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Rocking Horse Road (German Edition)

Rocking Horse Road (German Edition)

Titel: Rocking Horse Road (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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richtete seine Worte an die Flammen, als wären sie eine neue Art von Brennstoff, die mit dem Holz in Rauch aufgehen sollte.
    »Als Lucy neun oder zehn war«, begann er.
    Als sie neun oder zehn war, kam Lucy oft zu ihm nach Hause, um mit seiner älteren Schwester zu spielen. Er erinnerte sich, wie die Mädchen ihn aus dem Zimmer seiner Schwester ausgesperrt hatten und ihn, als er versuchte wieder reinzukommen, mit schrillen Mädchenstimmen beschimpften und ihm drohten. Es mußte Winter gewesen sein, denn Lucy hatte einen rosafarbenen Pullover getragen, in den vorne das Bild einer Katze gestrickt war.
    Ein anderer fiel mit einer Erinnerung an Lucy Asher ein ...
    auf der Schaukel, vor langer Zeit, als sie noch ein Kind war ... sie schaukelte hoch, aus reiner Lebensfreude. Sie trug Jeans und schwang die Beine vor und zurück, um Höhe zu gewinnen. Woran er sich am deutlichsten erinnerte, war der höchste Punkt, wie sie da jedesmal kurz hing, mit ausgestreckten Beinen, den Kopf nach hinten geworfen. In seiner Erinnerung bewegte sie sich weder vor noch zurück, sondern blieb in der Luft stehen, wie unentschieden, welche Richtung einzuschlagen war.
    Einer von uns erinnerte sich an einen Tag, an dem Lucy mit zwei oder drei Freundinnen auf dem Spielplatz bei der Schule war. Offenbar tat sie da nichts Besonderes.
    Lucy hinter der Ladentheke im Milchgeschäft. Davon existierten in unseren Köpfen so viele Variationen, daß sie schwer auseinanderzuhalten waren. Einmal gab sie Tug Gardiner falsch raus, nämlich fünf Dollar zuviel. »Jetzt wünschte ich, ich hätte was gesagt und ihr das Geld zurückgegeben.« Tugs Geständnis war an niemanden im besonderen gerichtet. Lucy, die eine volle Flasche Milch fallen ließ; sie zerschellte an der Thekenkante und ergoß ihren Inhalt auf den Linoleumboden. Lucy, die beim Herausgeben zufällig mit den Fingerspitzen eine verschwitzte Handfläche streifte. Lucy, die vor sich hin lächelte, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, als erinnerte sie sich an einen Scherz.
    Einiges davon hatten wir schon gehört, anderes war neu. Vor diesem Abend hatte nie jemand erwähnt, daß Lucy eine Zeitlang von Tür zu Tür gezogen war, um für die Pfadfinderinnen Kekse zu verkaufen. Nun entdeckten wir, daß sich einige von uns daran erinnerten. Lucy war in der Abenddämmerung an der Tür gestanden, sie trug die blaue Pfadfinderinnen-Uniform. Matt Templetons Familie hatte ihr acht Packungen abgekauft, und seine sechs Schwestern verputzten die noch am selben Abend.
    Pete nahm ein Stück Holz und warf es ins Feuer. »Ich frage mich, was sie jetzt wohl tun würde.«
    Wir schwiegen. Jeder versuchte es sich vorzustellen. Sicher mehr als einer hatte ein Bild von Lucy vor Augen, wie sie schick angezogen zu einer Silvesterparty ging, unser Feuer sah und an den Strand kam, um zu schauen, was da vorging. Vielleicht wäre sie barfuß über den Sand gegangen, mit den Schuhen in der Hand. Das war nicht einmal ausgeschlossen. Wäre sie wohl allein unterwegs oder mit ein paar Freundinnen? Wie auch immer die Details sein mochten, in unserer Vorstellung trat sie aus dem Dunkel zu uns, ohne jede Scheu. Schließlich hatte sie uns oft in der Schule gesehen, und wir waren Stammkunden in ihrem Laden. Wir waren jung und harmlos. Ein paar von uns hätte sie sicher mit Namen gekannt.
    Ja, Lucy wäre geblieben und hätte mit uns geredet. Vielleicht wären wir sogar mutig genug gewesen, ein paar Witze zu reißen. Einer hätte ihr ein Bier in die Hand gedrückt. Lucy hätte sich ohne Zögern zu uns in den Sand gesetzt und mit uns getrunken (da hätte es uns dann leid getan, daß wir nicht daran gedacht hatten, andere Getränke, die Mädchen mochten, mitzubringen – oder wenigstens ein Glas). Matt Templeton konnte immer gut mit Mädchen reden. Roy Moynahan konnte sehr komisch sein, wenn er es drauf anlegte. Wir hätten sie bestimmt zum Lachen gebracht.
    Einer von uns hätte vielleicht seinen Ghettoblaster und ein paar Kassetten von zu Hause geholt, damit wir Musik hatten. Feuer, Musik und Bier. Es lag nicht außerhalb jeder Vorstellung, daß wir abwechselnd mit Lucy Asher getanzt hätten, gleich hier am Strand im flackernden Licht eines neuen Jahres. Und wer von unserer kleinen Truppe hat sich wohl nicht vorgestellt, daß er es war, der neben Lucy stand, als der Countdown zum Jahreswechsel endete?
Das Bier schien seinen eigenen Willen zu haben. Es floß durch uns durch mit einer Entschlossenheit, die wir noch nie erlebt hatten. Matt

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