
    Eingeborenen ihn nicht mit Flintenschüssen, besonders als
    er über die Berge von Sei gekommen war, deren grüne und
    violette Grundmasse da und dort durch den weißen Mantel
    blickte. Jetzt schwebte das Luftschiff schon über der gro-
    ßen Sahara, wo an verschiedenen Stellen noch Reste der La-
    gerstätten Abd-el-Kaders zu bemerken waren. Hier – und
    besonders unter den Verbündeten Beni-Myal – bietet das
    Land für den europäischen Reisenden noch immer ernste
    Gefahren.
    — 196 —
    Jetzt mußte die ›Albatros‹ wieder in höhere Zonen flüch-
    ten, um einem daherrasenden Samum zu entgehen, der eine
    gewaltige Welle rötlichen Sands auf der Erde vor sich hin-
    trieb, wie die steigende Flut die Brandungswelle im Ozean.
    Weiterhin entluden die öden Hochplateaus der Chebka ihre
    schwärzlichen Lavamassen bis herunter zu dem frischen,
    grünen Tal des Ain-Massin. Schwerlich vermöchte sich je-
    mand größere Mannigfaltigkeit der Landschaften vorzu-
    stellen, die der Blick hier in weitem Umfang umfaßte. Auf
    baum- und buschbedeckte Hügel folgten da lange graue
    Bodenwellen, gleich den Falten eines arabischen Burnus. In
    der Ferne erschienen Wadis mit brausenden Bergströmen,
    Wälder von Palmen, kleine Ansammlungen von Hütten, die
    entweder einen Hügel krönten oder eine Moschee umrahm-
    ten, unter anderen Metliti, wo ein religiöser Häuptling, der
    große Marabut Sidi Scheik, seinen Sitz hat.
    Während der Nacht wurden mehrere hundert Kilometer
    über ein ziemlich ebenes, nur von Dünen unterbrochenes
    Gebiet zurückgelegt. Hätte die ›Albatros‹ hier haltmachen
    wollen, so würde sie in der Niederung der unter einem un-
    geheuren Palmenwald versteckten Oase Uargla die Erde er-
    reicht haben. Sehr deutlich zeigte sich die Stadt mit ihren
    drei deutlich unterschiedenen Vierteln, mit dem alten Palast
    des Sultans, einer Art befestigter Kasbah, ihren Häusern aus
    Backsteinen, die erst die glühende Sonne hartbrennt, und
    mit ihren im Tal erbohrten

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