ROD - Die Autobiografie
schwerfiel.
Als das Treffen schon nach kurzer Zeit zu Ende ging, war ich ausgelaugt und deprimiert. Und irgendwie auch etwas stinkig: stinkig auf Sarah und ihre Adoptivmutter, weil sie der Presse erlaubt hatten, sie zu manipulieren; und stinkig auf die Presse, weil sie diese Manipulation initiiert hatte. Es hätte ein privates, entspanntes Kennenlernen werden können, blieb letztlich aber unpersönlich – und alles andere als privat. Auch wenn der Reporter von unserer Begegnung ausgeschlossen worden war, holte The Sunday People natürlich trotzdem die große Keule hervor und druckte eine Doppelseite mit Blödsinn wie »Rods außereheliches Kind«. Evelyn und Sarah schrieben mir später lange Briefe, in denen sie sich dafür entschuldigten. Wahrscheinlich konnten sie sich wirklich nicht ausmalen, wie der Vorfall aus meiner Perspektive wirken musste. Sie wussten nun einmal nicht, wie die Klatschpresse funktioniert. Jedenfalls war es ein denkbar unbefriedigender Ausgangspunkt unserer Beziehung – und Sarah und ich mussten einen Weg finden, um noch einmal ganz von vorne anzufangen.
Alana stand mir loyal zur Seite, als Sarah plötzlich in mein Leben trat, was aber nichts an der Tatsache änderte, dass sich 1982 irreparable Risse in unserer Beziehung aufgetan hatten. Die hauptsächlichen Anlässe unserer Differenzen: die Zeit, die ich im Studio verbrachte, Fußball und meine Freunde.
Ich mochte Alanas Freunde und zählte sie schnell zu meinem eigenen Freundeskreis. Die Kreise, in denen sich Alana bewegte, überhaupt das Highlife von Los Angeles, zu dem sie mir die Tür geöffnet hatte, faszinierten mich immens – und ich stürzte mich kopfüber in diese Welt, die so viel Spaß zu bieten hatte. Aber ganz im Inneren war ich noch immer der alte Kumpel aus Nordlondon, der nichts lieber tat, als mit seinen Freunden vom Fußballplatz und den Jungs aus der Band abzuhängen. Diese Burschen waren natürlich nicht so glamourös wie die Leute, mit denen sich Alana umgab, und folglich tat sie ihr Bestes, um die Jungs vom Haus fernzuhalten. Wenn sie doch aufkreuzten – oder ich sie mitbrachte –, zeigte sie ihnen gerne die kalte Schulter. Vielleicht sah sie in ihnen einen negativen Einfluss, der dafür verantwortlich war, dass ich erst spät nach Hause kam und ein wenig zu tief ins Glas schaute – womit sie ja durchaus recht hatte. Aber wenn ich sie darauf hinwies, dass sich unser Leben primär um ihre Freunde drehe und nicht um meine, entgegnete sie nur, meine Freunde seien eben nicht so interessant. Worauf ich sie einen Snob nannte. Was vielleicht nicht gerade fair war, doch Alana hatte durchaus das Talent, etwas wählerisch und pingelig zu sein. Sie war die erste Person, die ich kennenlernte, die bei einer Einladung ungeniert fragte: »Und – wer kommt denn sonst noch?«
Es gibt wohl kein besseres Beispiel für diese gesellschaftlichen Differenzen als den Vorfall, der sich im Dezember 1981 nach einem Konzert im LA Forum abspielte. Wir traten dort viermal auf, und für die letzte Show mietete ich einen London Routemaster, der Freunde und Familie zur Konzerthalle brachte. Es war natürlich nicht gerade der typische Londoner Doppeldecker: Unten befand sich eine komplett eingerichtete Bar, damit man schon angeheitert in der Halle einlaufen konnte. Nach dem Konzert entschloss ich mich spontan, mit meinen Freunden im Bus die Rückfahrt anzutreten. Alana verstand ganz und gar nicht, was so toll daran sein sollte, in einem alten Bus mit meinen Kumpeln durch die Gegend zu rumpeln, und drängte darauf, lieber die Limousine zu nehmen. Ich hingegen hielt es für selbstverständlich, dass sie mit uns im Bus fuhr. Unser Streit setzte sich während der Fahrt fort, bis ich irgendwann einmal motzte, sie könne ja jederzeit wieder aussteigen. Was sie dann auch prompt tat. Wir waren gerade irgendwo in Inglewood, noch weit von unserem Ziel entfernt, und natürlich war es mitten in der Nacht. Die Polizei pickte sie schließlich an einer Telefonzelle auf, und mein Bruder Don fuhr zur Polizeistation, um sie nach Hause zu bringen. Auf der ganzen Strecke hörte sie nicht auf zu heulen.
Es war auch nicht gerade hilfreich, dass wir in dieser Phase unserer Ehe kaum noch ausgingen und feierten. Sechs Wochen nach Kimberlys Geburt hatte sich Alana das Pfeiffer’sche Drüsenfieber zugezogen – und war im ersten Jahr mit dem Baby so beschäftigt, dass sie sich nie richtig auskurieren konnte. Nach Seans Geburt war es dann das Epstein-Barr-Virus, das
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