Rockoholic
und das Feuerzeug hervorholt. Er macht es an, zieht an der Zigarette und hustet den Qualm aus. »Bäh!« Dann bückt er sich, legt sie vor die Katzenklappe und ruft: »Jackson, willst du eine Zigarette? Komm, Miezi, komm.« Dann gehen wir einen Schritt zurück.
In Sekundenschnelle verschwindet die Zigarette und die Klappe fällt zu.
»Okay. Behalt ihn im Auge, achte drauf, dass er genug trinkt und versuch da drinnen sauber zu machen. Und wenn er sich benimmt und dich respektvoll behandelt, darf er zur Belohnung eine rauchen.«
»Gut«, sage ich. Ich sage immer wieder âºgutâ¹, so als wüsste ich, wovon er redet. So als wüsste ich, was hier eigentlich abgeht, was ich hier mache, wo das Ganze hinführt. Allerdings ist nichts gut. In meinem ganzen Leben war noch nie etwas weiter entfernt von gut.
KAPITELÂ 12
SCHMUTZIGE KLEINE GEHEIMNISSE
Später, als die Bestie schläft, schleichen wir in den Schlagzeugraum, um einen GroÃputz zu versuchen. Das Schlagzeug ist zu Kleinholz zerlegt; die Felle der Trommeln sind zerrissen; die Drumsticks entzweigebrochen. Die Bestie liegt mit gespreizten Beinen auf meinen schönen Daunenkissen, den Mund weit offen, im komatiefen Schlummer. Mac trägt eine Schürze, Handschuhe und einen Mundschutz, damit er auch ja nichts riechen muss. Er schafft es gerade mal, ein bisschen Frucht-Slush von der Wand zu kratzen, bevor er nach drauÃen rennt und im Freien laut würgend gegen den Brechreiz kämpft. Er ist echt âne Drama-Queen.
»Ich stecke die Kissenbezüge in die Waschmaschine und ziehe neue auf«, flüstere ich. Mac nickt und schält feuchte Seiten des Argos-Katalogs von den Wänden. Als ich dann aber versuche das Kissen vorsichtig unter Jacksons Kopf hervorzuziehen, fällt mir auf, dass er nicht besonders gut aussieht. Ich lege meine Finger auf seine Halsschlagader.
»Ach du ScheiÃe. Ich kann keinen Puls fühlen.«
»Wie?«, sagt Mac und stürzt zu mir herüber. »Nein, er kann nicht ⦠nein, nein, nein â¦Â«
»Ich glaube, er ist tot! Er hat keinen Puls«, sage ich und fummele hektisch an seinem Handgelenk herum.
Mac hebt Jacksons Arm hoch und lässt ihn los. Der Arm fällt mit einem dumpfen Schlag auf den Boden. Er ist tot. Er ist schwer und bleich und ohne Puls und tot.
Und dann hustet er.
»Herrgott noch mal!« Wir machen beide einen Satz zurück, als wären wir von einer Peitsche getroffen worden. Jackson rollt sich auf die andere Seite und fällt wieder in diesen tiefen, todesähnlichen Schlaf.
»Ich dachte, du hast gesagt, dass er keinen Puls mehr hat!«, kreischt Mac mich an.
»Ich konnte keinen fühlen!«, rechtfertige ich mich. »Prüfâs doch selbst nach, wenn du mir nicht glaubst.«
»Nein, schon okay.« Er ringt theatralisch nach Luft. »Ich glaub, ich werde mich ⦠einfach hier hinlegen ⦠und ânen Herzstillstand kriegen.« Er sinkt gegen einen der umgedrehten Kartons.
Meine Hand hält eine Faust voll T-Shirt umklammert. »So ⦠da hätten wir also die âºchronische Trägheitâ¹, schätze ich mal.«
Ich stehe auf und schleiche mich auf Zehenspitzen zu Jackson hinüber, gehe neben ihm in die Hocke, um noch mal seinen Hals zu betasten. »Er hat wirklich keinen Puls, Mac. Komm her und fühl mal.«
SchlieÃlich rappelt sich Mac hoch und stellt sich neben mich, leicht nervös. »Herrgott noch mal, man fühlt doch nicht da nach dem Puls! Ich denke, du hast ânen Erste-Hilfe-Kurs gemacht!« Er legt zwei Finger an Jacksons Adamsapfel. Er fummelt ein bisschen herum. »Warte mal.«
»Siehste. WeiÃt du jetzt, was ich meine? Vielleicht haben manche Leute ja keinen Puls am Hals?«
Mac ist fassungslos. »Mich wundertâs, wie du überhaupt ausâm Mutterleib rausgefunden hast.« Er betastet Jacksons Hals. »Nein, da ist er«, sagt er, als er zwei Finger genau an die Stelle unterhalb des Kinns legt.
Ich fühle selbst nach, noch nicht restlos überzeugt. Diese âºChronische Trägkeitâ¹-Nebenwirkung sollte umbenannt werden in âºWie-tot-Zustandâ¹. Meine Finger landen an einer kleinen pochenden Stelle an seinem Hals.
»Okay, er ist also nicht tot.« Mac seufzt erleichtert und setzt sich wieder den Mundschutz auf. »Verdammt, er stinkt echt abartig, Jode.«
Ich kannâs nicht mehr
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