Rockfords tödlicher Bluff

überfüllte Innenstadt verließen, vorbei an unzähligen Drive-in-Restaurants und Tankstellen, die sich alle zum Verwechseln ähnlich sahen. Schließlich erreichten sie das Gelände des Sand Beach Country Club.
    Man sollte annehmen, daß es keinen schäbigen Country Club gibt, aber der Sand Beach gab sich alle Mühe. Es war ein städtischer Club, für jedermann geöffnet. Das Clubhaus war wenig mehr als ein Würstchenstand. Dennoch warteten Familienväter länger als zwei Stunden auf das Recht, mit Schlägern kleine Bälle in metallgefaßte Löcher befördern zu dürfen. Und ein örtlicher Makler war in der glücklichen Lage, zehntausend Dollar für ein Fleckchen Erde verlangen zu können - nur wegen der »Country Club-Lage«. In dieses Idyll folgte Rockford Dancers Männern.
    Er blieb ihnen auf der Spur, als sie die lange asphaltierte Einfahrt benutzten, die parallel zur ersten der sechs Golfstrecken verlief. Der Wagen mit Dancers Männern blieb schließlich vor dem sogenannten Clubhaus stehen, die Männer stiegen aus und gingen hinein.
    Rockford parkte seinen Wagen ungefähr zwanzig Meter hinter dem Chrysler, dessen Benzin vermutlich die Bruderschaft der Metallarbeiter, Ortsgruppe 846, bezahlte, schaltete den Motor ab und wartete. Knapp zehn Meter vor ihm stand ein hellgrüner Mustang, Baujahr 1971, dessen linker Kotflügel eine Beule von der Größe eines Kinderkopfes aufwies.
    Rockford hatte noch keine drei Minuten gewartet, als er durch ein klirrendes Geräusch aufgeschreckt wurde. Ein Mann schoß wie eine Kanonenkugel durch eines dei geschlossenen Fenster des Clubhauses des Sand Beach Country Club. Der Mann war Muzzy Vinette.
    Der ehemalige Preisboxer schlug einen formvollendeten Purzelbaum und landete schließlich gekonnt auf seinen Füßen. Bevor Rockford genau erfaßt hatte, was geschah, hatte Vinette die Tür des grünen Mustangs aufgerissen und sich hinter das Steuer geklemmt. Der Motor heulte auf, Vinette versuchte, den Wagen um 180 Grad in Gegenrichtung zu wenden. Aber er hatte nicht mit Rockford gerechnet. Der Privatdetektiv schnitt ihm mit seinem alten Chevy, der wider Erwarten schnell auf Touren gekommen war, den Weg ab. Die Reifen des Mustang quietschten schrill, als Muzzy Vinette mit voller Wucht auf die Bremse trat und krachend den Rückwärtsgang einlegte. Sein Wagen schoß wie ein Pfeil in Richtung der ersten Golfbahn, fegte über die flachen Begrenzungssteine und wühlte den gepflegten Rasen auf, während die Golfspieler vor Schreck die Schläger fallen ließen und in alle Himmelsrichtungen auseinanderspritzten. Der flüchtige Preisboxer bremste sein immer noch rückwärts rasendes Fahrzeug, legte den Vorwärtsgang ein und versuchte quer über die Golfplätze das Tor zu erreichen.
    Doch Rockford hatte inzwischen nicht nur die Gänge geschaltet: rücksichtslos peitschte er sein altes Auto über die grünen Rasenflächen, um Muzzy Vinette vom rettenden Kurs auf das Eingangstor abzudrängen.
    Eine Golfanlage mag für einen normalen Golfspieler relativ groß aussehen, aber für ein Autorennen ist sie einfach zu klein. Vinette hatte keinen Spielraum mehr, bevor er das Tor erreichen konnte. Er schlug das Steuer ein, drehte den Mustang erneut um 180 Grad und raste die Strecke zurück, die er gerade gekommen war. Rockford versuchte ihn zu rammen, aber er riß ihm nur die hintere Stoßstange und einen Teil des rechten Kotflügels ab.
    Der Mustang schleuderte, geriet außer Kontrolle, hüpfte über eine kleine Anhöhe und landete schließlich in einem Sandloch. Rockford trat auf die Bremse. Seine Reifen pflügten erneut den Rasen auf. Er riß die Tür auf, rannte zu dem Mustang und zerrte Vinette heraus.
    Der Mann ballte die Faust, aber ihm fehlte die Zielrichtung. Rockford schickte eine gerade Rechte genau auf seinen Solarplexus und hatte Zeit für einen anderen Schlag auf Muzzys Kopf.
    Vinette krümmte sich bewußtlos im Sand. Rockford griff in sein Jackett und zog eine Tokarev 7.62 mm Revolver hervor. Stolz untersuchte er sie, wie ein fünfjähriger Junge, der ein lange vermißtes Spielzeug wiedergefunden hat. Widerstrebend steckte er sie schließlich in seine Tasche.
    »Verzeihung?« dröhnte eine Stimme.
    »Wie bitte?« fragte Rockford. Zwei Männer in teurer Golfkleidung standen auf der Anhöhe und blickten au ihn herab.
    »Was machen Sie da?« fragte einer von ihnen. »Wir sind auf Ihrem Golfplatz steckengeblieben«, erklärte Rockford. »Spielen Sie ruhig weiter.«

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    Rockfords beigefarbener