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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Entscheidung Hanebuths, seine Sicherheitsfirma aus dem Amüsierquartier zurückzuziehen, kurzzeitige Entlastung. Doch am Ende musste er die Existenz seines bisherigen Charters »Hannover« opfern, um das Wohlergehen des gesamten Clubs in Deutschland zu gewährleisten. Viele Geschäfte der Hells Angels blieben davon jedoch unberührt – sie liefen einfach weiter.
    Die Bandidos GmbH
    Peter Maczollek und Leslav »Les« Hause sind für den Bandidos MC »Germany« so wichtig wie Uli Hoeneß für Bayern München oder Ferdinand Piëch für VW . Ohne die beiden Männer aus dem Ruhrgebiet läuft nichts bei den rot-goldenen Rockern in Deutschland.
    Die Polizei wollte vor einigen Jahren beweisen, dass Maczollek und Hause die Köpfe einer kriminellen Vereinigung sind. Das Bochumer Kriminalkommissariat 21 hörte deshalb Telefone ab, verwanzte das Clubhaus der Rocker und überwachte deren E-Mail-Verkehr.
    Die Ermittlungsakten belegten den Verdacht der Beamten zwar nicht, aber sie zeigen auf eindrückliche Art und Weise, wie die Bandidos im Ruhrgebiet ihre Macht im Rotlichtmilieu sichern und ihren zweifelhaften Ruf als harte Kerle für (halb-)legale Geschäfte nutzen. So verleihen sie Geld zu horrenden Zinsen und agieren im Hintergrund von Großveranstaltungen. Zudem sorgen sie dafür, dass Schnitzel und Wurst beim Discounter schön billig bleiben – wenn auch zu einem hohen Preis.
    Die Realität in deutschen Schlachthöfen ist grausam, nicht nur für die Tiere. Damit an einem Standort täglich bis zu 20000 Schweine als Koteletts und Würstchen enden, müssen mehr als 3000 Arbeiter die Tiere schlachten, das Fleisch zerteilen und am Ende die Hallen reinigen. Die meisten von ihnen sind osteuropäische Niedrigstlohnkräfte – angestellt bei polnischen oder rumänischen Sub-Subunternehmern der deutschen Schlachthofbetreiber.
    Es gibt jedoch auch einige deutsche Geschäftemacher, die den gnadenlosen Preiskampf angenommen haben. Zu ihnen gehören die Bandidos-Häuptlinge Maczollek und Hause. Wie aus ihren abgehörten Telefonaten hervorgeht, spielen die Rocker seit geraumer Zeit eine entscheidende Rolle in dieser wenig appetitlichen Sparte der Nahrungsmittelindustrie. Demnach stellen Maczollek und Hause Arbeiterkolonnen zusammen, die das zerstückelte Fleisch portionieren und die Zerlegebetriebe säubern. »Peter kontrolliert die Verpackung, ich mach die Reinigung«, sagt Hause zu einem Bandido im Clubheim, während die Bochumer Kripo mithört.
    Maczollek und Hause steuern regelmäßig Schlachthöfe an und kontrollieren, ob ihre Kolonnen die geforderte Leistung erbringen. Sie beordern beispielsweise per Handy den Vorarbeiter »Cowboy« und dessen »zehn Griechen« für sechs Euro Stundenlohn zur Fleischverarbeitung nach Duisburg. Ein Bandidos-Unterstützer fährt die Kolonnen in einem firmeneigenen Minivan herum.
    Einem Mann, den die Rockerbosse zum Vorarbeiter machen wollen, offenbart Hause daher bei einem Gespräch im Clubheim die Kunst der niedrigen Lohnkosten: »Die Arbeiter kassieren Arbeitslosengeld oder sind auf 400-Euro-Basis eingestellt. Den Rest kriegen sie schwarz.« Dieser offensichtliche Betrug ist aktenkundig, angeklagt werden die Männer dafür allerdings nie. Denn abgehörte Gespräche lassen deutsche Richter nur als Beweise zu, wenn es um schwere Straftaten wie Mord oder Drogenhandel geht, nicht bei Schwarzarbeit.
    Auf den Schlachthöfen und in den Zerlegebetrieben arbeiten viele ungelernte Hilfsarbeiter, oftmals sind es gering qualifizierte Menschen, die sich in ihrem Berufsleben nicht gerade Zuverlässigkeitspreise erworben haben. Ein hochrangiger Bandido erklärt, warum Rocker die richtigen Vorgesetzten in diesem Milieu sind: »Solche Leute brauchen klare Ansagen. Wenn da ein Waschlappen vorne steht, machen die, was sie wollen.«
    Als Bosse der Bandidos leiden die dicken Kumpels Maczollek und Hause sicher nicht unter fehlender Autorität. Ihre Zugehörigkeit zu der Motorradgang ist sowohl den Arbeitern als auch der Konkurrenz bewusst. Im Ruhrgebiet sind sie so bekannt wie die Schalke-Legenden Ernst Kuzorra und Fritz Szepan.
    Die Rockerchefs binden auch Geschäftspartner an ihre Gang. Marcel G., genannt »der Holländer«, mischt als Subunternehmer auf Schlachthöfen mit. Maczollek und Hause machen ihn 2008 zum »Hangaround« bei den Bochumer Bandidos, denn G. verfügt über viele interessante Geschäftspartner. Aus den abgehörten Telefonaten schließen die Fahnder, dass der »Holländer« mit seinen Kolonnen den

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