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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wet-
    terumschlags zu erkennen.
    Onkel Prudent glaubte auch zu bemerken, daß Robur in
    Erfahrung zu bringen versuchte, wieviel er noch an Vorrä-
    ten aller Art, ebenso derjenigen zur Unterhaltung der An-
    und Auftriebsmaschinen des Aeronefs, wie derjenigen für
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    die menschlichen Maschinen besaß, da es darauf ankam,
    auch diese und ihre Arbeitskraft in bestem Zustand zu er-
    halten.
    All das schien auf eine geplante Umkehr hinzudeuten.
    »Umkehr?«sagte Phil Evans, »aber wohin?«
    »Dahin, wo sich Robur frisch verproviantieren kann«,
    antwortete Onkel Prudent.
    »Das müßte irgendeine im Stillen Ozean verlorene Insel
    sein, mit einer, ihres Chefs ganz würdigen Kolonie von Ver-
    brechern.«
    »Das ist auch meine Ansicht, Phil Evans. Ich glaube
    wirklich, er wird nach Westen zu wenden lassen, und bei
    der Schnelligkeit, über die er verfügt, dürfte er sein Ziel bald
    genug erreicht haben.«
    »Wir würden jedoch unseren Plan nicht mehr zur Aus-
    führung bringen können ... wenn er dort ankommt ...«
    »Er wird nicht ankommen, Phil Evans!«
    Wie sich zeigte, hatten die beiden Kollegen die Absichten
    des Ingenieurs wenigstens zum Teil erraten. Im Laufe des
    Tages noch schwand jeder Zweifel, daß die ›Albatros‹, nach-
    dem sie die Grenzen des südlichen Eismeers gestreift hatte,
    entschieden wieder rückwärts steuerte.
    Wenn die Eisschollen auf dem Wasser bis zum Kap Horn
    hintrieben, mußten sich die südlicheren Teile des Stillen
    Weltmeers ganz mit Eisfeldern und Eisbergen bedecken,
    und das Packeis bildete dann einen undurchdringlichen
    Wall für die festesten Schiffe, wie für die tollkühnen Rei-
    senden.
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    Gewiß hätte die ›Albatros‹, wenn sie ihren Flügelschlag
    beschleunigte, diese über den Ozean aufgetürmten Eisberge
    ebenso überfliegen können, wie die auf dem Festland des
    Polarkreises aufragenden Gebirge – wenn es überhaupt ein
    Festland ist, was das Südende der Erdachse überdeckt. Doch
    entschieden würde er nicht gewagt haben, inmitten der fins-
    teren Polarnacht auch einer Polarluft Trotz zu bieten, die
    sich zuweilen bis 60 Grad unter Null abkühlen kann.
    Nachdem sie also etwa 100 Kilometer nach Süden vor-
    gedrungen war, wandte sich die ›Albatros‹ nach Westen, so,
    als ob sie die Richtung nach einer unbekannten Insel des
    Archipels des Stillen Ozeans einschlüge.
    Unter ihr breitete sich die flüssige Ebene aus, die zwi-
    schen die Ländermasse Amerikas und Asiens geworfen ist.
    Jetzt hatten deren Fluten jene eigentümliche Färbung ange-
    nommen, die zum Teil dem Ozean den Namen des »Milch-
    meers« erworben hat. In dem Halbdunkel, das die matten
    Sonnenstrahlen niemals wirklich durchdrangen, erschien
    die ganze Oberfläche des Stillen Weltmeers wirklich mil-
    chig weiß. Man hätte ein ungeheures Schneefeld zu erbli-
    cken geglaubt, dessen Bodensenkungen und Erhebungen
    aus dieser Höhe nicht zu erkennen wären. Wäre auch dieser
    ganze Meeresteil durch die Kälte zu einem einzigen Eisfeld
    erstarrt gewesen, der Anblick hätte kaum ein anderer sein
    können.
    Jetzt weiß man, daß es Myriaden leuchtender Teilchen,
    phosphoreszierende Körperchen sind, die diese Erschei-
    nung erzeugen. Merkwürdig blieb nur der Umstand, diesen
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    opalisierenden Massen außerhalb des Indischen Ozeans zu
    begegnen.
    Nachdem das Barometer sich in den ersten Stunden des
    Tages ziemlich hoch gehalten hatte, fiel es plötzlich sehr
    rasch, ein Anzeichen, das für jedes Schiff von ernster Be-
    deutung gewesen wäre, während der Aeronef es außer acht
    lassen konnte. Jedenfalls ließ es aber erkennen, daß in letz-
    ter Zeit ein furchtbarer Sturm die Gewässer des Pazifischen
    Ozeans aufgewirbelt haben mußte.
    Es war gegen 2 Uhr mittags, als Tom Turner auf den In-
    genieur zutrat.
    »Master Robur«, begann er, »sehen Sie da den schwarzen
    Punkt am Horizont? ... Dort, gerade im Norden vor uns ...
    ein Felsen kann das nicht sein?«
    »Nein, Tom, nach dieser Seite zu liegt kein Land.«
    »Dann muß es ein Schiff sein, oder doch irgendein Fahr-
    zeug.«
    Onkel Prudent und Phil Evans blickten nach dem von
    Tom Turner bezeichneten Punkt hinaus.
    Robur ließ sich sein Seefernrohr reichen und betrachtete
    scharf den fraglichen Gegenstand.
    »Es ist ein Boot«, sagte er, »und ich möchte behaupten,
    daß sich Menschen darin befinden.«
    »Schiffbrüchige?« rief Tom.
    »Ja, Schiffbrüchige, die gezwungen gewesen sein werden,
    ihr Schiff zu verlassen«, erklärte

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