ROD - Die Autobiografie
Seemannsgarn aus der Welt geräumt haben, wenden wir uns wieder den Tatsachen zu.
Billy Gaff war der Nächste, der unser Team verließ. Seit dreizehn Jahren fungierte er als mein Manager, seit meinem Einstieg bei den Faces. Wir kriegten uns 1982 in die Haare, als wir auf der Tonight-I’m-Yours -Tour in einem Privatjet durch den Mittleren Westen düsten. Ich fragte Gaff – der, wenn ich mich recht erinnere, gerade seinen geliebten weißen Pelzmantel trug –, ob er vielleicht einen kleinen Vorschuss für Robin Le Mesurier rausrücken könne, einen unserer Gitarristen. Gaff weigerte sich und behauptete, dass wir kein Geld hätten. Was mich – zurückhaltend formuliert – doch etwas überraschte. Schließlich waren wir seit drei Monaten auf Tournee und hatten laufende Einnahmen. Zumindest konnte man mit Fug und Recht davon ausgehen. Es löste bei mir die besorgte Frage aus, was mit dem Geld passiert war beziehungsweise wie überhaupt unser Geschäftsmodell im Detail aussah. Gaff hatte die leidige Angewohnheit, völlig auszuflippen, wenn man ihm derartige Fragen stellte – und genau das tat er denn auch dieses Mal.
Kein Wunder, dass wir uns während des restlichen Fluges nur noch gegenseitig beharkten. Bei der nächstbesten Gelegenheit stieg der Mann, der eigentlich mein Manager sein sollte, aus dem Flieger, buchte einen Flug nach Paris und reagierte nicht mehr auf meine telefonischen Kontaktversuche. Ich kam zu der Überzeugung, dass dies kein haltbarer Zustand sei. Also schickte ich ihm am 3. Marz 1982 ein Telegramm mit den Worten: »Offensichtlich gehst du mir aus dem Weg. Bin hochgradig unzufrieden mit dem Stand unserer Beziehung und betrachte sie ab heute als beendet. Rod.«
Um mich endgültig von Gaff trennen zu können, mussten wir zu einer Anhörung bei der Schiedsstelle für Arbeitsrecht. Alana sagte als Zeugin aus und schlug sich ganz hervorragend. Sie war am Morgen der Verhandlung in einem schwarzen Kleid erschienen und trug dazu einen schwarzen Hut mit Schleier – wie eine Witwe, die Gerechtigkeit für ihren unlängst ermordeten Ehemann einfordert. Alles war hochdramatisch. Gaff wiederum kam mit Verspätung und sah ziemlich mitgenommen aus. Der Vorsitzende Richter hörte sich die Ausführungen beider Parteien an, wobei unser Anwalt darauf hinwies, dass Gaff kalifornisches Recht verletze, weil er in Personalunion als mein Manager, Plattenfirmenchef und Musikverleger auftrete und damit diverse Interessenkonflikte auslöse. (Ich muss gestehen, dass ich mich in den letzten Jahren um diese Frage überhaupt nicht mehr gekümmert hatte, und verfluchte mich, das Heft aus der Hand gegeben zu haben.) Der Vorsitzende regte einen Vergleich an, der dann auch zügig über die Bühne ging. Gaff war mit einem Vergleich gut bedient, weil er andernfalls Gefahr lief, die Provisionen, die er in den letzten Jahren verdient hatte, zurückzahlen zu müssen. Und das wäre ein erkleckliches Sümmchen gewesen. Er übertrug mir seinen Anteil an meinen Aufnahmen, Verlagsrechten und einigen Live-Mitschnitten und Fernsehaufzeichnungen, während ich ihm den dreißigprozentigen Anteil an Riva Records zurückgab – der Plattenfirma, die er 1975 gegründet hatte und die meine Tonträger in England vertrieb. Ich war erleichtert, als die Trennung endlich vollzogen wurde.
Ich brauchte also einen neuen Manager, und wieder war es Alana, die den richtigen Riecher hatte, als sie mir Arnold Stiefel vorschlug. Arnold stammte nicht aus dem Musikgeschäft, sondern war ein junger, dynamischer Filmagent, der bei der Agentur William Morris arbeitete, die viele von Alanas prominenten Freunden betreute. Arnold kam zu einem Besuch vorbei, gab offen zu, dass er vom Musikgeschäft keine Ahnung habe, aber dennoch zuversichtlich sei, die strategischen Visionen, die er für Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren entwickelt hatte, auch auf meine Karriere anwenden zu können. Das war ein Ansatz, den ich sehr sympathisch fand. Wollte ich überhaupt einen klassischen Rock-Manager? Die meisten von ihnen wirkten auf mich wie humorlose Möchtegern-Zampanos und Ganoven. Arnold und ich kamen also überein, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Er löste seinen Vertrag bei William Morris auf und erweiterte sein Vokabular um Ausdrücke wie »A&R«, »Road Crew Tour Bus« oder »All Access Passes«. Er war eine Entscheidung, die sich für uns beide als goldrichtig herausstellen sollte. Dreißig ereignisreiche Jahre später sind wir noch immer ein
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