ROD - Die Autobiografie
sie müde und apathisch machte. Zugegeben, ich verhielt mich nicht so verständnisvoll, wie es angemessen gewesen wäre. Ich steckte voller Energie und erwartete wohl unbewusst, dass Alana dasselbe Tempo vorlegte. Aber sie war völlig ausgelaugt und wollte inzwischen lieber mit den Kindern zu Hause bleiben.
Sonntags ging ich beispielsweise mit unserer Mannschaft, den »Exiles«, zum Fußballspielen. Danach gönnte man sich vielleicht einen kleinen Drink, sodass ich erst am Nachmittag zurückkehrte. Das Mittagessen im Ofen war zu diesem Zeitpunkt völlig vertrocknet – und Alana natürlich außer sich. Es folgten zwei Tage, an denen wir überhaupt nicht mehr miteinander sprachen. Sie wollte nicht verstehen, warum ich diese kleinen Fluchten überhaupt brauchte, und ich wollte nicht glauben, was aus diesem temperamentvollen Mädchen geworden war, das früher nur ausgehen und feiern wollte. Klar, inzwischen war sie Mutter von drei kleinen Kindern, von denen zwei von mir stammten. Aber ich war einfach nicht in der Lage, die Situation mit der nötigen Distanz zu betrachten.
Ich fing damit an, Alana als »das Kriegsministerium« zu bezeichnen. Wenn ich mit meinen Leuten im Cock ’n Bull einen heben ging, pflegte ich zum Abschluss aufzustehen und zu sagen: »Zeit, mir meinen Stahlhelm aufzusetzen und nach Hause zu gehen.« Bei den Jungs in der Band hieß sie inzwischen nur noch »… und dann kreuzte die Ehefrau auf«. Tauchte sie einmal unerwartet in unserem Kreis auf, wurde die Atmosphäre umgehend etwas frostig. Man saß zusammen, hatte seinen Spaß … »und dann kreuzte die Ehefrau auf«.
Natürlich war es wenig hilfreich, dass wir beide ausgemachte Dickschädel sind und nicht die leiseste Ahnung hatten, wie man Kompromisse schließt oder Differenzen ausdiskutiert. Stattdessen fraßen wir unseren Ärger in uns hinein. Zu Handgreiflichkeiten kam es nie – von einer Ausnahme abgesehen: Wir waren in einem Hotelzimmer in Cannes, als Alana in ihrer Wut den Telefonhörer nach mir warf. Da er aber an einer elastischen Schnur hing, kam er wie ein Bumerang zurück und knallte gegen ihre Stirn.
Eines Morgens stellten wir nach dem Aufwachen fest, dass die Worte »Alana Piranha« mit schwarzer Farbe auf die Außenwand unseres Hauses geschmiert worden waren. Beide hatten wir ein mulmiges Gefühl. Wir fanden nie heraus, wer den Pinsel geschwungen hatte oder warum. In gewissen Kreisen kristallisierte sich die Theorie heraus, dass Alana indirekt dafür verantwortlich sei, dass zwei meiner Leute gefeuert worden waren. Nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Tatsächlich wurden zwei Leute, die lange für mich gearbeitet und mir sehr nahegestanden hatten, in dieser Zeit gefeuert, aber dafür gab es gute Gründe, die mit Alana nicht das Geringste zu tun hatten.
Zunächst traf es Tony Toon, meinen persönlichen Assistenten und Selfmade-Presseagenten – jedoch nicht, weil ihn Alana verabscheute (auch wenn das durchaus der Fall war). Tony musste gehen, weil er einmal jegliches Augenmaß vermissen ließ. Während eines Urlaubs auf Hawaii landeten wir in einem hoffnungslos überbuchten Hotel. Alana und ich nahmen Kimberly und Sean mit zu uns, und wir baten Tony, das Zweibettzimmer nebenan mit Ashley zu teilen, der damals sieben Jahre alt war. Tony konnte natürlich nicht der Versuchung widerstehen, abends einen Typen in der Bar anzumachen und mit aufs Zimmer zu nehmen. Am nächsten Morgen zeigte ich ihm die Rote Karte.
Tonys Rache war begnadet. Er lancierte in der Presse eine Geschichte, wonach ich in einer Schwulenbar in San Diego einer ganzen Truppe von Seeleuten einen geblasen hätte – und anschließend in die Notaufnahme eines Krankenhauses eingeliefert worden sei, wo mir mein Magen hätte ausgepumpt werden müssen. Mit geringfügigen Variationen (hauptsächlich die Menge der ausgepumpten Flüssigkeit betreffend) hat mich diese Geschichte bis heute verfolgt. Was immer man über Tony – er ruhe in Frieden – auch sagen mochte: In seinem Job war er verdammt gut.
Um die Geschichte ein für alle Mal klarzustellen und für die Nachwelt die nackte Wahrheit festzuhalten: Ich bin mir relativ sicher, in besagter Nacht nicht in San Diego, sondern im Hotel Cipriani in Venedig gewesen zu sein. Und ich habe nie in meinem Leben einem Matrosen einen geblasen, schon gar nicht einer kompletten Schiffscrew. Mir wurde auch nie etwas aus dem Magen gepumpt – weder maritime Spermien noch sonst etwas. Nachdem wir also auch dieses
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