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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Plattenteller zu sehen ist. Wild Bill Moore, ein ehemaliger Boxer, singt einen der ersten Rock ’n’ Roll-Songs der Geschichte: »We’re gonna rock, we’re gonna roll!«
    Ein paar Biker in Kalifornien sind unzufrieden mit ihren Vereinen. Man verabredet sich für den St. Patrick’s Day in San Bernadino. Es ist der 17. März 1948. Mittags klettert das Thermometer auf gerade mal 13 Grad Celsius, leichter Sprühregen mit Seitenwind macht das Fahren nicht gerade zum Vergnügen.
    Auch eine Handvoll Männer um Otto Friedli von den Pissed Off Bastards of Bloomington, die bereits in Hollister Randale gemacht haben, sind dabei. Friedli, ein ehemaliger Mechaniker der US -Armee, erinnert sich später, dass er nur einen Kumpel begleitet, weil der mit einer alten Freundin verabredet ist. Am Ende des Treffens gibt es einen neuen Motorradclub: Die Hells Angels sind geboren.
    »Das waren nur ein paar Jungs, die Spaß haben wollten«, so Friedli über den neugegründeten Club zu einem Reporter der »Santa Barbara News-Press«. Von Bomberpiloten, die angeblich dabei waren, ist nichts überliefert. Zwar nennt selbst der Pressesprecher der Hells Angels Deutschland, »Django« Triller, im Interview die »Mitglieder der Bomberstaffeln, die einst Deutschland bombardierten« als Gründer des Clubs, Belege dafür hat er jedoch keine.
    Zur Anzahl der Mitglieder im ersten Charter der Hells Angels sind keine verlässlichen Zahlen überliefert. In den ersten Jahren beschränkt sich der Club auf Kalifornien. Es bilden sich ein paar Ableger, in Fresno und San Francisco, aber viel hat man nicht miteinander zu tun. Von einer »Bruderschaft«, wie die Hells Angels sich später verstehen werden, sind diese ersten Gruppen weit entfernt.
    Erst Mitte der sechziger Jahre darf das erste Charter außerhalb Kaliforniens aufmachen, dann wird quer durch die USA expandiert. Alle Neugründungen müssen sich zuvor bewerben. Es wird geprüft, ob sich die Hells Angels auf die Kandidaten verlassen können, ob sie zum Club passen. Über die Vollmitgliedschaft wird erst nach einer Probezeit, ganz demokratisch, abgestimmt. Bald darauf dürfen sich auch Europäer zur Gang bekennen. Peter Welsh eröffnet 1969 das erste Charter in England, im Jahr darauf dürfen sich einige Schweizer Hells Angels nennen.
    Otto Friedli, der Höllenengel der ersten Stunde, wird in den sechziger Jahren in den Knast wandern. Das war schon damals kein Vergnügen, auch wenn er Glück hatte und von Sing-Sing oder Alcatraz verschont blieb. Als schwerer Junge muss man sich im Gefängnis behaupten, denn gilt man als Schwächling, wird man schnell zum Opfer. Trost kann man bei Gott finden. Friedli findet reichlich davon und glaubt fortan – es klingt wie ein Märchen – an den Herrn im Himmel. Wobei es die Bibel ist, die ihm heimleuchtet, und nicht der »Zigarren kauende Prediger im Knast«, wie er betont.
    Einzig seine Liebe zum Motorradfahren überdauert die Bekehrung, nur dass statt eines Totenkopfs nun ein Kreuz mit den Worten »Harley-Davidsons for Christ« seine schwarze Lederjacke schmückt. »Ich würde mein neues Leben mit Gott nicht für einen Tag mit den Hells Angels tauschen«, so resümiert Friedli, in Ehren ergraut, 2008 sein Leben.
    Auf den Tag genau 60 Jahre nach dem Treffen in San Bernadino und der Gründung der Hells Angels stirbt er, mit sich und dem Leben im Reinen. Auf seinem Grab ein letzter Gruß als Erinnerung an die längst vergessene Zeit: »Bye-bye, suckers, see you in Heaven.«
    Who the fuck is Sonny Barger? Wie alles begann
    Sonny Barger ist Gott. Zumindest für die Hells Angels. Für die US -Polizei ist er jedoch der Leibhaftige. Jede Geschichte über die Höllenengel beginnt mit dem am 8. Oktober 1938 in Modesto, Kalifornien, geborenen Biker. Er ist der prominenteste lebende Rocker der Welt. Ein schmächtiges Kerlchen mit glattrasiertem Kopf, Schnauzbart und wachen Augen.
    Barger stammt, was typisch für Outlaw-Biker ist, aus zerrütteten Familienverhältnissen. Die Mutter brennt mit einem Busfahrer durch, als Barger noch ein Baby ist, sein Vater, ein schwerer Alkoholiker, kommt später mit dem Halbstarken nicht zurecht. Mit siebzehn fälscht Barger seine Geburtsurkunde, geht in die Armee und steht, als dieser erste große Schwindel seines Lebens auffliegt, mittellos auf der Straße.
    Mit dem Kauf einer Harley-Davidson aus Militärbeständen nimmt Bargers Leben eine Wendung. Als eine Art Ersatzfamilie und inspiriert durch den Film »The Wild One« gründet er den

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