Rockfords tödlicher Bluff
Gewerkschaft hat mit den Morden zweierlei zu tun. Erstens gehört ihr das Lagerhaus, in dem ich verprügelt wurde. Und zweitens war es diese Gewerkschaft, mit der Charles Kirkoff hauptsächlich verhandelte.«
»Hey, das ist gut«, sagte sie.
»Die Idee?«
»Nein, der Hamburger.« Sie grinste breit und frech.
»Sie haben gesagt, daß Sie sich zwei Wochen in Kirkoffs Landhaus aufhielten.«
»Yeah, ich verließ es ein paar Tage bevor er ermordet wurde.«
»Führte er jemals Geschäftsverhandlungen in Ihrer Gegenwart?«
»Dauernd«, sagte sie. »In dieser Beziehung war er komisch. Er gab an wie ein kleiner Junge.«
»Hat er Sie jemals aus dem Zimmer geschickt?« fragte Rockford.
»Warum?« wollte sie wissen und kaute weiter an ihrem Hamburger.
»Ich versuche es mit einer Theorie, mit der es die Cops wahrscheinlich nicht versucht haben.«
»Ja, ich erinnere mich. Ich glaube, er hat mich zweimal hinausgeschickt.«
»Mit wem hat er gesprochen? Was hat er gesagt?« wollte Rockford wissen.
»Beim erstenmal weiß ich es nicht. Beim zweitenmal hörte ich einen Namen, als ich aus dem Zimmer ging. Ich erinnere mich daran, weil es ein so ausgefallener Name war. Muzzy. Er sagte ›Was ist los, Muzzy?‹«
Rockford lächelte.
»Sie kennen ihn?« fragte sie neugierig.
»Yeah, ich glaube, ich habe ihn schon mal getroffen. Vor ungefähr zehn Jahren war er ein vielversprechender Mittelgewichtler. Wirklich klasse, aber er hatte leichte Plattfüße, und sie fingen an, ihm das Gehirn aus dem Schädel zu schlagen. Sein Name ist Muzzy Vinette.«
»Was, um alles in der Welt, hatte Charles mit einem ehemaligen Preisboxer zu schaffen?« fragte sie.
»Genau das frage ich mich auch. Ich hoffe, es herauszubekommen.«
»Heute abend?« Sie lächelte ihn ungläubig an.
»Morgen«, beruhigte er sie.
»Warum nicht heute abend?«
»Weil ich für einen Tag genug Prügel kassiert habe. Und weil ein neuer Tag auch neue Honorare bedeutet. Ich brauche die zweihundert Piepen.«
»So viel bekommen Sie pro Tag?« fragte sie erstaunt. »Dann müssen Sie eine Menge Klienten haben.«
»Nein. Larry ist der einzige.«
»Warum gibt es nicht mehr? Irgendeine Marotte von Ihnen?«
»Yeah«, sagte Rockford. »Ich nehme nur Kriminalfälle an, die von der Polizei als abgeschlossen betrachtet werden. Und ich sehe mir die Leute sehr genau an, mit denen ich zu tun habe.«
Tawnia Baker stellte den Teller beiseite und rückte näher an Rockford heran. »Mit mir können Sie zu tun haben«, sagte sie lächelnd.
»Für Sie kann ich nicht arbeiten«, entgegnete er geistesabwesend. »Das wäre ein Interessenkonflikt.«
»Rockford, sind Sie unfähig, die Feinheiten zu verstehen?« fragte sie. »Ich habe nicht um Ihren beruflichen Beistand gebeten. Ich habe Ihnen ein Angebot gemacht.«
»Mir!« rief er aus. »Sehe ich aus wie ein Millionär…«
»Rockford…«
»Mag ich vielleicht Drinks, auf denen Blumen schwimmen?«
»Rockford, Sie reden von Interessenkonflikt. Verdammt, Sie kommen gleich in einen Konflikt, wenn Sie kein Interesse zeigen.«
»Was wollen Sie eigentlich?« fragte er naiv.
»Ich werde es aufschreiben«, sagte sie sarkastisch. »Holen Sie Papier und Bleistift.«
»Möchten Sie einen Drink?«
»Okay. Scotch.«
Rockford ging in den Wohnwagen und kam kurze Zeit später mit zwei Gläsern Scotch und Wasser zurück. Eins der Gläser gab er Tawnia, dann ließ er sich neben ihr nieder.
»Ich hab's«, sagte er plötzlich.
»Endlich.« Sie atmete auf. »Ich dachte schon, ein Mädchen, ein Drink, ein Strand und eine Mondnacht wären zu hoch für Sie.«
»Ich meine die Morde.«
»Hören Sie nie auf zu arbeiten?« wollte sie wissen.
»Sie sind interessiert, nicht wahr?« fragte er zurück. »Gestern waren Sie interessiert genug, um zuzusehen, wie ich von Hopalong Cassidy umgelegt werden sollte.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt…«
»Und ich möchte es nicht noch einmal hören«, fuhr er unbeirrt fort. »Seien Sie still, und hören Sie zu. Während ich die Drinks machte, habe ich einen Freund von mir angerufen. Er heißt Angel und arbeitet in der Leichenhalle…«
»Rockford, jemand, der Angel heißt und in der Leichenhalle arbeitet. Wollen Sie mich durch den Kakao ziehen?«
»Halten Sie den Mund. Leichenhalle nennt man bei Zeitungen das Archiv. Angel arbeitet für die Presse. Er hat für mich alles über Muzzy Vinette herausgesucht.«
»Und?« fragte sie interessiert.
»Ich hatte recht. Muzzy wurde vor acht Jahren von einem großen
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