Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
funktionieren wollte. Sie fungierte derweil als Bürovorsteherin, leitete die Vorrats- und Ausrüstungsbestellungen der Prospektoren an die entsprechenden Lagerzonen weiter und sorgte dafür, dass das Material in die Schiffe verladen und zu den Leuten geschickt wurde, die es bestellt hatten.
Und dann war da noch das Rechnungswesen. Die Bergleute waren in der Regel kein Problem: Die meisten von ihnen standen auf der Gehaltsliste von Konzernen, sodass die geschuldeten Beträge automatisch von den Gehaltszahlungen einbehalten wurden. Die Unabhängigen bekamen freilich keine Gehaltsschecks, von denen man etwas einbehalten konnte. Sie waren noch immer auf der Suche nach einem Asteroiden, den sie auszubeuten vermochten, und hofften auf das große Glück.
Aber sie brauchten genauso Luft zum Atmen und Essen wie jeder Bergmann, der eine Mine ausbeutete. Lars bestand darauf, dass Amanda ihnen Kredit gewährte und wartete auf den Moment, dass sie einen Treffer landeten.
Schon komisch, wie das System funktioniert, sagte Amanda sich. Die Prospektoren träumen davon, ein Vermögen zu machen. Und wenn sie einen Erfolg versprechenden Asteroiden finden, müssen sie einen Vertrag schließen, um sein Erz zu schürfen. Erst in diesem Moment wird ihnen bewusst, dass sie sich glücklich schätzen können, wenn sie überhaupt die Gewinnschwelle erreichen. Die Preise für Metalle und Mineralien gingen rauf und runter wie auf einer Achterbahn ‒überwiegend runter. Es gab immer wieder Streiks, und die Warenterminbörsen auf der Erde glichen Spielkasinos, in denen wild spekuliert wurde, obwohl der Globale Wirtschaftsrat mit aller Macht versuchte, die Lage unter Kontrolle zu halten.
Dennoch gab es gerade so viele richtig große Funde, dass die Dollarzeichen in den Augen der Prospektoren nicht verblassten. Sie suchten weiter verbissen nach dem einen Asteroiden, der ihnen ein Leben in Reichtum ermöglichte.
Amanda hatte aber gelernt, dass der wirkliche Weg zum Reichtum darin bestand, als Lieferant für die Prospektoren und Bergleute zu fungieren, die in stetig steigender Zahl zum Gürtel zu strömen schienen. Sie machten die eigentliche Arbeit. Aber die Leute hier auf Ceres waren diejenigen, die reich wurden. Lars hatte mit der Helvetia GmbH schon ein kleines Vermögen gemacht. Humphries' Leute häuften auch immer größere Summen auf ihren Bankkonten an. Selbst die Zwillinge mit ihrem VR-Bordell waren bereits Multimillionäre.
Den großen Reibach machten aber die Konzerne. Astro und Humphries Space Systems sackten den größten Teil des Geldes ein; Amanda wusste, dass nur ein kleiner Prozentsatz davon bei Leuten wie Lars und ihr hängen blieb.
Amanda massierte sich den schmerzenden Rücken. Er war steif vom stundenlangen Starren auf den Bildschirm. Mit einem müden Seufzer beschloss sie, Feierabend zu machen. Lars würde auch bald kommen. Zeit, sich zu waschen, einen frischen Overall zum Abendessen anzuziehen und hinterher vielleicht noch in den Pub zu gehen. Bevor sie für heute Schluss machte, ging Amanda aber noch einmal die Liste der empfangenen Nachrichten durch, die ihrer Aufmerksamkeit bedurften. Routinekram. Nichts dabei, was sofort hätte beantwortet werden müssen.
Dann fiel ihr jedoch auf, dass eine Nachricht nicht von den Schiffen gekommen war, die den Gürtel durchpflügten, sondern von Selene. Vom Hauptquartier von Humphries Space Systems.
Am liebsten hätte sie die Mitteilung ignoriert. Oder gleich gelöscht. Dann sah sie jedoch, dass sie an Lars adressiert war und nicht an sie. Sie war aber nicht als persönlich markiert und trug auch nicht Martin Humphries' Signatur. Also macht es nichts, wenn ich sie lese, sagte Amanda sich. Zumal es sich auch nicht um ein direktes Gespräch von Angesicht zu Angesicht handelte. Sie schaute durch den schmalen Raum in den Spiegel neben dem Bett. In diesem Aufzug werde ich sowieso niemanden beeindrucken, sagte sie sich. Wenn die Nachricht aber von Martin kommt, wurde sie schon vor Stunden aufgezeichnet und abgeschickt. Wer auch immer sie gesendet hat, wird mich nicht sehen.
Sie machte sich auch nicht die Mühe, die Staubmaske abzunehmen, als sie die Nachricht von HSS aufrief.
Der Wandbildschirm flackerte kurz und zeigte dann eine attraktive dunkelhaarige Frau mit ausgeprägten hohen Wangenknochen, die Amanda sich immer gewünscht hatte. Die ID-Zeile unter dem Bild besagte: DIANE VERWOERD, SONDER-ASSISTENTIN DES CEO VON HUMPHRIES SPACE SYS TEMS.
»Mr. Fuchs«, sagte Verwoerds
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