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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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erkannten bereits 2010 »ein verbreitetes Engagement in gastronomischen, bordellartigen oder szenetypischen Betrieben wie Tattoo- und Piercingstudios, Motorradhandel und Sicherheitsunternehmen«. Allein Mitglieder der Hells Angels besaßen demnach 118 Firmen in Deutschland. Als besonders erfolgreich gelten dabei Hannovers und Frankfurts Höllenengel, die sich eine herausgehobene Stellung im Rotlicht sichern konnten. So sollen einige Hessen bundesweit an FKK -Clubs beteiligt sein.
    Viele Rocker jedoch, so analysiert das BKA , verdienten ihr Geld »unter Anwendung von Gewalt«. Es sei daher denkbar, dass die Clubs auf diese Weise auch bei erlaubten Geschäften einen »territorialen und finanziellen Machtzuwachs« gegenüber konkurrierenden Banden anstrebten.
    Nicht alle Biker sind also Kriminelle und Milieugrößen. Es gibt zahlreiche Mitglieder der Motorradclubs, die bürgerlichen Berufen nachgehen. Sie arbeiten unter anderem als Lkw-Fahrer, Elektriker, Lageristen, Kneipiers, Abbruchunternehmer, Dachdecker, Mechaniker, Grafiker und Klempner. Sie vertreiben Energy-Drinks und führen Event-Agenturen. Es gibt sogar einen guten Fotografen bei den deutschen Hells Angels. »Im Grunde genommen«, sagt ein Kriminalist, »machen die alles, was Geld bringt.« Und lieber noch machen sie alles, was viel Geld bringt.
    Big Business
    Besonders eindrucksvoll ist es in den vergangenen Jahren Hannovers oberstem Höllenengel Frank Hanebuth gelungen, nicht nur die Konkurrenz weg-, sondern sich auch in die besten Kreise vorzubeißen. Wenn der Hüne etwa anlässlich seines Geburtstages einlud, folgten einflussreiche Männer wie Staranwalt und Gerhard-Schröder-Intimus Götz von Fromberg dem Ruf des »Langen«. Auch andere Honoratioren zeigten sich jahrelang öffentlich mit dem Hells Angel, während bürgerliche Geschäftsleute die Durchsetzungsstärke des Ex-Boxers priesen, der den Kiez an der Leine, das Steintorviertel, angeblich befriedet habe.
    Unternehmerisch hatten sich die Rocker in Hannover gut eingerichtet, einige von ihnen sollen es gar zu Millionären gebracht haben. So waren Hells Angels nicht nur an Bordellen und Bars, sondern auch an einem Immobilienunternehmen, einer Getränkevertriebsgesellschaft (»Original 81«) und mehreren Security-Unternehmen beteiligt. Bei Großveranstaltungen in Hannover sorgten polizeibekannte Schläger für die »Sicherheit« der Besucher.
    Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamts ( LKA ) gingen Rockergruppen in Niedersachsen »arbeitsteilig, gezielt und systematisch vor«. Sie seien zum Teil wie Unternehmen aufgestellt und verfügten über »hochkarätige Anwälte, PR-Profis und weitere Spezialisten«. Es liege die Vermutung nahe, dass »illegale Einnahmequellen durch legale Aktivitäten überdeckt« würden.
    Der damalige Rocker-Sonderermittler des LKA , Volker Kluwe, warnte bereits 2009 in mehreren Interviews vor den Entwicklungen in der Rockerszene Hannovers. In einem »Drei-Phasen-Modell« sei es den Hells Angels gelungen, tief in die Wirtschaftsstruktur der niedersächsischen Landeshauptstadt einzudringen. Obwohl sie dort nun unter anderem mit legalen Geschäften viel Geld verdienten, sei es dennoch »reine Organisierte Kriminalität«, der die Hells Angels nachgingen. Für die Polizei werde es immer schwieriger, den inzwischen im Geschäftsleben etablierten Rockern Straftaten nachzuweisen.
    Gegen diese Äußerungen wehrte sich Angels-Boss Frank Hanebuth umgehend und forderte Kluwe über ein Schreiben des Rechtsanwalts Götz von Fromberg zum Wahrheitsbeweis für seine Aussagen auf. Großzügig bot das Duo aus Rocker und Rechtsanwalt dem Ermittler ein Gespräch an. Doch darauf ließ sich Kluwe nie ein.
    Welche Wirkung der geschäftliche Erfolg und die langjährige Dominanz der Hells Angels in Hannovers Szeneviertel hatten, bekam ein Unternehmer vor einigen Jahren zu spüren. Der Gastronom wollte zu einem Fest am Steintor einen Delikatessenstand aufbauen. Man habe ihm jedoch deutlich gemacht, sagte er, dass er dazu nicht nur die Genehmigung der zuständigen Behörden brauche, sondern auch das Plazet des Rockerkönigs Frank Hanebuth. »Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich das hörte«, empörte sich der Betroffene. »Wo leben wir denn eigentlich?«
    Doch inzwischen ist die Stimmung in Hannover gekippt. Die öffentliche Ächtung der Rocker, die Aufrufe von Polizei und Gewerkschaften, Läden und Produkte der Hells Angels zu boykottieren, erschwerten die Geschäfte der Bande. Zwar brachte die

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