ROD - Die Autobiografie
nächsten Morgen wartete Kelly bis elf Uhr, schrieb mich als hoffnungslosen Fall ab und bestieg den Bus nach Pennsylvania. Mein Anruf kam erst um eins, außerdem hatte ich eine Ehefrau, zu der ich nach Los Angeles fliegen musste und mit der es Gesprächsbedarf wegen eines Fotos in der New York Post gab. (Zu sehen waren zwar vorwiegend Kara Meyers’ sehr, sehr lange Beine, die in einem Taxi verschwanden, aber die Beweislast war einigermaßen erdrückend.)
Aufgeben wollte ich keinesfalls. Am nächsten Tag rief ich erneut an. Kelly sagte, sie müsse nach Dallas zu einem Katalog-Shooting. Ich versprach ihr, dass ich dort sein würde. Lachend antwortete sie: »Verlassen werde ich mich wohl kaum darauf.« Aber ich flog nur aus diesem Grund nach Dallas und checkte im Mansion on Turtle Creek ein. Kelly war im Best Western, wo ich sie anrief: »Komm rüber, das Hotel ist viel schöner.« »Ich werde nicht in deinem Zimmer wohnen.« »Dann besorge ich dir ein eigenes Zimmer.«
Also buchte ich ein Zimmer und hinterließ dort ein Blumenbouquet, so groß wie eine ganze Hecke, mit Widmung. »Für die Sagenhafte« stand aud der Karte. Ich wartete, bis sie aus dem Best Western umgezogen war, dann klopfte ich an ihre Zimmertür. Als sie öffnete, sank ich auf der Türschwelle auf die Knie, reckte ihr eine Rolle Toilettenpapier entgegen und hauchte: »Für dich.«
Auch in Dallas blieb es bei einem spaßigen Abendessen. Mehr wurde nicht daraus. Ich musste um sie werben. Sie hatte einen Freund, und es bedurfte einiger Überredungskünste, dass sie ihn verließ. Im Laufe der folgenden Wochen rief ich sie andauernd an. Ich fand heraus, wo sie arbeitete, und tauchte dort auf, um sie zu überraschen. Ich verschaffte mir Zutritt zu verschiedenen Fotostudios. Bei einem Shooting für Maybelline schlich ich mich ein und versuchte sie aus dem Hintergrund abzulenken. Und nach solchen Aktionen überredete ich sie, mit mir essen zu gehen. Oder wir spazierten einfach durch die Gegend, und ich redete dummes Zeug: »Siehst du diesen Riss im Bürgersteig? Es könnte das letzte Mal sein, dass wir ihm begegnen.«
Ich war bis über beide Ohren verliebt. Sie war so organisiert und selbstständig. Sie konnte sich ganz alleine in ein Flugzeug setzen. Das tat ich nie. Ich hatte immer einen Assistenten bei mir. Keinen Bodyguard, da ich nie das Gefühl hatte, dass ich einen brauchte, aber ich war immer in Begleitung. Manchmal ging sie sogar alleine ins Kino. Auch das konnte ich mir für mich nicht vorstellen. Sie hatte diese fantastische Angewohnheit, beim Sprechen zu lachen, war immer guter Dinge und sentimental bis zum Gehtnichtmehr – ganz klar jemand, der niemals etwas Böses im Schilde führte. Bei einem Abendessen – und das war noch, bevor unsere Beziehung auch körperlich wurde – sagte ich ihr: »Ich glaube, ich werde dich heiraten.« Sie antwortete: »Bist du verrückt? Das ist vollkommen bescheuert.« Aber ich habe wirklich daran geglaubt.
Schließlich wurde aus uns doch ein Paar. Zwei Jahre lang pflegten wir eine Fernbeziehung zwischen New York und L.A. Kelly hatte ihre Karriere und ihr Apartment in Manhattan, und sie war zu klug und zu selbstständig, um beides leichtfertig aufzugeben. Aber selbst in dieser Phase dauerte es nie länger als zehn Tage, bis wir uns wiedersahen. In New York gingen wir ins Theater und hingen mit ihren Model-Freundinnen Kim Alexis und Christie Brinkley ab. Was mir keine besonders großen Probleme bereitete, muss ich gestehen. An den Wochenenden kam sie nach L.A., sah mir beim Fußballspielen zu und ging danach mit mir und den Jungs aus, wo wir Mudslides tranken, bis wir nicht mehr geradeaus schauen konnten. Mit der Gesellschaft meiner Freunde hatte sie nie irgendwelche Probleme, auch nicht wenn mal gröbere Töne angeschlagen wurden oder herumgeblödelt wurde. Die Jungs von der Band verehrten sie und hießen sie aufs Herzlichste im Under the Table Supper Club willkommen – einer feierlichen Essensgesellschaft, deren Mitglieder sich mehrmals pro Abend unter den Tisch verabschiedeten und mit dem Kellner Verstecken spielten. Weiterhin hatte die Band zu jener Zeit Gefallen daran gefunden, in Restaurants ihr Essen ohne Hosen und gelegentlich – auch das sollte nicht verschwiegen werden – ohne Unterwäsche einzunehmen, wobei das Tischtuch die Blöße vor den Kellnern und den anderen Gästen verbarg. Selbst das schien Kelly nicht im Geringsten zu stören. Sie ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
Das war
Weitere Kostenlose Bücher