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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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Lektion gelernt, wären zur Einsicht gelangt und hätten uns von da an zusammengerissen. Haben wir nicht.
    Aus der obigen Schilderung wird wohl deutlich, dass das Verhalten auf Tour auch nach den Faces-Zeiten nicht gemäßigter wurde. Im Gegenteil, als ich mich 1976 zum ersten Mal als »Solokünstler« auf Tournee begab, war es, als eilte mir der schlechte Ruf der Faces voraus. Ich glaube, unter Musikern sprach sich herum, dass man Alkohol und Blödsinn nicht abgeneigt sein sollte, wenn man vorhatte, Rod Stewarts Band beizutreten. Die Faces schienen so etwas wie eine Messlatte zu sein, die übertroffen werden wollte. Rückblickend glaube ich, dass uns das sehr häufig gelungen ist – was Dummheiten einer Rockband auf Tour angeht, stellten wir sozusagen neue Rekorde auf.
    Für die erste Tourband nach den Faces wollte ich drei Gitarren, was die Leute spotten ließ: »Er braucht drei Gitarristen, um Ronnie Wood zu ersetzen.« Doch darum ging es nicht. Ich wollte die drei Gitarristen für die Klangdichte und die Dynamik zwischen ihnen, außerdem glaubte ich (das gebe ich gern zu), dass es gut aussehen würde. Das hatte ich mir bei Fleetwood Mac abgeschaut.
    Jim Cregan war einer von ihnen. Von Jim stammt übrigens das wunderschön fließende Akustikgitarrensolo auf »Make Me Smile (Come Up And See Me)« von Steve Harley and Cockney Rebel. Wir tauften ihn »Der Segovia von Somerset«. Der zweite Mann an der Gitarre war Gary Grainger. Gary hatte bei Strider gespielt, einer Vorband der Faces. Er sollte dem Ganzen etwas Derbheit verleihen. Der dritte Gitarrist war Billy Peek. Ich hatte Billy im amerikanischen Fernsehen mit Chuck Berrys Band spielen sehen, ganz großartig. Ich rief Tom Dowd an: »Wir müssen ihn kriegen.« Das war während der Aufnahmen zu A Night On The Town . Ich dachte mir, wenn sein Rock’n’Roll-Spiel gut genug für Chuck Berry war, dann war es vermutlich auch gut genug für mich.
    Meinem Bassisten Phil Chen hatte ich schon nach dem Weggang von Ronnie Lane angeboten, bei den Faces einzusteigen; damals hatte er bereits ein anderes Engagement. Der Keyboarder war John Jarvis, ein klassisch ausgebildeter Amerikaner und schon auf A Night On The Town an den Tasten, ein Vollblutmusiker. Und der Drummer war Carmine Appice, der in der Rockband Vanilla Fudge gespielt hatte. Carmine war Amerikaner, ich bat ihn allerdings, eher im britischen als im amerikanischen Stil zu trommeln. Bei den Amerikanern ist das Rock’n’Roll-Schlagzeug immer hart und direkt im Takt. Ich wollte ein eher britisches Feeling, bei dem man ein bisschen lockerer kurz nach dem Takt einsetzt. Es ist entspannter. Wird es allerdings zu entspannt, geht es sehr schnell in die Hose, wie wir bei den Faces häufiger mal feststellen durften. Das Ziel ist also der Fluss, die Lockerheit, ohne dabei die Zügel aus der Hand zu geben. Das, was die Stones so gut können.
    Überhaupt strebte ich eine möglichst entspannte Herangehensweise an. Es hieß damals, Jackson Browne würde ernsthaft Soundchecks in Konzertlänge machen. Nach dem Konzert wurde seine Band noch einmal zusammengetrommelt, um sich eine Aufnahme der Show anzuhören, und jeder wurde auf seine Fehler und Unterlassungssünden hingewiesen. Das entsprach ganz und gar nicht dem, was mir vorschwebte. Unsere Soundchecks neigten dazu, so kurz wie möglich zu sein. Schon fünfzehn Minuten waren anstrengend genug. Und es gab definitiv keine Nachbesprechungen. Klar war entscheidend, dass das Konzert gut gespielt wurde, aber wenn es mal einer am Abend nicht brachte, hielten wir uns nicht lange mit seinen Fehlern auf. Es ging ja schließlich um Rock’n’Roll. Ich fand, wenn es für uns nicht spaßig und unterhaltsam war, würde es das vermutlich auch für niemand anderen sein.
    Um sechs Uhr am Abend vor dem ersten Gig der Tournee musste sich jeder in seinem Bühnenoutfit vor den anderen präsentieren. Das war jedes Mal todkomisch. Ich ermutigte alle zu Extravaganz und Farbe. Funktionierte bloß nicht immer. Manchmal kam einer der Jungs in den Raum und fragte: »Was meint ihr?« Und die anderen schrien bloß: »Heilige Scheiße! So stell ich mich nicht mit dir auf die Bühne!« Phil bewies bei seinen Outfits ein ganz gutes Händchen, hingegen leisteten sich Jim und der später hinzugestoßene Kevin Savigar ein paar unfassbare Fehlgriffe, und Carmine, der Schlagzeuger, war vermutlich der schlimmste von allen – furchtbare Shirts in Schlangenlederoptik, silberne Westen und Lederjacken. Billy dagegen

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