Rock Rats Saga 03 - Astroidenfeuer
werden mir diesen Fuchs ausliefern«, sagte Harbin gepresst,
»oder die Konsequenzen tragen. Sie haben keine fünfzehn Minuten mehr.«
Er unterbrach die Verbindung zur Elsinore . »Status der Laser?«, wandte er sich an den Waffentechniker, der an der Konsole rechts von Harbin saß.
»Sir, wir haben maximale Leistung für alle drei.«
»Bereit, auf mein Kommando zu feuern?«
»Ja, Sir.«
»Gut«, sagte Harbin.
»Vielleicht sollten wir doch eine Entermannschaft zu den ums Habitat geparkten Schiffen schicken«, schlug der Erste Offizier, eine gertenschlanke Japanerin, vor.
»Um nach Fuchs zu suchen?«, fragte Harbin träge. Er verspürte inzwischen eine tiefe Ruhe, fast ein Gefühl der Trance. Die Wirkung der Injektion lässt nach, sagte er sich. Zu viel Stress neutralisiert die Droge. Ich brauche wieder einen Schuss.
»Falls er an Bord eines dieser Schiffe ist, werden wir ihn sicher finden«, sagte der Erste Offizier.
»Was meinen Sie, wie viele Leute wir losschicken könnten? Sechs?
Zehn? Ein Dutzend?«
»Zehn auf jeden Fall. Mit Handfeuerwaffen und Minigranaten bewaffnet. Die Zivilisten in den Schiffen würden es nicht wagen, sich ihnen entgegenzustellen.«
Harbin verspürte einen Anflug von Müdigkeit, die ihm ins Gebein fuhr. Es wäre gut, mal eine Nacht durchzuschlafen, sagte er sich.
Ohne Träume.
»Und was veranlasst Sie zu der Annahme, dass in diesen Schiffen nur Zivilisten sind?«, fragte er laut.
Der Erste Offizier blinzelte hektisch und sagte nach kurzer Überlegung: »Ihre Manifeste zeigen …«
»Glauben Sie wirklich, dass, wenn beispielsweise die Elsinore eine Kompanie Söldner an Bord hätte, das im Manifest verzeichnet wäre?«
Sie schaute Harbin befremdet an, sagte aber nichts.
»Was glauben Sie wohl, weshalb dieser Rotbart uns eine Durchsu-chung seines Schiffs förmlich aufdrängt?«, fuhr er fort. »Das ist offensichtlich eine Falle. Er muss Soldaten haben, die nur darauf warten, sich auf uns zu stürzen.«
»Das …« Der Erste Offizier hielt inne. »Das ist eher unwahrscheinlich, Sir«, sagte sie dann.
»Ja, völlig unwahrscheinlich«, sagte Harbin und grinste sie schief an. »Sie wären Hannibal ein ebenbürtiger Gegner gewesen.«
»Sir?«
Harbin erhob sich vom Kommandantensitz. »Ich bin für ein paar Minuten in meiner Kabine. Rufen Sie mich fünf Minuten, bevor ihre Zeit um ist.«
»Ja, Sir«, sagte der Erste Offizier.
Harbin wusste, dass etwas nicht stimmte. Wenn die Wirkung der Droge verpufft, müsste ich Entzugserscheinungen spüren, sagte er sich. Aber ich bin nur müde. Schläfrig. Habe ich überhaupt den richtigen Stoff genommen? In diesem Zustand kann ich jedenfalls kein Gefecht leiten.
Er ließ den Medizinschrank aufschnappen und überflog mit trü-
bem Blick die restlichen Ampullen, die ordentlich in den Türborden aufgereiht waren. Vielleicht nehme ich auch zu viel, sagte er sich.
Überdosierung. Aber ich kann jetzt nicht damit aufhören. Nicht bevor ich Fuchs erwischt habe. Ich muss ihn unbedingt erwischen.
Er strich mit den Fingerspitzen über die glatten Plastik-Zylinder der Präparate. Etwas Stärkeres. Nur für die nächste halbe Stunde oder so. Dann kann ich mich entspannen und endlich einmal richtig ausschlafen. Im Moment brauche ich aber etwas Stärkeres. Etwas viel Stärkeres.
Habitat Chrysallis
Yanni Ritsos war der Letzte in einer langen Linie von Rebellen und Dichtern. Der nach einem berühmten griechischen Vorfahren be-nannte Yanni war in Zypern geboren und erlebte den tödlichen Biokrieg mit, der die ohnehin geschundene Insel heimsuchte, überlebte den radioaktiven Niederschlag durch die nukleare Verwüstung Is-raels und reiste übers Mittelmeer nach Spanien, wo er wie ein anderer griechischer Künstler seinen Lebensunterhalt verdiente. Anders als El Greco befasste Yanni sich jedoch mit Computersystemen, die Sprachen übersetzten. Er gab sogar etwas von seiner eigenen Dicht-kunst in den Computer ein und ließ sie aus dem Griechischen ins Spanische, Deutsche und Englische übersetzen. Aber er war mit den Ergebnissen nicht zufrieden.
Schließlich kam er nach Ceres – nicht als ein Dichter, sondern als eine Felsenratte. Yanni war entschlossen, ein Vermögen im Asteroidengürtel zu machen. Also überredete er einen ihm bekannten griechischen Geschäftsmann, ihm den Flug zum Gürtel zu finanzieren, damit er sein Glück im Bergbau versuchen konnte. Er kam aber nie weiter als bis zum Habitat Chrysallis in der Umlaufbahn um Ceres.
Dort lernte
Weitere Kostenlose Bücher