ROD - Die Autobiografie
so trübe sein, dass sie nicht durch eine Runde – oder drei – dieses Spiels aufzulockern wäre.
11. Ähnlich wertvoll: das Tisch-Spiel. Ziel ist es, einen Restauranttisch im Laufe des Essens unmerklich und zur Verwirrung der Belegschaft Zentimeter um Zentimeter zu verschieben, sodass er schließlich in der Mitte des Raums oder an einem gänzlich anderen Platz steht. Besonders viel Spaß macht das im Freien in einem Restaurant in der Stadt, wenn der Tisch dann halb auf dem Gehsteig und halb auf der Straße steht – und später mitten im Verkehr. Sehr schön ist das auch in Saint-Tropez, wo der Tisch im Meer landen könnte. Wichtig ist, dass man dabei keine Miene verzieht.
12. Aus Büchern lassen sich hervorragende und so gut wie unüberwindbare Abdeckungen für Kinderbetten bauen, besonders wenn man sie säuberlich, vier Bücher übereinander, über die Länge des gesamten Bettes anordnet.
13. Selbst die verpenntesten Teenager lassen sich morgens zur Schule bewegen, wenn man nur genügend Wecker an schwer zugänglichen Orten in ihrem Zimmer verteilt.
14. In dieser Hinsicht genauso effektiv: Dudelsackmusik, die sehr laut vor der Tür des Teenagers abgespielt wird.
15. Wenn dein Teenager-Kind darauf besteht, in Hausnähe an einer Stelle zu parken, die dir nicht recht ist, hilft es, seinen Autoschlüssel in eine dreißigfache Lage Zellophanfolie einzuwickeln, damit die Botschaft ankommt.
16. Wenn du die Schnauze voll hast, dass der Chihuahua deines Sprösslings immer in den Garten kackt und der Dreck nie weggemacht wird, legst du den Haufen des Anstoßes auf einer Serviette unter den Fahrersitz im Auto deines Kindes und überlässt es der Hitze und der Feuchtigkeit im Wageninneren, dem Kind eine Lektion in Haustierhaltung zu erteilen.
17. Das auf einer Serviette platzierte Häufchen wirkt auch Wunder auf dem Zimmerboden des Nachwuchses, um deinem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen.
18. Wenn du generell vom Chihuahua deines Sprösslings die Schnauze voll hast, versuch doch mal, ihm mit wasserfestem Filzstift die Teufelszahl »666« auf die Stirn zu malen.
19. Der Obdachlose, den dein Hauspersonal eines Morgens schlafend auf dem Sofa im Wohnzimmer entdeckt hat, ist vielleicht gar kein Obdachloser. Es könnte sich um Munky handeln, den Gitarristen von Korn, der dort pennt, weil es gestern wieder mal spät geworden ist. Deswegen wäre es eigentlich nicht nötig gewesen, dass dein Hauspersonal die Polizei anruft und einen Einbrecher meldet. (Ich war nicht zu Hause, als das passierte, und darüber bin ich sehr froh.)
20. Und wo es gerade um Abwesenheit geht: Wenn Tommy Lee, Mitglied der Metal-Band Mötley Crüe, und sein Pilot es sich in den Kopf setzen, deine Kinder zu besuchen und dabei mit dem Hubschrauber in deinem Garten landen wollen, solltest du es – so wie ich – vorziehen, unterwegs auf Tour zu sein, damit du dem anschließenden Chaos aus dem Weg gehen und es anderen Leuten überlassen kannst, der Hausverwaltung und der Feuerwehr zu erklären, was zum Teufel eigentlich vorgefallen ist.
Meine mehr als dreißig Jahre als Elternteil haben nicht nur dazu geführt, dass ich dieses äußerst nützliche Kompendium des Wissens zusammenstellen konnte, sondern mir auch eine spezielle Vorliebe für den Vatertag beschert. Mir bedeutet es sehr viel mehr, wenn an diesem Tag an mich gedacht wird als an Weihnachten oder an meinem Geburtstag. Der Vatertag wird leicht übersehen. Schon im Vorfeld werde ich nervös und frage mich, ob es dieses Jahr wohl zum ersten Mal vorkommt, dass eines meiner Kinder mich vergisst. Und wenn das nicht passiert, wenn sie sich melden und mir ihre Liebe versichern, dann schmelze ich dahin, denn mehr will ich gar nicht hören.
Vielleicht brauche ich diese Bestätigung, weil ich zu Schuldgefühlen neige. Schuldgefühle, denn ich frage mich, ob ich als Vater immer alles gegeben habe. Ich war nie ein schlechter Vater. Ganz im Gegenteil war ich immer ein guter Vater in dem Sinne, dass die Liebe zu meinen Kindern durch nichts zu erschüttern war. Aber mit Sicherheit war ich auch, zumindest für größere Lebensabschnitte meiner älteren Kinder, ein abwesender Vater. Es liegt in der Natur meines Berufes, dass ich mal einen Monat zu Hause war und dann wieder drei Monate nicht. Das machte es schwierig für meine Kinder, und die Tatsache, dass sie ein anderes Leben überhaupt nicht kannten, erleichterte die Sache nicht unbedingt. Und dann verkomplizierte ich alles noch, indem ich eine neue
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