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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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Es ist Mac.
    Â»Ich schreib dir eine SMS, wenn’s aus ist, so gegen elf, schätz ich mal. Siehst du den Laternenpfahl da gegenüber der Kneipe, den mit dem orangen Plakat dran?« Ich blicke zur Kneipe auf der anderen Straßenseite, dann zur Laterne gegenüber. »Da werd ich parken. Ich schalt die Warnblinkanlage an.«
    Â»Okay. Ich treff dich dann …« Aber die Leitung ist tot.
    Sie brauchen eine halbe Ewigkeit, um die Türen zu öffnen. Es ist jetzt bestimmt schon Viertel nach. Ich taste nach dem Ticket in der Tasche meiner Fleecejacke, neben Opas Mondstein, will sichergehen, dass es noch da ist. Macs Ticket.
    19:15 Uhr
    Das Geschiebe der Leute ist abartig. Ich bin Teil dieses riesigen sich windenden Wurms von Menschen, die alle verzweifelt versuchen als Erste durch die winzigen Doppeltüren zu kommen. Ein paar junge Frauen vom Anfang der Schlange versuchen den Sicherheitstypen in den schwarzen Jacken zu sagen, dass sich ein paar Leute vordrängeln. Ist ihnen egal – sie sind vollauf beschäftigt mit Kauen und Glatzköpfigsein. Und dann, nach zwölf Stunden Warterei, passiert es. Die Leute drängeln, Mädchen kreischen, die Türen öffnen sich, Taschen werden zusammengerafft, die Leute drängeln, Mädchen rennen, Männer rufen: »Nicht rennen!« »Crowdsurfer fliegen raus!« Die Türen öffnen sich. Die Leute drängeln. Und dann schießt mir Adrenalin ins Blut und ich rase ganz nach vorne in die riesige Halle.
    Â»Nicht rennen!«, schreit jemand. Aber ich höre nicht auf zu rennen – ich mache weiter, los, los, los, und rudere mit den Armen, bis ich mit einem letzten Satz gegen die Absperrung knalle und mich daran festklammere. Scheiß auf die schiefen Blicke, die ich von rechts von der Blondine und von links von der Bobfrisur kassiere. Scheiß drauf, dass ich total aus der Puste bin. Mir egal. Ich bin genau da, wo ich sein muss, und zum ersten Mal heute bin ich glücklich. Ich bin dermaßen glücklich, dass ich hier bin. Hier wird es passieren. Ich werde am lautesten mitsingen. Ich werde meine Hand am weitesten vorstrecken. Er wird mich bemerken.

KAPITEL 4
MITTEN IM KESSEL
    Die Vorband, Beckon Gallow, ist totaler Müll. Wie eine Horde kleiner Jungs, die herumspringt und nach Süßigkeiten schreit. Aber ich schätze mal, das hatten wir alle erwartet. Jedenfalls ist niemand hier, um sie zu sehen – sie sind einfach die letzte Hürde zwischen uns und dem Himmel, also den Regulators.
    Ich bin eingepfercht wie eine Kuh im Verschlag. Die anderen Rinder um mich herum drängeln nach vorn. Ich muss mit ihnen mit – ich kann nicht anders, außer ich gebe den Typen in den gelben T-Shirts da vorne ein Zeichen, dass sie mich aus der Menge ziehen sollen, aber das wäre ein Akt der Verzweiflung und so weit bin ich noch lange nicht. Erst will ich Jackson sehen. Ein Crowdsurfer tritt mir an den Kopf, als er über uns hinweggehoben wird. Wir werden von vorn mit Wasser bespritzt, als wären wir am Verdursten. Einmal trifft mich ein Wasserstrahl hart ins Gesicht, vermutlich zur Abkühlung, aber ich kann einen Moment lang nichts sehen.
    Lächelzwillingsmädel hat sich anscheinend an mich rangeklemmt. Jedes Mal wenn ich mich umdrehe, sehe ich sie.
    Â»Das ist so cool!«, kreischt sie in mein Ohr.
    Ich blinzele mir das Wasser aus den Augen und nicke, als sie sich einen Plastikbecher mit eiskaltem Wasser über den Kopf kippt. Ich finde es überhaupt nicht cool. Ich habe den ganzen Tag in der Eiseskälte angestanden und jetzt stehe ich hier eingepfercht, als würde ich nur drauf warten, dass es ab zur Schlachtbank geht, und muhe zusammen mit dem Rest. Ich sehe mir nicht mal mehr die Vorband weiter an – ich konzentriere mich darauf, nicht aus den Latschen zu kippen. Irgendwie bin ich von der Absperrung weggedriftet und schwimme jetzt in der Menge, ohne etwas zum Dran-Festhalten.
    Dann passiert es. Der bisher beste Part des Tages. Die Vorband verkündet: »Das ist unser letzter Song …« Alle in der Halle flippen aus und johlen und der Druck auf meine Rippen verstärkt sich um das Zehnfache. Ihr letzter Song ist schnell und wüst und auf einmal sind wir alle dermaßen aus dem Häuschen, weil sie gleich endlich einen Abgang machen, dass wir mit Headbangen anfangen und rumspringen wie Epileptiker auf ’nem Trampolin. Schweiß läuft mir in die Augen,

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