ROD - Die Autobiografie
ins Zimmer.) Sie besaß meterweise Nylonschnur, um Gepäck aus dem Fenster an der Hotelaußenwand abzuseilen. (Schwierig, deinen Koffer unter diesen Umständen wiederzufinden. Und wenn man ihn zehn Stockwerke tiefer entdeckt, ist es noch schwieriger, ihn wieder hochzuhieven.) Als Uniformen trugen sie weiße Arbeitsoveralls mit der Rückenaufschrift »Sexpolizei«. Auf der Brust prangte ihr Wappen: zwei ungezügelte Penisse und das lateinische Motto cruella sed justa – »hart, aber fair«. Und sie hatten Hühner.
Ich glaube, die erste dokumentierte Verwendung lebender Hühner durch die Sexpolizei fand 1985 in einem Hotel in Dallas statt, und ich war das Opfer. Und zwar während eines Interviews mit dem großartigen, inzwischen verstorbenen Dick Clark, dem legendären Moderator von American Bandstand. Das Gespräch brach ab, als die Tür aufflog, vom Flur herein im Chor gerufenes »Zimmerservice!« ertönte und das Zimmer einen surrealen Moment lang in einer Wolke aus Federn und Hühnerscheiße verschwand. Clark, durch und durch ein Profi, schien sich darüber eher zu amüsieren.
Vermutlich konnte ich mich glücklich schätzen, dass es nur Hühner waren. Eigentlich waren Schafe geplant, die jedoch so kurzfristig unmöglich aufzutreiben waren. Mit Enten verhielt es sich ähnlich. Die Sexpolizei konnte es nie ganz verwinden, dass der Plan, ein Hotelbadezimmer mit Enten zu füllen, sich nie verwirklichen ließ, obwohl sie verdammt nah dran war.
Hühner dagegen waren leichter zu beschaffen. Folglich entfernte die Sexpolizei in einem Hotel auf Neufundland, Kanada, alle Möbel aus dem Zimmer eines Crew-Mitglieds und schloss sie im Nachbarzimmer ein (diese Vorgehensweise war Standard). Stattdessen ließ sie für den letzten Schliff zwei Hühner dort. Das Crew-Mitglied kehrte mit einem Mädchen, das er aufgegabelt hatte, in sein Zimmer zurück – und verbrachte tatsächlich ein paar Stunden darin, was bemerkenswert erscheint. Es war allerdings absolut entscheidend, sich so zu verhalten, als sei nichts geschehen, als ginge alles seinen normalen Gang. Reagierte man hingegen auf die Aktionen, so provozierte man nur noch weitere und schlimmere Streiche.
Darin liegt auch der Grund, warum ich, als ich nach einem Langstreckenflug mit British Airways zwischen Los Angeles und London am 22. Dezember 1977 meine Stiefel anzog und knackende Erdnussschalen spürte, gepaart mit einem leicht schleimigen Gefühl – das meiner Erfahrung nach am ehesten auf Erdbeermarmelade hindeutete. Trotzdem zog ich meine Füße nicht sofort wieder heraus, wie es mir mein Instinkt womöglich gesagt hätte. Ich schnürte mir die Stiefel zu und schlenderte aus dem Flugzeug in den Flughafen von Heathrow – so natürlich, wie es einem Mann nur möglich ist, dessen Schuhwerk mit allerlei Flugzeug-Snacks gefüllt ist.
Vielleicht war ich auch einfach zu betrunken, um es zu bemerken. Angeblich hielt ich noch immer ein Glas Cognac in der Hand und sang Al Jolsons »Mammy«, als ich die Gepäckausgabe erreichte. Bereits damals dämmerte mir sicherlich, dass wir diesmal zu weit gegangen waren. Zumindest der Anblick meines Gitarristen Jim Cregan, dessen lockiges Haar vor Asche und Zigarettenstummeln starrte und dessen Gesicht mit etwas verschmiert war, das sich bei näherem Hinsehen als Honig herausstellte, muss mich auf die richtige Spur gebracht haben. Das Lachen sollte uns definitiv im Hals stecken bleiben, als Jimmy Horowitz aus dem Managementteam kurz darauf wegen öffentlicher Trunkenheit auf dem Flughafengelände festgenommen wurde (Bußgeld: 25 Pfund, angeordnet vom Amtsgericht Uxbridge). Hinter uns lag die First Class von British Airways, unter großzügigem Einsatz von Senf neu gestaltet. Und vor uns eine berechtigte Medienschelte für unser erbärmliches Verhalten. Ich weiß nicht, was damals in uns gefahren war.
Ach doch, eigentlich schon: Cognac.
Der Daily Telegraph berichtete: »Mr. Horowitz gab zu, einige aus der Gruppe seien auf dem Gepäckband mitgefahren, er sagte jedoch auch, dass Rod Stewart zu betrunken gewesen sei, um auf das Band zu gelangen, sodass er einfach unter einigen Gepäckstücken in der Ecke gelegen habe.« Also hat wenigstens einer von uns ein wenig Anstand bewahrt. Kurz darauf öffnete der Grenzbeamte Horowitz’ Ausweis, und zwei Scheiben Speck purzelten heraus. Alles in allem eine traurige Episode, für die ich mich seinerzeit in aller Form bei British Airways entschuldigt habe. Ich würde gern behaupten, wir hätten unsere
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