Rockoholic
shoppen gehen.
14:37 Uhr
Mac nimmt für mich meinen Platz ein, damit ich noch mal aufs Klo kann. Er fragt, ob ich ihm einen Programm-Flyer aus dem Kino mitbringe, was ich mache. Als ich zurückkomme, verkündet er, dass er sich jetzt diese Schnulzenkomödie mit Jennifer Aniston anschauen wird. In unserem Teil der Schlange sind die Leute dichter zusammengerückt, sie quatschen miteinander und lernen sich kennen. Die zierliche Rothaarige bietet mir einen Schluck Wodka an. Ich schüttele den Kopf und spiele mit dem Mondstück.
Hoch oben lenkt etwas meinen Blick auf sich. Mac winkt im obersten Stockwerk des Kinos aus dem Fenster. Ein Teil von mir wünscht sich, ich könnte bei ihm sein. Wir kommen nicht mehr oft dazu, Sachen zu zweit zu unternehmen, seit seine Mutter wieder Vollzeit arbeitet. Meist haben wir Cree im Schlepptau und gehen auf einen Spielplatz oder den Kinderbauernhof. Aber es macht auch SpaÃ. Es gibt immer was zu lachen. Ich würde auch jetzt lachen, wenn ich bei ihm wäre, und müsste mir nicht die Nippel abfrieren, während ich hier auf dem Bürgersteig hocke. Ich schalte Macs iPod ein und finde einen Reg-Song. Plug It Up . Ich schlieÃe die Augen. Freu dich auf das, was kommt, Jody. Freu dich drauf.
15:25 Uhr
Um mich herum herrscht Aufregung. Etwas Warmes kriecht mir seitlich am Kopf herunter. Gelächter. Ich muss eingenickt sein. Die Leute kreischen und weichen vor mir zurück. Ich ziehe mir die Kopfhörer aus den Ohren und langsam schwant mir Schreckliches. Der Grüne Blazer hat mir auf den Kopf gekotzt.
15:26 Uhr
Ich stehe auf, lasse den Kopf nach unten hängen, warme, schaumige Kotze läuft mir aus dem Nacken über den Schädel. Der Grüne Blazer entschuldigt sich und lacht dabei.
»Ist schon okay. So schlimm ist es nicht«, sagt Lächelmädel. »Das ist gar nicht so viel.« Sie kippt ihre Wasserflasche über meinem Kopf aus und reiÃt Seiten aus dem OK! -Magazin heraus, wischt mir damit das Haar ab. Zerknüllte Bilder von Kerry Katona und irgendwelchen Spielerfrauen flattern neben meinen FüÃen zu Boden.
»Tut mir echt leid«, sagt der Grüne Blazer immer wieder, aber er lacht die ganze Zeit mit seinen Freunden.
Ich bin so wütend, dass mir fast selbst die Galle hochkommt. Und wenn nun Jackson mich für ein Duett aus der Menge zieht? Dann stinke ich nach den Magensäften irgendeines Vollidioten und vergraule ihn sofort wieder! »Du hast extra auf meinen Kopf gezielt, du blöder Penner.«
»Hab ich echt nicht gemacht, echt nicht. Ich hab dich noch nicht mal gesehen. Erst in letzter Sekunde.«
Lächelzwillingsmädel findet unter meinen Haaren schlieÃlich mein Gesicht. »Willst du dich sauber machen gehen? Ich halte dir den Platz frei.«
»Nein, schon okay. Ach du ScheiÃe.« Ich hole Macs iPod aus meiner Tasche und begutachte ihn. »Dämliches Arschloch«, grummele ich an den Grünen Blazer gewandt. Er lehnt schlaff an der Mauer, Sabber läuft ihm aus dem Mund und er ist blass wie ein Leintuch.
»Ist der iPod in Ordnung?«, fragt Lächelmädel.
»Ja, nur ein paar Spritzer. Aber sag ihm bloà nichts. Dieses Teil bedeutet ihm mehr als ich.«
15:41 Uhr
Der iPod funktioniert noch. Cobain sei Dank. Ich schalte die Shuffle-Funktion ein. Der erste Song ist aus dem Musical Annie . Mac singt ihn die ganze Zeit. Itâs a Hard Knock Life . In meiner Kehle brennt es und ich möchte am liebsten ganz in meiner Kapuze versinken und mir die Augen ausheulen.
15:42 Uhr
Das Kino ist hell erleuchtet und die StraÃenlaternen gehen an. Lächelmädel hat jetzt ein paar pinkfarbene Stulpen über den Handgelenken. Sie ist jetzt blond und wirft ihre schwarze Langhaarperücke zwischen den Händen hin und her. Finstermädel sitzt auf der Mauer, mit angezogenen Knien, zitternd. Sie hat noch immer schwarze Haare und groÃe schwarz geschminkte Augen. Sie starrt mich an. Ich hab ein bisschen Schiss.
15:48 Uhr
Der Himmel ist ziemlich dunkel. Ein Mercedes fährt vor und spuckt eine Gruppe Mädchen aus, sie sirren wie Moskitos. Ich habe so dermaÃen schlechte Laune und kann sie einfach nicht abschütteln. Ich stinke nach Whisky-Kotze, ich muss aufs Klo und es ist kein Ende dieses Anstell-Marathons in Sicht. Und dann, um die Sache noch schlimmer zu machen, bemerke ich, dass eins der Mädchen aus dem Mercedes das gleiche eBay-T-Shirt trägt wie ich.
Weitere Kostenlose Bücher