ROD - Die Autobiografie
Team.
Die Risse in meiner Ehe wurden dafür umso tiefer. Im Sommer 1982 flogen wir alle nach Spanien – um Urlaub zu machen und das Abschneiden der schottischen Mannschaft bei der Fußball-WM zu verfolgen. Mein Vater, meine Brüder, mein Schwager und ich fuhren also los, um uns die Spiele anzuschauen, und wenn wir spätabends nach Hause kamen, flogen natürlich die Fetzen. Alana und ich schrien uns in Anwesenheit meines Vaters an, der sich selbstredend auf meine Seite schlug: »Wieso kann sie das denn nicht verstehen? Das ist schließlich die Weltmeisterschaft! Warum gönnt man den Männern nicht diesen einen Tag?«
Gut, es war nicht nur ein einziger Tag. Es waren genau drei Tage für die drei Spiele der Gruppenphase. Aber an seinem Argument änderte das prinzipiell nichts. Vielleicht darf ich auch daran erinnern, dass es sich um die WM handelte, bei der Schottland für fünfzehn elektrisierende Minuten gegen die Supermacht Brasilien in Führung lag – um dann doch noch 1:4 zu verlieren. Trotzdem war es für die gesamte Stewart-Familie ein einmaliges Erlebnis – was ich Alana natürlich nicht einmal ansatzweise vermitteln konnte.
Eine weitere Belastung unserer Beziehung bestand in ihrem wachsenden Interesse an allen möglichen spirituellen und übernatürlichen Phänomenen. Sie hatte zu diesen Themen schon immer eine Affinität, aber als die Eso-Bewegung im Kalifornien der frühen Achtziger einen Höhepunkt erreichte, nahm auch ihre Faszination neue Dimensionen an. Sie kaufte damals im House-of-Hermetic-Laden in Los Angeles immer diese sogenannten »Wunschkerzen«: Wünsche gingen in Erfüllung, wenn man sie nur offen aussprach oder sie auf ein Papier schrieb und es unter die Kerze legte. Mit den wissenschaftlichen Grundlagen dieser Theorie hatte ich so meine Probleme. Wenn sie mir ein paar Wunschergebnisse für die schottische Nationalmannschaft herbeigezaubert hätte, wäre ich ja vielleicht bekehrt worden, aber ohne solche Resultate … Nein, das war nichts für mich.
Sie besuchte auch diverse Selbstfindungsgruppen, wo man unter anderem mit einem Besenstiel auf seine lederne Handtasche einprügelte und dabei schrie, wie sehr man seinen Vater hasste. Dann kam die Numerologie. Eine enge Freundin von Alana, Linda, behauptete von sich, ein Medium zu sein. Bevor wir eine Reise antraten, suchte Alana sie auf und befragte sie nach den Nummern unserer gebuchten Flüge oder Hotelzimmer – nur um sich zu vergewissern, das alles okay sei und wir nicht Opfer eines kosmologischen Desasters würden, wenn wir in Suite 342 eincheckten und nicht in Suite 343. Persönlich hielt ich diesen Kram für völlig gaga, aber man sucht sich halt immer die Sachen, die einen glücklich machen. Gleichzeitig war es jedoch auch ein weiteres Indiz, dass die Gemeinsamkeiten zwischen Alana und mir immer weniger wurden.
Im Spätsommer 1983 ging ich zu der Vorabpremiere des Films Portfolio , ein Dokudrama aus der Modewelt, in dem auch mehrere Models der Agentur Elite mitwirkten. Es war nicht gerade ein Filmklassiker à la Citizen Kane , aber ein Gesicht auf der Leinwand verschlug mir den Atem. Ich musste sie unbedingt kennenlernen. Um ein Treffen zu arrangieren, erzählten meine Leute den Agenturleuten, dass ich einen Song für sie geschrieben hätte – was natürlich glatt gelogen war, mir aber immerhin ein Dinner mit Kelly Emberg einbrachte.
Bevor das Treffen für Anfang September arrangiert werden konnte, war ich allerdings für eine Woche in Eltons Haus in Windsor eingeladen. Ein Fußballspiel stand auf dem Programm, und natürlich wurde auch heftig gefeiert. Besuche bei Elton machten mir immer einen ungeheuren Spaß. Man musste sich zwar darauf einstellen, vor dem Schlafengehen erst einmal eine ganze Kollektion kostbarer viktorianischer Puppen aus dem Bett räumen zu müssen, aber Elton tat wirklich alles, damit man sich bei ihm wohlfühlte. Es war eine äußerst unterhaltsame Gesellschaft, die natürlich – man muss es eigentlich gar nicht erwähnen – einen leicht schwulen Einschlag hatte. Aus diesem Grund hatte ich vorgeplant und Kara Meyers – ein hübsches, charmantes Model aus meinem Bekanntenkreis – gefragt, ob sie mir in dieser Woche nicht Gesellschaft leisten wolle.
Es war einem ungewöhnlichen Zufall zu verdanken, dass ich Kara im Juni 1983 überhaupt kennengelernt hatte. Wir waren auf Tour und spielten an jenem Abend in Berlin. Nachmittags hatte ich mich in ein Café gesetzt, vor dem zufälligerweise gerade
Weitere Kostenlose Bücher