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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Robur; »Unglückliche, die
    nicht wissen, wo sie Land finden sollen und die vielleicht
    vor Hunger und Durst umkommen. Wohlan, es soll nie-
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    mand sagen können, die ›Albatros‹ hätte nicht den Versuch
    gemacht, ihnen Hilfe zu bringen!«
    Der Maschinist und der Gehilfe erhielten den entspre-
    chenden Befehl und der Aeronef begann langsam hinabzu-
    sinken. In 100 Meter Höhe hielt er damit ein und seine Pro-
    peller trieben ihn rasch nach Norden.
    Es war in der Tat ein Boot, an dessen Mast ein Segel
    schlaff herabhing und das wegen Mangels an Wind nicht
    vorwärts kommen konnte. Die an Bord befindlichen Leute
    hatten offenbar nicht mehr Kraft genug, ein Ruder zu hand-
    haben.
    Auf dessen Boden lagen fünf Menschen, die eingeschla-
    fen oder vor Entkräftung regungslos geworden waren, wenn
    nicht gar der Tod sie schon ereilt hatte.
    Über ihnen angekommen, ging die ›Albatros‹ langsam
    nach unten. Am Heck des Bootes konnte man noch den Na-
    men des Schiffes lesen, zu dem es gehört hatte; es war die
    ›Jeanette‹ aus Nantes gewesen, ein französisches Schiff, das
    seine Besatzung hatte aufgeben müssen.
    »Aoh!« rief Tom Turner.
    Die Leute mußten ihn wohl hören, denn sie befanden
    sich kaum 80 Fuß unter ihm.
    Keine Antwort.
    »Schießt ein Gewehr ab!« sagte Robur.
    Der Befehl wurde ausgeführt und der Knall des Schusses
    verbreitete sich weithin über die Oberfläche des Wassers.
    Da sah man einen der Schiffbrüchigen sich mühsam auf-

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    richten, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, so daß das
    Gesicht mehr dem eines Skeletts ähnelte.
    Als er die ›Albatros‹ bemerkte, malte sich in seinen Zü-
    gen erst der helle Schrecken.
    »Fürchtet nichts!« rief Robur ihm französisch zu. »Wir
    kommen euch zu retten. Wer seid ihr?«
    »Matrosen von der ›Jeanette‹, einer Dreimastbark, deren
    zweiter Offizier ich war«, antwortete der Mann. »Vor nun
    14 Tagen ... mußten wir sie verlassen ... weil sie schon im
    Sinken war ... Wir haben weder Wasser noch Lebensmittel
    mehr!«
    Die vier übrigen Schiffbrüchigen hatten sich nach und
    nach etwas erhoben. Elend, kraftlos und entsetzlich abge-
    magert, streckten sie die Hände nach dem Aeronef empor.
    »Achtung!« rief Robur.
    Vom Verdeck aus sank ein Tau herab und ein Eimer mit
    Süßwasser wurde zu dem Boot hinabgeschickt.
    Die Unglücklichen stürzten darüber her und tranken
    mit einer Hast, die fast widerlich mit anzusehen war.
    »Brot! ... Brot!« riefen sie.
    Sofort ließ man auch ein Korb mit einigen Lebensmit-
    teln, mit Konserven, einem Fläschchen Brandy und meh-
    reren Pinten Kaffee zu ihnen herunter. Der zweite Offizier
    hatte alle Mühe, die Leute bei der Stillung ihres Hungers nur
    einigermaßen im Zaum zu halten.
    »Wo sind wir denn?« fragte er dann.
    »50 Meilen von der Küste von Chili und dem Chonas-
    Archipel«, antwortete Robur.
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    »Ich danke, doch wir haben keinen Wind, und ...«
    »Wir werden Sie ins Schlepptau nehmen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Leute, die sich glücklich schätzen, daß sie imstande wa-
    ren, euch Hilfe zu bringen«, erwiderte Robur einfach.
    Der Mann begriff, daß er hier ein Inkognito zu respek-
    tieren hatte. Doch war es wirklich möglich, daß diese Ma-
    schine Kraft genug besaß, sie zu schleppen?
    Ja; mit Hilfe eines 100 Fuß langen Kabels wurde das Boot
    von dem mächtigen Apparat nach Osten hingezogen.
    Um 10 Uhr abends war Land in Sicht, oder man sah we-
    nigstens die Leuchtfeuer, die dessen Lage bezeichneten. Sie
    war wirklich zur rechten Zeit gekommen, diese Hilfe vom
    Himmel für die Schiffbrüchigen der ›Jeanette‹, und sie hat-
    ten gewiß einiges Recht, ihre Rettung für ein Wunder zu
    halten.
    Als sie dann bis zum Eingang der Wasserstraße zwischen
    den Chonas-Inseln gebracht worden waren, rief ihnen Ro-
    bur zu, das Tau schießen zu lassen, was sie denn auch, ihre
    Retter segnend, taten, und die ›Albatros‹ steuerte wieder auf
    die offene See hinaus.
    Entschieden besaß er doch gute Eigenschaften, dieser
    Aeronef, der auf diese Weise im weiten Weltmeer verirrten
    Seeleuten Beistand leisten konnte. Welcher noch so vervoll-
    kommnete Ballon wäre imstande gewesen, es ihm nachzu-
    machen? Unter sich mußten Onkel Prudent und Phil Evans
    das anerkennen, obwohl sie mehr in der Laune waren, die
    Wahrheit des ganzen Zwischenfalls zu leugnen.
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    Das Meer blieb immer aufgeregt, und es traten weitere
    beunruhigende Vorzeichen auf. Das Barometer

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