Rockfords tödlicher Bluff
Anzug war zerknautscht, aber immer noch tragbar, als er die lange Auffahrt zu de Haus hinauffuhr, das bis vor kurzem das Zuhause des Chefs der Kirkoff Industries gewesen war. Der Tag hatte sich lange hingezogen, und Rockford hatte sich sowohl den Zorn der Leitung des Country Club als auch der Gesetzeshüter zugezogen.
Der Ärger des Club war verständlich: Man macht sich Gedanken darüber, woher die ansehnlichen Beträge kommen sollten, die zur Wiederherstellung der gepflegten Rasenflächen notwendig waren. Verständlich war auch, daß die Polizei wieder mal wütend auf den Privatdetektiv war, der erneut einen abgeschlossenen Fall geknackt hatte.
Natürlich hatte Rockford den Fall nur zur Hälfte gelöst. Aber das reichte, um einigen Polizisten den Tag zu verderben, besonders Captain Harry Dell, der Rockford noch nie gemocht hatte. Dells Vorhaben, vor dem Elk Club eine Rede zu halten, war ins Wasser gefallen, als er erfuhr, daß Rockford Larry Kirkoffs Unschuld am Tode seiner Mutter nachgewiesen hatte.
Dell brüllte Dennis Becker an, der seinerseits wieder Rockford anbrüllte. Rockford war in düsterer Stimmung, als er die Tür von Kirkoffs Villa öffnete; Tyrone, der Neufundländer, lag in genau der gleichen Stellung auf der Schwelle wie am Vortag.
»Er liegt hinter der Tür, damit die Besucher über ihn steigen müssen«, sagte Larry Kirkoff.
Der junge Mann trug ein Hemd aus Satin, auf das ein wichtigtuerischer Importeur aus irgendeinem Grunde das Wappen eines obskuren Zweiges der jugoslawischen Königsfamilie gestickt hatte. Rockford zuckte bei diesem Anblick zusammen.
»Warum lassen Sie das Ding nicht ausstopfen?« fragte er.
»Das Hemd oder den Hund?« fragte Larry zurück.
»Den Hund«, sagte Rockford trocken. »Das Hemd ist schon ausgestopft.«
Kirkoff lächelte schwach und half Rockford, über den Hund zu steigen. »Ich nehme an, Sie sind wegen ihres Geldes hier«, vermutete er.
»Yeah, richtig. Mein Geld. Die zwanzigtausend Dollar«, sagte Rockford.
»Ich habe in Erfahrung gebracht, daß die Polizei einen Mann festgenommen hat«, antwortete Kirkoff. »Einen gewissen Muzzy Vinette.«
»Stimmt. Genauso ist es. Die Ballistiker haben die Pistole untersucht. Es ist die Waffe, mit der Ihre Mutter umgebracht wurde. Seine Freundin hat mich angerufen und in eine Falle gelockt. Ich habe die Nummer ausfindig gemacht.«
Kirkoff seufzte. »Mein Vater hat ihn angeheuert, damit er meine Mutter umbringt. Ich vermute, meine Mutter fand heraus, daß er einen Seitensprung gemacht hatte, und drohte, ihn in der Öffentlichkeit wegen seines sittenstrengen Auftretens zu blamieren… ganz abgesehen von den fünf oder sechs Millionen, die sie in einem Zivilprozeß herausholen wollte. Ich sagte Ihnen bereits, daß er ein kaltblütiger Mann war.«
»Hören Sie, Larry«, sagte Rockford ungeduldig, »rücken Sie die zwanzig Riesen raus, und ich haue ab.«
»Und wer hat nach Ansicht der Polizei meinen Vater auf dem Gewissen?«
»Ich glaube, niemand hegt auch nur den geringsten Zweifel, wer Ihren Vater ermordet hat«, sagte Rockford. »Sie haben ihn ermordet. Sie erfuhren, daß Ihre Mutter umgebracht wurde, errieten, wer dahintersteckte, schnappten sich ein Gewehr und legten ihn um. Ich weiß nicht, ob das Motiv Wut war oder einfach eine günstige Gelegenheit oder beides.«
»Günstige Gelegenheit, Mr. Rockford?«
»Yeah, günstige Gelegenheit, Ihre letzte Chance, das Vermögen zu erben. Ihr Vater hat von Ihnen nicht mehr gehalten als ich. Wenn er nicht auf Ihre Mutter Rücksicht genommen hätte, wären Sie schon lange vorher rausgeflogen…«
»Vielleicht.«
»Leider haben die Cops immer noch nicht das Gewehr und damit bleibt der Fall vorerst ungelöst.«
»Ich verstehe«, sagte Kirkoff und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. »Und Sie glauben, daß ich Ihnen für diese Information plus ein paar Beleidigungen zwanzigtausend Dollar zahle?«
Rockford witterte Schlimmes und ging auf den Schreibtisch zu.
»Warum nicht, Larry? Sie haben bekommen, was Sie wollten. Dank meiner Arbeit sind Sie in einem Mordfall aus dem Schneider. In der Öffentlichkeit wird dadurch der Eindruck entstehen, daß Sie auch mit dem anderen nichts zu tun haben. Und nicht nur das: Ich habe bewiesen, daß Sie unangreifbar sind. Weder die Polizei noch ich können Ihnen etwas anhängen, Sie können also ruhig schlafen. Sie sind absolut sicher. Ich glaube, das ist zwanzigtausend Dollar wert.«
»Ich nicht.«
»Wir hatten ausgemacht…«, sagte
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