Rockfords tödlicher Bluff
Panoramasicht über den größten Teil von Los Angeles einschließlich eines Streifens blauel See. Dancer war ein strengblickender, grauhaariger Manp von ungefähr fünfzig Jahren, der halb nach Manager, halb nach Ganove aussah. Als Rockford hereingebrach wurde, blickte er neugierig hoch.
»Wie heißen Sie?« fragte er knapp »Rockford. Jim Rockford.«
»Cop?«
»Privatdetektiv.«
»Haben Sie irgendeinen Grund, warum ich Sie nich wegen versuchter Körperverletzung festnehmen lasser soll?«
Rockford blickte auf die Männer, die um ihn herum standen, dann auf Dancer.
»Ich muß Sie sprechen«, sagte er. »Ich dachte, ich hau« einen Ihrer Gorillas an. Egal, wie es ausgehen würde - ich käme an Sie heran. Okay, und jetzt bin ich da.«
Dancer seufzte. »Sie haben dreißig Sekunden, Mr Rockford, dann verschwinden Sie. Also werden Sie's los egal, was es ist.«
»Was ich zu sagen habe, ist möglicherweise nicht fü die Ohren Ihrer Gorillas bestimmt.«
»Ist er sauber?« fragte Dancer.
»Yeah«, antwortete einer der Männer.
»Natürlich bin ich sauber«, bemerkte Rockford. »Ich habe gesessen. Die Cops erlauben mir keine Waffe.«
»Gesessen, wie? Was haben Sie angestellt?«
»Bewaffneter Überfall. Lastzug entführt. Fünf Jahre Knast.«
»Sehr interessant. Okay, Jungs, laßt uns allein.«
Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, ging Rockford schnell auf den Schreibtisch zu.
»Vermutlich wäre es Ihnen gar nicht recht, wenn einer der Burschen auf Ihrer Lohnliste Schwarzarbeit macht«, sagte er.
»Schwarzarbeit? Natürlich wäre mir das nicht recht.«
»Ich möchte Ihnen einen Gefallen tun, Mr. Dancer«, sagte Rockford. »Für Sie arbeitet ein Gorilla, der Muzzy Vinette heißt?«
»Wir leben im Zeitalter der Public Relations«, dozierte Dancer und lächelte. »Mr. Vinette ist nicht als Gorilla tätig, sondern als Organisator für eine Gewerkschaft.«
»Wie Sie ihn nennen, ist mir egal.«
»Weiter. Kommen Sie zur Sache.«
»Ich wette, Sie wissen, ob er eine Pistole hat, und wenn ja, wissen Sie auch, was für ein Kaliber.«
»Ich bitte Sie, Rockford. Pistole? Das kam in den dreißiger Jahren aus der Mode«, lächelte Dancer.
»Sie bekommen Ärger, AI«, sagte Rockford. »Ich will Ihnen helfen. Er hat eine Pistole, und wir beide wissen es. Ich glaube, eine Tokarev 7.62 mm. Er hat einen Auftrag angenommen, jemanden zu töten.«
»Tatsächlich?« fragte Dancer kalt. »Wen hat er umgebracht?«
»Mrs. Charles Kirkoff.«
Es dauerte eine Zeitlang, bis Dancer diese Information verdaut hatte.
»Mrs. Kirkoff?«
»Die Gattin von Charles Kirkoff.«
»Mr. Kirkoff und ich hatten eine lange und… nun sagen wir, gewinnbringende Geschäftsbeziehung. Ej verdiente eine Menge Geld, und meine Gewerkschaf auch. Wir waren nicht gerade die besten Freunde, abei das sind Arbeitgeber und Gewerkschaftler selten. Sein! Frau habe ich nie kennengelernt.«
»Wenn die Polizei den Eindruck gewinnt, daß Ihre Ge werkschaft in die Morde verwickelt ist…«
»… was nicht der Fall ist«, ergänzte Dancer.
»Es wäre höchst unvorteilhaft.«
»Warum sollte ich Ihnen glauben?« fragte Dancer.
»Im Zeitalter der Public Relations«, antwortete Rockford, »können Sie es sich kaum leisten, das nicht zu tun.«
»Ist das alles?« wollte Dancer wissen.
»Das ist alles.«
Dancer starrte Rockford an, dann kam er um der Schreibtisch herum, schüttelte ihm die Hand und brachte ihn zur Tür.
»Sie haben recht«, sagte Dancer. »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet.«
»Schicken Sie mir ein Briefchen«, antwortete Rockfor« und ging zum Aufzug.
Unterwegs kam er an zwei der Männer vorbei, die ihr ins Büro gebracht hatten. »Ich glaube, er verlangt nad Ihnen«, grinste Rockford und drückte auf den Fahrstuhlknopf.
Die Männer liefen schnell in Dancers Büro, wo sie ihren Boß mit nachdenklicher Miene hinter seinem Schreibtisch fanden.
»Wo steckt Muzzy?« fragte Dancer.
»Er hat ein Mädchen draußen im Country Club«, sagte einer der Männer. »Ich glaube, er ist dort.«
»Holt ihn!« befahl Dancer. »Holt ihn und bringt alle Waffen mit, die er hat. Bringt ihn her. Und zwar schnell.«
Die Männer nickten und verschwanden eilfertig.
Rockford fuhr äußerst vorsichtig, als er Dancers Männern folgte, die sich durch den dichten Mittagsverkehr quälten. Aus irgendeinem Grund hatte Rockfords Wagen seinen üblichen Mangel an Anstand abgeschüttelt und benahm sich wie ein Ferrari.
Rockford folgte den Männern, die jetzt die
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