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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fühlen lassen? Und
    wer konnte sich gesichert wähnen gegen etwaige Angriffe
    jenes allmächtigen Beherrschers des Luftmeers?
    Da durchlief am 28. September eine Neuigkeit die ganze
    Stadt: Onkel Prudent und Phil Evans sollten danach am
    Nachmittag in der Privatwohnung des Vorsitzenden vom
    Weldon-Institut wieder aufgetaucht sein.
    Das Merkwürdigste an dieser Botschaft war, daß sie sich
    bestätigte, obgleich die meisten nicht daran glauben woll-
    ten.Dennoch mußte man sich der Tatsache fügen. Das waren
    die beiden Verschwundenen in Person – nicht ihre Schat-
    ten – und auch Frycollin war mit ihnen zurückgekehrt.
    Die Mitglieder des Clubs, darauf deren Freunde und
    endlich eine ungeheure Volksmenge strömten vor Onkel
    Prudents Haus zusammen. Alle begrüßten mit Jubelruf die
    beiden Kollegen, die unter Hurras und Hipps von Hand zu
    Hand getragen wurden.
    Hier befand sich Jem Cip, der sein Frühstück – geröstete
    Brotschnitten mit gekochtem Lattich – verlassen hatte, und
    auch William T. Forbes nebst seinen beiden Töchtern Miss
    Doll und Miss Mat. Wäre Onkel Prudent Mormone gewe-
    sen, heute hätte er sie alle beide zu Frauen bekommen; doch
    das war er nicht und hatte auch nicht die geringste Absicht,
    es je zu werden. Hier waren ferner Truk Milnor, Bat T. Fyn
    und endlich die übrigen Mitglieder des Clubs. Es ist noch
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    bis zum heutigen Tag ein Rätsel geblieben, wie Onkel Pru-
    dent und Phil Evans lebend aus den Tausenden von Armen
    hatten hervorgehen können, die sie bei ihrem ersten Gang
    durch die Stadt ebenso viele Male zu erdrücken drohten.
    An eben jenem Abend sollte das Weldon-Institut seine
    gewohnte wöchentliche Sitzung abhalten. Man rechnete da-
    mit, die beiden Kollegen ihre früheren Plätze wieder ein-
    nehmen zu sehen. Da sie übrigens von ihren Abenteuern
    bisher noch nichts erzählt hatten – vielleicht hatte der Zu-
    drang der Leute ihnen gar nicht die nötige Zeit gewährt – so
    hoffte man auch, daß sie nun von den gehabten Eindrücken
    während jener unfreiwilligen Reise berichten würden.
    In der Tat hatten sich beide aus irgendeinem Grund bis-
    her ganz stumm verhalten, und stumm blieb auch der Die-
    ner Frycollin, den seine Stammesgenossen vor toller Erre-
    gung fast gevierteilt hätten.
    Was die beiden Kollegen noch nicht gesagt und vielleicht
    hatten sagen wollen, war folgendes:
    Wir brauchen wohl kaum auf die dem Leser bekann-
    ten Vorgänge in der Nacht vom 27. zum 28. Juli zurückzu-
    kommen; auf die kühn ausgeführte Flucht des Vorsitzen-
    den und des Schriftführers vom Weldon-Institut, auf ihre
    lebhafte Erregung bei Durchwanderung der felsigen Insel
    Chatam, den auf Phil Evans abgefeuerten Gewehrschuß, auf
    das durchschnittene Ankertau und die ›Albatros‹, die da-
    mals, ihrer Antriebsschrauben entbehrend, durch den Süd-
    ostwind weit fortgetrieben und gleichzeitig zu großer Höhe
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    gewissermaßen emporgeschnellt wurde. Darauf war sie bald
    aus ihrem Gesichtskreis entschwunden.
    Die Flüchtlinge hatten nun nichts mehr zu fürchten. Wie
    hätte Robur nach der Insel zurückkehren können, da seine
    Schrauben noch 3 bis 4 Stunden außerstande waren, zu
    funktionieren?
    Nach Ablauf dieser Zeit aber mußte die durch die Explo-
    sion zerstörte ›Albatros‹ zum elenden, auf dem Meer trei-
    benden Wrack geworden sein, und diejenigen, die sie trug,
    waren jedenfalls nur noch in Stücke gerissene Leichen, die
    auch der Ozean nicht wieder herausgeben konnte.
    Der entsetzliche Racheakt mußte dann vollkommen ge-
    lungen sein. Da Onkel Prudent und Phil Evans sich als im
    Zustand der Notwehr betrachteten, litten sie wegen dieser
    Tat an keinen Gewissensbissen.
    Phil Evans war durch die von der ›Albatros‹ aus entsen-
    dete Kugel nur leicht verletzt worden. Alle drei wanderten
    also am Ufer hinauf, in der Hoffnung, Eingeborene anzu-
    treffen.
    Diese Hoffnung sollte nicht getäuscht werden. Etwa 50
    halbwilde, vom Fischfang lebende Einwohner siedelten an
    der Westküste Chatams. Sie hatten den Aeronef nach der
    Insel herabkommen sehen und bereiteten den Flüchtlingen
    einen Empfang, wie sie ihn als übernatürliche Wesen ver-
    dienten. Man betete sie an, mindestens fehlte daran nicht
    viel, und brachte sie in der größten und schönsten Hütte
    unter. Frycollin fand gewiß niemals wieder eine solche Ge-

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    legenheit, die Rolle als Gott der Schwarzen spielen zu kön-
    nen.Wie sie angenommen hatten, sahen Onkel

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