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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Tracy, Spitzname »Tramp«, stirbt am Valentinstag 1970 an einer Überdosis Beruhigungstabletten. Er hatte, wohl erzwungenermaßen, zu viele davon geschluckt. Auch dieser Mord, so es denn einer war, wird nie aufgeklärt.
    Für diese Art der brutalen Selbstjustiz gibt es bei den meisten der großen Outlaw Motorcycle Gangs bis heute sogenannte »Enforcer-Teams«, eigene Vollstreckertruppen. Nur sie dürfen – Ehre, wem zweifelhafte Ehre gebührt – bestimmte Abzeichen tragen. In einer Untersuchung des Los Angeles County Sheriff’s Department vom Mai 2010 heißt es, dass diese Abteilungen Mitglieder bei Bedarf disziplinieren und auch umbringen. Diese Teams gehören zu den am besten gehüteten Geheimnissen der Hells Angels.
    Ihr Erkennungszeichen ist ein Stück Stoff, auf dem mit schwarzer Schrift auf weißem Grund »Filthy Few« geschrieben steht. In der Literatur werden auch rot-weiße Abzeichen mit einem doppelten Blitz beschrieben, die den SS-Runen der Nazis ähneln. Die Abteilung Organisiertes Verbrechen des kalifornischen Justizministeriums stellt Anfang der siebziger Jahre fest: »Zu den Filthy Few gehört, wer als Mitglied des Oakland-Charters vor den Augen eines Mitglieds der Filthy Few jemanden für den Club tötet.«
    Es wurde vermutet, dass die »Filthy Few« nicht nur für die Clubehre, sondern auch im Auftrag morden. Dazu wird der Name des Opfers auf einen Zettel geschrieben und der Vollstrecker unter den Gruppenmitgliedern ausgelost. Bewiesen ist das allerdings nicht.
    »The Wild Angels« – Die Höllenengel im Film
    Dass die Hells Angels sich nicht gerade aus Feingeistern zusammensetzen, fällt 1967 auch dem SPIEGEL auf. Anlass ist ein B-Movie aus Hollywood mit Peter Fonda und Nancy Sinatra in den Hauptrollen. »Die wilden Engel« erzählt die Geschichte von »Amerikas Motorradhunnen, die mit Hakenkreuzen bemalt und Ritterkreuzen behängt« auf ihren Harley-Davidsons von Orgie zu Orgie orgeln. Wer dabei stört, dem wird auf die Nase gehauen.
    Einer der bizarren Höhepunkte des Films ist die Beerdigung eines Bikers in einer kleinen Holzkirche im Wald. Der Pfarrer im Film, der die Totenmesse halten soll, ahnt nicht, um wen es sich bei dem Verblichenen und seinen Freunden handelt. Was folgt, ist wieder so ein Tabubruch, typisch für die Rocker-Subkultur.
    Es ist ein feierlicher Moment, als die Lederkutten-Bande den toten Höllenengel, der nicht mit den Haaren im Wind starb, in das Gotteshaus trägt. Der Sarg ist mit einer riesigen Hakenkreuzfahne drapiert. Wohl in Erinnerung an die Bomberpiloten des Zweiten Weltkriegs trägt der Tote eine Fliegerkappe, wenn auch historisch leicht verrutscht: In der Mitte der Kappe ist ein Hakenkreuz aufgenäht. Nachdem der Pfarrer die jungen Rowdys in der Kirche als »Gottes Geschöpfe« gepriesen hat, hält der von Peter Fonda gespielte Anführer mit dem Lebensmotto der Angels dagegen: »Wir wollen Spaß haben!«
    Dann lässt der Regisseur die Totenfeier in eine Biker-Party übergehen. Es wird gesoffen, das Mobiliar zerkloppt und die Witwe vergewaltigt. Die echten Hells Angels beschweren sich später übrigens bei den Filmemachern über die verzerrte Darstellung ihres Lebens.
    Der Streifen läuft auch in Deutschland, mit bizarren Folgen, denn das subkulturelle Event-Kino kommt sogar in der bayerischen Provinz gut an. In Cham sägen 1967 am Vorabend der Heiligen Nacht Unbekannte den zwölf Meter hohen und voll beleuchteten Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz um. Verantwortlich, so werden es Ermittler später herausfinden, sind »Hells Angels«.
    In der Oberpfalz, am Rande der Welt und kurz vor dem Eisernen Vorhang, hatten ein paar Dorfjungs nach einem Kinobesuch beschlossen, es Peter Fonda gleichzutun: Staat und Polizei ablehnen, Mädchen klarmachen und die Dinge des täglichen Bedarfs wie Alkohol und Zigaretten vergesellschaften.
    Wie ihre Vorbilder im Kino nennen sie sich kurzerhand »Hells Angels«. In Kalifornien nachgefragt hatte deswegen natürlich keiner der Burschen. Ein Kochazubi, Spitzname »Jeff«, gibt den Anführer. Sie pinseln einen Totenkopf auf den Tank ihrer Mopeds, und wie bei den Stars auf der Leinwand geht es auch in Bayern schnell zur Sache. Auf einem Gemeindefest werden die Provinz-»Angels« von der Dorfjugend angemacht: »Ihr seid’s doch die gleichen Deppen wie wir!« Das mag ja prinzipiell stimmen, aber ordentlich verprügelt werden die Zivilisten trotzdem.
    Nach diversen Einbrüchen, einer Zechprellerei und der Sache mit dem Weihnachtsbaum zieht

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