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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Renard
    ähnliche Plattform, enthielt alles für Luftschiffer notwen-
    dige Gerät und Werkzeug, physikalische Instrumente, Taue,
    Anker, Rollen usw., außerdem die Apparate, Batterien und
    Akkumulatoren, die seine mechanische Kraft lieferten.
    Diese Gondel trug vorn eine Schraube und hinten neben
    einer gleichen Schraube ein Steuerruder. Aller Wahrschein-
    lichkeit nach mußte jedoch die Arbeitsleistung der Maschi-
    nen des ›Go ahead‹ weit hinter derjenigen der Apparate der
    ›Albatros‹ zurückbleiben.
    Der ›Go ahead‹ war nach vollendeter Füllung nach der
    Waldblöße im Fairmont Park übergeführt worden, d.h. ge-
    nau nach derselben Stelle, an der früher der Aeronef einige
    Stunden gelegen hatte.
    Wir brauchen wohl nicht zu betonen, daß ihm die Auf-
    triebskraft durch das leichteste aller Gase verliehen worden
    war. Das gewöhnliche Leuchtgas entwickelt pro Kubikmeter
    nur eine Hebekraft von etwa 700 Gramm – was gegen die
    umgebende Luft nur einen unbeträchtlichen Gewichtsun-
    terschied darstellt. Das Wasserstoffgas dagegen besitzt bei
    gleichem Volumen eine auf etwa 1.100 Gramm zu schät-
    zende Steigekraft. Solches, nach dem Verfahren und in den
    Spezialapparaten des berühmten Henry Giffard dargestellte
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    reine Wasserstoffgas erfüllte den ungeheuren Ballon. Da der
    ›Go ahead‹ nun einen Fassungsraum von 40.000 Kubikme-
    ter besaß, so entsprach die Steigkraft seines Gases einem
    Gewicht von 40.000 mal 1.100 Gramm oder 44.000 Kilo-
    gramm.
    Am Morgen des 20. April war alles bereit. Um 11 Uhr
    schon schwankte der riesige Aerostat wenige Fuß über dem
    Boden und fertig, sich in die Luft zu erheben, majestätisch
    hin und her.
    Es herrschte ein prächtiges und wie eigens für diesen
    Versuch gemachtes Wetter. Vielleicht wäre eine etwas grö-
    ßere Windstärke wünschenswerter gewesen, da sie die
    Probe beweiskräftiger gestaltet hätte. Man hat ja niemals
    bezweifelt, daß ein Ballon in ganz ruhiger Luft nach Belie-
    ben gelenkt werden könne, in bewegter Atmosphäre ist das
    aber eine andere Sache und nur unter solchen Verhältnissen
    sollten derartige Proben ausgeführt werden.
    Genug, jetzt war weder Wind zu verspüren, noch deu-
    tete etwas darauf hin, daß solcher auftreten würde. An je-
    nem Tag sandte Nordamerika aus seinem unerschöpflichen
    Vorrat ausnahmsweise keinen Sturm nach dem westlichen
    Europa, und niemals hätte ein Tag günstiger als dieser zur
    Ausführung eines solchen aeronautischen Experimentes
    gewählt werden können.
    Kaum brauchen wir die ungeheure, im Fairmont Park
    aufgestaute Menschenmenge, ebensowenig die zahlreichen
    Bahnzüge zu erwähnen, die Ströme von Neugierigen aus al-
    len Nachbarstaaten über Philadelphia ergossen hatten; auch
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    nicht die Unterbrechung jeder industriellen und kommerzi-
    ellen Tätigkeit, die es allen – Chefs, Beamten, Handwerkern,
    Männern und Frauen, Greisen und Kindern, Kongreßmit-
    gliedern, Vertretern der bewaffneten Macht, Magistratsper-
    sonen, Reportern, weißen und schwarzen Eingeborenen,
    die auf der Waldblöße zusammengelaufen waren – gestat-
    tete, diesem Schauspiel beizuwohnen. Oder sollten wir das
    geräuschvolle Durcheinanderwogen dieser Volksmengen
    schildern, die unerwarteten Bewegungen, das plötzliche
    Drängen und das Jauchzen und Rufen des Mobs? Sollen
    wir die Hipp! Hipp! Hipp! nachzählen, die von allen Seiten
    gleich dem Krachen von Feuerwerkskörpern laut wurden,
    als Onkel Prudent und Phil Evans auf der mit dem ameri-
    kanischen Sternenbanner geschmückten Plattform erschie-
    nen? Oder müßten wir es erst besonders aussprechen, daß
    der größte Teil dieser Neugierigen vielleicht nicht gekom-
    men war, um den ›Go ahead‹ zu sehen, sondern um sich die
    zwei außerordentlichen Männer zu betrachten, um welche
    die Alte Welt die Neue beneidete?
    Warum aber nur zwei und nicht drei? Warum nicht auch
    Frycollin? – Das kam daher, daß Frycollin die Reise mit
    der ›Albatros‹ für seine Berühmtheit als genügend erach-
    tete und er die Ehre, seinen Herrn zu begleiten, bescheiden
    abgelehnt hatte. Er bekam also keinen Anteil von den tollen
    Jubelrufen, die den Vorsitzenden und den Schriftführer des
    Weldon-Instituts empfingen. Es versteht sich von selbst, daß
    von allen Mitgliedern der berühmten Gesellschaft keiner
    auf dem für diese reservierten Platz innerhalb der Pfähle
    — 314 —
    und Leinen fehlte, die einen Teil der Lichtung abgrenzten.
    Hier waren Truk Milnor,

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