Rockoholic
leugnen â nicht dass ich das wirklich versucht hätte. Ich habe einfach die ganze Zeit durch den Mund geatmet. Er hat auch in die Ecke gepinkelt statt, wie von mir angeboten, das untere Klo im Haus zu benutzen. Seine Hosen, die Jogginghosen von meinem Opa, stinken wie ein überfälliger Kaninchenstall.
»Na ja ⦠da er nicht aufwachen wird«, sage ich zu Mac, »könnten wir ihn auch waschen.«
»Kannst du ihn nicht einfach mit Febreze einsprühen oder ihm ein paar andere Klamotten anziehen?«, schlägt Mac vor.
»Das bringt nichts. Er würde noch immer wie eine Kackwurst riechen, bloà wie eine Kackwurst, die in ein sauberes Taschentuch eingewickelt ist. Wir sollten ihn baden.« Jackson fällt der Mund weit auf und er fängt an zu schnarchen. Löwen röhren leiser und â verdammt noch mal â haben wahrscheinlich weniger Mundgeruch! »Ich könnte ihm auch die Zähne putzen.«
Mac runzelt die Stirn, vermutlich sucht er nach einem Grund, warum wir die Finger davon lassen sollten. »Wenn er nun aufwacht, während wir ihn waschen? Der flippt doch total aus.«
Ich zucke mit den Achseln. »Wenigstens riecht sein Atem dann nicht mehr so übel, wenn er rumschreit.«
»Okay, wenn wir ihn die Treppe hochkriegen, kannst du ihn baden. Ich helfe dir, ihn nach oben zu schaffen, aber ich wasche keine heiklen Gebiete. Ich gehe ihm nicht zwischen die Beine.«
Ich lächele, als ich Jackson unter die Arme fasse, aber dann kriegt Mac Gewissensbisse und sagt mir, ich soll Jacksons Beine nehmen, weil die leichter sind, während er ihn unter den Armen fasst. Jackson ist eigentlich nicht besonders schwer, trotzdem brechen wir uns beide einen ab, um ihn aus dem Schlagzeugraum und durch den Garten in die Küche zu schaffen. Wir stehen in der Diele, neben der Treppe, als ein Schatten das Türglas verdunkelt. Jemand steht an unserer Tür. Ich höre ein Klirren. Ein Schlüssel im Schloss. Mum. Aber es ist erst ein Uhr, was zum Teufel macht sie hier mitten am Tag? Und warum überlege ich erst groÃ, warum sie mitten am Tag nach Hause kommt? Der Punkt ist doch, sie kommt mitten am Tag nach Hause und wir tragen gerade einen sehr berühmten, bewusstlosen, als vermisst gemeldeten Rockstar durch unsere Diele, der nach Pisse stinkt und hier echt nichts verloren hat.
»Da rein!«, sage ich schnell, nicke in Richtung des Garderobenschranks unter der Treppe. Ich ziehe die Tür mit meinem Ellbogen auf und Mac klappt Jacksons Oberkörper zu mir rüber, so dass er jetzt ein handliches Bündel ist, und gemeinsam verfrachten wir ihn unbeholfen in den Schrank.
»Mac, der Mundschutz!«, flüstere ich, und gerade als Mum durch die Tür tritt, reiÃt er sich beides, Plastikschürze und Mundschutz, herunter, wirft sie schnell in den Schrank und knallt die Tür zu.
Mum kommt herein, mit viel Gepolter, voll beladen mit prall gefüllten Einkaufstüten. Mac lehnt an der Tür des Garderobenschranks. Ich stehe neben ihm und versuche ganz locker auszusehen. »Hi.« Ich lächele.
»Nimm die hier mal, Jody«, sagt sie. »Oh hi, Mackenzie. Hier.« Sie drückt auch Mac eine Tüte in die Hand. Er nimmt sie und steht dann einfach bloà da. Mum sieht ihn auffordernd an und er lächelt lieb. Er erinnert mich an Jackson, wenn er fake lächelt. Auf den meisten Bildern, die ich von Jackson habe, lächelt er haargenau auf diese Weise. Es sieht nicht fake aus, aber das ist fake, und nur ein Experte für Fakelächeln könnte es erkennen. Mum erkennt es nicht. Sie vertraut Mac im GroÃen und Ganzen, weil er schon um einiges erwachsener ist als ich, aber so komisch, wie er sich gerade benimmt, wird die ganze Sache noch auffliegen.
Diese ganze verdammte Sache.
»Die nehm ich noch«, sage ich und schnappe mir eine weitere Tüte, die neben Mums FüÃen steht, und trage sie in die Küche. Mum kommt hinter mir hergerauscht und wuchtet die Tüten auf die Frühstücksbar.
»Wie kommtâs, dass du so früh zurück bist?«, frage ich und werfe einen Blick in die Diele, wo Mac gerade den Versuch startet, sich vom Garderobenschrank wegzubewegen. Jacksons Hand flutscht durch einen Spalt in der Tür. Mac schiebt sie zurück und lehnt sich wieder an die Schranktür.
»Ich musste sowieso früher weg von der Arbeit und da hab ich mir gedacht, dass ich gleich die Einkäufe
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