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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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erheben.
    Bereits seit geraumer Zeit attackieren die Höllenengel ihre örtliche Motorradclub-Konkurrenz und vor allem deren Anführer Heino B. – es ist eine brutale Politik der Fausthiebe und Messerstiche. So trägt der Dachdecker und zweifache Familienvater B., dessen Ehefrau in Bremen eine Kneipe betreibt, bei einem Angriff im Juli 2003 unter anderem eine lebensgefährliche Verletzung des Dünndarms davon, als ihm ein Unbekannter ein Messer in den Leib rammt. Bei der Polizei jedoch schweigt B. – Rockerehre.
    Im Frühjahr 2006 schließlich ist es genug mit der Zermürbungstaktik, die doch nicht recht fruchten will. Die Hells Angels des Charters »West Side« entscheiden, einen vernichtenden Schlag gegen die Bremer Bandidos zu führen, ohne zu ahnen, dass dessen zwar beabsichtige, aber nicht recht durchdachte Verdrängungswirkung schließlich einen bundesweiten Dauerclinch der Banden mit zahllosen Verletzten und einigen Toten entfesseln wird.
    Am Nachmittag des 22. März rückt das Angels-Rollkommando in Mercedes-Transportern in Stuhr an: Ugur A., Kirsten E., Thomas G., Andreas H., Daniel J., Hans-Jörg K., Andreas M., Christian M., Frank N., Thomas P., Andree P., Kai S., Marcel S., und Olaf W. sind gestandene Männer, wuchtige Kerle, die meisten von ihnen zwischen 30 und 40 Jahre alt. Sie tragen schwarze Sturmhauben und halten Axtstiele in ihren Händen, wie Thomas P. später den Ermittlern berichten wird. Gleich werden sie den verachteten »Tacos«, nennen sie die Bandidos abschätzig, eine unvergessliche Lektion erteilen.
    Die Höllenengel legen sich in einer Werkstatt auf die Lauer, sie wollen trotz Überzahl lieber aus dem Hinterhalt agieren. Die Schrauberhalle bietet den Rockern freie Sicht auf das Clubhaus der Konkurrenten gegenüber, in deren Reihen es offenbar einen Verräter gegeben hat. Jedenfalls wundert sich Kronzeuge P. hinterher darüber, dass der ebenfalls den Bandidos angehörende Hans-Joachim L., genannt »Hansi«, den Rocker-Feinden so freimütig Unterschlupf in seinem Betrieb gewährt hat.
    Doch das gute Dutzend Höllenengel revanchiert sich für die Gastfreundschaft mit einem Akt »extremer Brutalität«, der sogar gestandene Kriminalbeamte schockieren wird. Die Angels lauern fünf Bandidos auf, die sich in ihrem Clubhaus hatten treffen wollen, und überwältigen einen nach dem anderen. Die Feinde werden mit Kabelbindern gefesselt, getreten und mit Knüppeln zusammengedroschen.
    »Brecht ihm die Beine! Brecht ihm seine scheiß Beine«, habe einer seiner »Brüder« geschrien, erinnert sich P. Und in einem abgehörten Telefonat zweier Bandidos sagt eines der Opfer: »Da haben die uns doch einen ganzen Abend lang gequält. Kniescheiben eingeschlagen, zwischendurch Puls gefühlt.« Es ist ein Akt rohester Gewalt, heimtückisch und niederträchtig, der allein dem archaischen Revierdenken der Motorradgangs geschuldet zu sein scheint.
    Zum Schluss nehmen die Hells Angels das Vereinsheim ihrer Kontrahenten auseinander. Sie zerschlagen Vitrinen, sammeln die Clubinsignien der Gegner ein und sind sich auch nicht zu schade, die Portemonnaies ihrer Opfer zu plündern – auch wenn sich darin gerade mal 70 Euro befinden. So jedenfalls erzählt es Thomas P., der nach eigenen Angaben dabei war. Oberstaatsanwalt Hansjürgen Schulz sagt später vor Gericht, Ziel der Attacke sei es gewesen, »den konkurrierenden Motorradclub im Bremer Raum auszuschalten«.
    Unter den fünf stark blutenden und kaum noch ansprechbaren Männern, die eine Streifenwagenbesatzung Stunden später findet, ist auch der Bremer Bandidos-Anführer Heino B. Wieder einmal hat der 1959 geborene Sohn eines landwirtschaftlichen Inspektors und einer Hausfrau für das Rockerdasein seine körperliche Unversehrtheit opfern müssen. Doch diesmal werden die Schmerzen und die Schmach schreckliche Folgen haben.
    Allerdings nicht vor Gericht. Der Prozess, der im Dezember 2008 nur zwei Tage in Anspruch nimmt, ist eine Farce. Die Kammer mag sich offenbar mit der Aufarbeitung strafrechtlicher Lappalien nicht unnötig beschweren – zumal der labile Kronzeuge Thomas P. nach Dissonanzen mit den Ermittlungsbehörden inzwischen nicht mehr aussagen mag.
    Der Saal 127 des Landgerichts Hannover ist hoch und kahl und ungefähr so gemütlich wie die Aula einer Gesamtschule aus den Siebzigern. Da erscheint es passend, dass es vor der 2. Großen Strafkammer zunächst einmal zugeht wie in einem Klassenzimmer. Die 17 Anwälte der Angeklagten signalisieren widerwillig

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