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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Motorradclub Oakland Panthers. 1957 führt er die Panthers mit anderen kalifornischen Motorradclubs unter dem Logo des Death Head, des Totenkopfs, zusammen und wird zum legendären Chef der Hells Angels.
    An Bargers Seite steht damals George Wethern, ein muskulöser Bursche, 1,83 Meter groß, knapp 100 Kilo schwer und für jede Prügelei zu haben. Wethern macht schnell Karriere bei den Rockern, denn er hat einen entscheidenden Vorteil: Niemand schlägt so schnell zu wie er. Fairplay spielt bei den unzähligen Kneipenprügeleien, die die Bande damals austragen, keine Rolle.
    Wethern kämpft, wie alle anderen auch, mit Ketten, Schraubenschlüsseln und Rasiermessern. Hauptsache, siegreich. Er ist auch dabei, als konkurrierende Motorradclubs wie die Paisano Boys oder die Hayward Angels von seiner Gang derart verprügelt werden, dass sie sich auflösen. Die Hells Angels werden zur beherrschenden Macht in Kalifornien, gefürchtet von den anderen Clubs und gejagt von der Polizei.
    Auch Wethern, der schnell zu Bargers Stellvertreter aufsteigt, kommt aus einer sozial auffälligen Familie. Wethern fliegt mehrmals von der Schule, und auch er scheitert in der Armee, bevor er sich den Hells Angels in Oakland um Barger anschließt.
    »Jetzt war ich kein Schulabbrecher mehr, kein entlassener Soldat, ich war ein Hells Angel«, beschreibt Wethern das Gefühl nach seiner Aufnahme bei den Rockern. Der Motorradclub bietet ihm und anderen Außenseitern eine neue Heimat – und mehr als das: Er gibt ihnen einen Sinn und beschert ihnen Prestige.
    In der Gegend um San Francisco existieren damals viele Motorradclubs, etwa die Mofos, die Presidents oder die Gypsy Jokers. Doch keine Truppe ist so wild wie die Hells Angels. Sie rasieren sich die Köpfe, tragen Kettenpeitschen und rennen mit Nazihelmen, Hakenkreuzen und SS -Runen herum. Anfang der sechziger Jahre breitet sich der Verein in den gesamten USA aus.
    Es werden vor allem die diversen Hollywoodfilme wie »The Wild One«, »The Wild Angels« oder »Devil’s Angels« sein, die zur Heroisierung der Rocker beitragen. Die Filme zeichnen ein Bild der Gang, das auf Jahre fortwirken wird, mit Helden, die sich wie echte Outlaws benehmen, bereit, es mit jedem zu jeder Zeit aufzunehmen. Eine rüpelige Subkultur, die vor nichts und niemandem zurückschreckt, »One Percenter« eben.
    Hells Angel zu sein ist damals übrigens nicht teuer: Die wöchentliche Clubmitgliedschaft kostet gerade einmal 50 Cent. Sind 50 Dollar in der Clubkasse, schmeißen die Rocker eine Party. Drogen, Waffen, Frauen, Gefängnis und jede Menge Tote und Verletzte werden in den nächsten Jahren das Leben der Hells Angels, das Leben von Sonny Barger und George Wethern bestimmen. »I can’t get no satisfaction« ist die Hymne dieser Biker-Generation.
    Von Vietnam nach Altamont – Hells Angels und Hippies
    Die politische Welt teilt sich damals in zwei große Lager. Die großen diktatorischen Regime in der Sowjetunion und China unterstützen ihre kommunistischen »Bruderländer«, wo und wie es nur geht. Die Demokratien dagegen versuchen, den Einfluss der Kommunisten zurückzudrängen. Stellvertreterkriege werden geführt, in die die großen Weltmächte sich einmischen, auch wenn sie nicht immer direkt involviert sind. So auch in Vietnam, das wie Deutschland und Korea ein geteiltes Land ist. Der kommunistische Norden will sich gegen den von den USA gestützten Süden behaupten.
    Anfang August 1964 kommt es im Golf von Tonkin zu einem militärischen Zwischenfall, den die USA als Vorwand nutzen, um ihr Engagement in Vietnam auszuweiten. Bald starten US -Maschinen zum Angriff auf nordvietnamesische Ziele, US -Präsident Lyndon B. Johnson lässt sich vom Kongress freie Hand geben. Der Vietnamkrieg wird eine ganze Generation polarisieren.
    Ein Jahr später wollen auch die Hells Angels in diesem Kampf nicht länger abseitsstehen. Vielleicht muss die Legende von den Piloten aus dem Zweiten Weltkrieg gepflegt werden, vielleicht ist Sonny Barger auch nur besonders stoned von einem LSD -Trip der Extraklasse, jedenfalls schreibt der Angels-Boss an den US -Präsidenten Johnson, sozusagen von Präsi zu Präsi, einen Brief und verkündet im Namen der Hells Angels: »Wir melden uns freiwillig zum Dienst in Vietnam. Wir haben das Gefühl, dass eine Brechertruppe, bestehend aus gut trainierten Gorillas, den Vietcong demoralisieren und der Freiheit dienen wird. Wir stehen ab sofort bereit, unsere Pflicht zu übernehmen.« Die Einsatzfreude

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