Robur der Sieger
deren Geheimnis der Mensch noch nicht zu entschlei-
ern vermocht hat.
Höchstwahrscheinlich kam die ›Albatros‹ nahe dem Po-
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larkreis über einzelne schon bekannte Punkte hinweg, so
im Westen über das Graham-Land, das Biscoe 1832 ent-
deckt hat, und über das Louis Philipp-Land, das Dumont
d’Urville als äußersten Ausläufer des unbekannten Festlan-
des 1838 entdeckte.
An Bord litt man zwar nicht besonders unter der Kälte,
die nicht so arg war, als man eigentlich fürchten mußte. Der
Orkan schien eine Art Golfstrom der Luft zu bilden, der
eine gewisse Menge Wärme mit sich führte.
Wie bedauerlich war es, daß diese ganze Gegend in
Finsternis lag! Hierzu kommt noch, daß selbst bei vollem
Mondschein jede Beobachtung sehr beschränkt war, denn
zu dieser Jahreszeit bedeckt eine ungeheure Schneeschicht
und ein dicker Eispanzer die ganze Oberfläche des Polar-
gebiets. Man gewahrt dann nicht einmal jenen ›Blink‹ der
Eismassen, den weißlichen Schein, der sich am dunklen
Horizont nicht widerspiegeln kann. Wie hätte jemand un-
ter diesen Umständen die Gestalt von Ländern, die Ausdeh-
nung der Meere oder die Verteilung von Inseln zu erkennen
vermocht? Wie hätte man sich über das hydrographische
Netz des Landes unterrichten, oder selbst dessen orogra-
phische Anordnung aufnehmen können, da jetzt alle Hügel,
alle Berge mit den Eisbergen und dem Packeis zu einer ein-
zigen Masse verschmolzen?
Kurz vor Mitternacht erhellte ein Südpolarlicht einmal
die tiefe Finsternis. Mit seinen silbernen Ausläufern, sei-
nen weit hinausreichenden Strahlen, bildete das Meteor die
Gestalt eines ungeheuren Fächers, der etwa die Hälfte des
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Himmels einnahm. Seine letzten elektrischen Effluvien ver-
loren sich am südlichen Kreuz, dessen vier Sterne im Ze-
nit brannten. Diese Erscheinung war von wirklich unver-
gleichlicher Großartigkeit und ihre Helligkeit reichte hin,
einen Überblick über diese in grenzenloses Weiß verhüllte
Gegend zu gewähren.
Es versteht sich von selbst, daß der Kompaß in diesen,
dem magnetischen Südpol so nahe gelegenen Gebieten
gänzlich gestört erschien und über die eingehaltene Rich-
tung keinerlei Aufklärung geben konnte. Die Inklination
der Nadel wurde aber gelegentlich so bedeutend, daß Robur
annehmen mußte, über diesen magnetischen Pol, der ziem-
lich genau im 78. Meridian zu suchen ist, hinweggekommen
zu sein.
Und später, gegen ein Uhr morgens, rief er nach Beob-
achtung des Winkels, den die Nadel mit der Vertikalen
machte, laut:
»Jetzt ist der Südpol unter unseren Füßen!«
Wohl sah man eine ganz weiße Fläche, aber nichts ver-
riet, was sie unter ihrem Eispanzer bergen mochte.
Das Südpolarlicht erlosch bald darauf, und jener ideale
Punkt, in dem sich alle Meridiane kreuzen, ist noch immer
erst zu entdecken.
Hatten Onkel Prudent und Phil Evans die Absicht, den
Aeronef und alle, die er trug, in der geheimnisvollsten Ein-
öde zu begraben, so war jetzt die beste Gelegenheit dazu.
Wenn sie es doch nicht taten, so lag es daran, daß ihnen die
dazu notwendige Sprengmaschine fehlte.
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Indessen raste der Orkan mit einer solchen Wut weiter,
daß die ›Albatros‹, wenn sie auf ihrem Weg einen Berg ge-
troffen hätte, daran unbedingt ebenso zerschellt wäre, wie
ein Schiff, das auf eine felsige Küste geworfen wird.
Augenblicklich vermochte sie sich nämlich ebensowenig
horizontal fortzubewegen, wie sie Herr über ihr Auf- und
Absteigen war.
Einzelne Gipfel aber erheben sich bekanntlich auch in
den antarktischen Gebieten. Jeden Augenblick war ein Zu-
sammenstoß möglich, der die Vernichtung des ganzen Ap-
parats hätte herbeiführen müssen.
Eine solche Katastrophe schien um so mehr zu fürchten,
als der Wind, der nach dem Meridian 0 mehr zurückging,
weiter nach Osten umschlug. Schon zeigten sich auch, etwa
100 Kilometer von der ›Albatros‹ entfernt, zwei leuchtende
Punkte.
Es waren das die beiden Vulkane, die zu dem gewaltigen
Gebiet der Ross-, Erebus- und Terrorberge gehören.
Sollte die ›Albatros‹ in den Flammen gleich einem riesi-
gen Schmetterling verbrennen?
Es war eine Stunde voll entsetzlicher Angst; der eine der
Vulkane, der Erebus, schien ordentlich auf den Aeronef, der
sich aus dem Bett des Orkans nicht befreien konnte, loszu-
stürzen ... Sein Flammenbüschel wuchs zusehends, ein Feu-
ernetz versperrte den Weg, das die Luft weithin
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