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Rocking Horse Road (German Edition)

Rocking Horse Road (German Edition)

Titel: Rocking Horse Road (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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die Sekunden bis Mitternacht herunterzuzählen. Obwohl uns der Gedanke gefiel, von fremden Frauen geküßt zu werden, hegten wir doch starke Zweifel, daß gerade wir die Auserwählten sein sollten. Statt dessen blieben wir unter uns, am Strand.
    Grant Webb organisierte den Alkohol: von seinem Vater selbstgebrautes Bier, das im Schuppen der Webbs gärte und dann in zusammengesammelten braunen Flaschen in Regalen bis unter die Decke gelagert wurde. Mr. Webb produzierte helle wie dunkle Biere und ein paar Liter Ingwerbier. Für die Nachbarschaft am Ende der Rocking Horse Road, wo das Naturschutzgebiet beginnt, war es nicht ungewöhnlich, ab und an eine dumpfe Explosion zu hören; man wußte dann, daß Mr. Webb mal wieder zuviel Hefe angesetzt hatte.
    An diesem Abend trug Grant das Bier in einer Holzkiste an den Strand. Die Flaschen klirrten dabei. Er stellte die Kiste in die Gischt, damit das Bier bis zum Einbruch der Dunkelheit kühl blieb. Wir hatten allen Grund zu der Annahme, daß Mr. Webb vom Verbleib dieser zwölf Flaschen nichts wußte.
Wir mußten noch einige Stunden rumbringen, bis ein Jahr ins nächste hinübertickte, und fingen praktisch gleichzeitig an, Treibholz für ein Lagerfeuer zu sammeln, obwohl wir keinerlei Pläne gemacht hatten. Wir schichteten das Holz an einer Stelle auf, die im oberen Teil des Strands lag. Die Flut ging noch zurück und würde uns hier nicht stören. Der Ostwind war abgeflaut, wie er es manchmal abends tat, und die Tageshitze hatte sich wieder auf The Spit herabgesenkt. Zum Glück war noch Wasser in der Lagune, so daß der Gestank des Meersalats auszuhalten war. Kleinere Stücke Treibholz fanden sich leicht, und schon bald war unser Holzstoß etwa hüfthoch gewachsen.
    Jim Turner und Jase Harbidge versuchten einen sonnengebleichten Baumstamm aus dem Sand der ersten Düne zu zerren. Er war größer, als sie dachten, und tief eingegraben. Wir halfen ihnen und gruben mit bloßen Händen im Sand. Schließlich hatten wir so viel von dem Stamm freigelegt, daß wir ihn rausziehen konnten. Wir schafften ihn zu unserem Holzstoß. Wir fanden noch mehr Holz, auch größere Stücke. Der Scheiterhaufen wuchs, bis er sogar Jim Turner überragte.
    Als es fast dunkel war, hielt Roy Moynahan sein Feuerzeug an eine kleine Pyramide von Holzspänen am Fuß des Holzstoßes. Jemand hatte auch noch Zeitungspapier reingesteckt. Wenn es nur ein bißchen Wind gegeben hätte oder wir weniger penibel darauf geachtet hätten, nur ganz trockenes Holz zu nehmen, hätte das Ganze nicht funktioniert. So aber fing das Holz erstaunlich schnell Feuer. Die Flammen erfaßten die ganze Pyramide und schlugen höher. Roy trat zurück. Zehn Minuten später hatten wir ein Feuer, das unsere kühnsten Erwartungen übertraf. Es war wie ein Feuer in einem Film über Schiff brüchige, riesig leuchtete es über den Strand.
    Kurz darauf ging die Sonne hinter dem langen Bergrücken im Westen unter, und etwas später färbten sich die Wölkchen am Horizont erst rot, dann rosa und wurden schließlich weiß, bevor sie ganz verschwanden. Unsere Gesichter röteten sich von der Hitze, und wir mußten bald vom Feuer zurückweichen.
    Grant verteilte das Bier. Die Flaschen waren noch naß vom Meer. Wir reichten den Flaschenöffner von einem zum anderen weiter – Grant hatte ihn zuerst vergessen und mußte noch mal nach Hause, um ihn zu holen. In der Zwischenzeit hatte Jim Turner versucht, eine Flasche mit den Fingern zu öffnen. Es war ein Trick, den er bei einem Onkel auf einer Hochzeit gesehen hatte. Jim aber schaffte es nur, sich in die Hand zu schneiden. Gläser hatten wir nicht, wir tranken aus der Flasche. Wenn wir sie an die Lippen setzten, schmeckten wir das Salz. Der Geschmack des Biers überraschte uns. Es war dunkel und schmeckte irgendwie nach Lakritz. Ob das Absicht war, wußten wir nicht, aber wir konnten und wollten uns nicht beschweren. Damals hatten wir noch wenig Vergleichsmöglichkeiten. Bier war Bier. Eben das, was Männer tranken, wenn sie sich trafen.
    Wir saßen im Halbkreis hinter dem Feuer auf dem Sand und schauten aufs Meer. Kein Wind peitschte die niedrigen dunklen Wellen, nur gelegentlich spritzte Gischt jenseits des Feuerscheins weiß hoch. Während wir die braunen Flaschen in der Hand hielten, sprangen unsere flackernden Gedanken hin und her, kehrten aber immer zu Lucy zurück.
    Mark Murray ergriff das Wort. Sein wilder Afro sah gegen das Feuer wie ein Heiligenschein aus. Er wandte den Kopf nicht und

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