Rockoholic
High Heels.
»Warum?«
»Wirst schon sehen.«
Ich habe vergessen, wie umwerfend Mac ist. Ich nehme von Mrs Brooks und ihrem frenetischen Armgeschlenker kaum Notiz. Mac beherrscht die Bühne von der ersten Sekunde an. Auch ohne Make-up und nur in dem verblichenen Rugby-Shirt ist er Frank-N-Furter. Ohne jede Scheu, mit zum Schmollmund aufgeworfenen Lippen und strotzend von Selbstbewusstsein stolziert er wie ein Pfau von einer Seite der Bühne zur anderen und singt.
»Donât get strung out by the way that I look,
Donât judge a book by its cover,
Iâm not much of a man by the light of day,
But by night Iâm one hell of a lover,
Iâm just a sweet transvestite,
From transsexual Transylvania.«
Ich platze fast vor Stolz. Das ist mein bester Freund â seine Stimme ist irre klar und die Intonation so perfekt wie bei einem Profi. Seine Beine sind lang, schlank und anmutig. Seine Armbewegungen ausgreifend und ausdrucksvoll. Ich kannâs kaum erwarten, die Aufführung zu sehen. Ich werde ganz vorne in der ersten Reihe sitzen und am lautesten von allen klatschen. Für eine Sekunde vergesse ich meine eigenen Probleme und beobachte ihn einfach. Dann fällt es mir wieder ein. Die Angst fährt mir mit einem Rums in den Magen. Ich stehe auf und gebe Mac ein Zeichen, gerade als sie anfangen Donât Dream It, Be It durchzugehen. Er gibt mir zu verstehen, dass ich zehn Minuten warten soll.
Als Mac fertig umgezogen ist, gehen wir nach Hause und kommen auf dem Weg an dem Kiosk vorbei. Mac kauft für Jackson eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug.
»Mach ich nur für dich«, sagt er, als er mir drauÃen vor dem Laden die Plastiktüte in die Hand drückt.
»Ich weiÃ, ich weië, sage ich. Dann gehen wir zurück zu mir. Den Weg lang trödele ich absichtlich. Ich weià genau, was als Nächstes kommt. Sobald Mac die Garagentür öffnet, segelt um Haaresbreite ein Buch an seinem Gesicht vorbei.
Ich knalle die Tür zu und schlieÃe ab. »So geht das schon die letzten zwei Tage.«
Mac bückt sich, um die Katzenklappe aufzudrücken. »Jackson? Ich binâs, Mac.«
»Verpiss dich!«, röhrt die Bestie. Etwas kracht drinnen an die Wand.
»Wir werden dir nicht wehtun, Jackson, okay? Können wir reinkommen?«
»Nein!« Die Basstrommel fliegt scheppernd gegen die Tür.
Mac dreht sich zu mir um. »Ach, du meine ScheiÃe!.«
»Sag ich ja. In der einen Minute verhält er sich noch normal oder zumindest wirft er nicht mit Sachen um sich, sondern weint nur oder so, und in der nächsten führt er sich so auf. Wenn ichâs nicht besser wüsste, würde ich denke, er hat gerade seine Tage.«
»Vielleicht hat er die ja auch«, sagt Mac.
»Wenn er nun immer so ist, Mac? Wenn das nun Jackson ist, live und in Farbe?«
Mac schüttelt den Kopf. »Nein. Das sind Entzugserscheinungen.« Die zwei Drumsticks prasseln abwechselnd gegen die Tür.
»Entzugserscheinungen von was?«
»Von was immer er so einschmeiÃt. Er ist seit zwei Tagen voll auf kaltem Entzug. Hat er gezittert und so?«
»Ja, ein bisschen. Soweit ichâs sehen konnte. Hab mich nämlich nicht so nah rangetraut.« Klonk. Ich kann Jackson durchs Fenster sehen, wie er mit Büchern um sich wirft, heult und flucht. Aber drauÃen hört man so gut wie keinen Laut, dank der Schalldämmung.
Mac kniet sich hin und lugt durch die Katzenklappe. »Ja, er ist mittendrin im Entzug. Das ist der schlimmste Part. Wir müssen abwarten, bis er da durch ist. Das wird echt hart für ihn, denn wir haben leider nichts, um die Begleiterscheinungen zu lindern. Er muss jetzt einfach die Zähne zusammenbeiÃen.«
»Woher weiÃt du so viel über Drogen?«, frage ich ihn.
»NAOG. Die Hälfte der Truppe besteht aus ehemaligen Drogensüchtigen aus dem Ãbergangswohnheim in der Stadt.«
Ich bin total verunsichert. Das alles ist so dermaÃen jenseits.
»Ist aber nicht ganz ungefährlich, ihn auf kalten Entzug zu setzen, stimmtâs?«
»Ich weiÃ. Das wird ein totaler Schock für seinen Organismus sein, drum dürfen wir ihn auch nicht aus den Augen lassen. Aber schlimmer kannâs für ihn nicht mehr werden, das ist die gute Nachricht. Okay, wir müssen mal googeln und herausfinden, was zu tun ist. Es gibt da bestimmt irgendwo eine
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