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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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Vorwurf der Vermessenheit heraufbeschwören würde, war wahrscheinlich, aber davon abgesehen wusste ich, dass ich mich in den Augen vieler Leute völlig neu positionieren und eine Menge Erwartungen enttäuschen würde. Trotzdem wollte ich dieses Risiko eingehen. Mein letztes Album Human von 2001 hatte sich schlecht verkauft – beängstigend schlecht sogar. Es kam in etwa so gut an wie Krampfadern am Swimmingpool und wies die schlechteste Erstverkaufswoche auf, seit ich überhaupt Alben machte. Es war meine erste Platte, zu der ich überhaupt keinen einzigen Song beigesteuert hatte. Den Schluss, dass das eine etwas mit dem anderen zu tun gehabt haben könnte, zog ich aber nicht, dazu war mein Selbstvertrauen zu sehr am Boden. Tatsächlich glaubte ich sogar, dass ich als Songschreiber erledigt sei.
    Warum hatte ich dieses Gefühl? Der letzte erfolgreiche Song, den ich geschrieben hatte, war »Forever Young« – das war 1988 und lag fast vierzehn Jahre zurück. Das Schreiben von Songs war mir schon immer schwergefallen, aber in den Neunzigerjahren kam es mir geradezu unmöglich vor. Aus unerfindlichen Gründen, was das Ganze noch frustrierender machte. Ich weiß noch, dass ich mit dem Produzenten Trevor Horn über das Problem gesprochen habe. Trevor schlug vor: »Warum mietest du dir nicht ein Häuschen in Schottland, verziehst dich ganz allein mit einer Akustikgitarre dorthin und schaust mal, was dabei rauskommt?« Er hatte es gut gemeint, aber ich könnte mir nichts Schlimmeres vorstellen. Allein mit einer Akustikgitarre in einem abgeschiedenen Landstrich – ungefähr so sah für mich die Hölle aus.
    Und wenn ich es dann doch einmal schaffte, Songs zu schreiben, folgte die Enttäuschung auf dem Fuß. Ich lieferte das Material bei der Plattenfirma ab, und die befanden, es sei zu offensichtlich an andere Vorbilder angelehnt oder nicht gut genug. Ich schaffte es nicht, meine Songs auf meinen eigenen Platten unterzubringen. Das war sehr entmutigend. Auf A Spanner In The Works von 1995 gab es nur zwei Songs von mir, und When We Were The New Boys von 1998 enthielt sogar nur einen Song, mit dem ich etwas zu tun hatte: das Titelstück. Den Rest hatte die Plattenfirma für mich ausgewählt. Na ja, sie taten ihr Bestes. Aber ich hatte nichts dazu beigetragen. So langsam kam ich mir vor wie eine Mietstimme: Sagt mir, was ich singen soll, und ich singe es. Und das hörte man Human an. Alles in allem erschien mir der Zeitpunkt gekommen, etwas Neues auszuprobieren.
    Eines Abends saß ich beim Abendessen mit einem guten Freund, dem Produzenten Richard Perry. Richard hatte einige der größten Popsongs aller Zeiten produziert: »You’re So Vain« von Carly Simon, »Stoney End« von Barbra Streisand, Alben von Harry Nilsson, den Temptations, Art Garfunkel, Tina Turner und vielen anderen. Richards Haus in West Hollywood lag etwas oberhalb des Sunset Boulevard und war weithin bekannt für das, was er Perry’s Pub getauft hatte: einen Partyraum mit bestens ausgestatteter Bar. Die ganzen Siebzigerjahre hindurch und auch später noch war es der Schauplatz für so manchen spätnächtlichen Schabernack. Du wusstest, dass du jederzeit dort einfallen und noch einmal bei Musik und Tanz ordentlich die Tassen heben konntest.
    Richard erzählte ich beim Essen von meinem lang gehegten Traum, eine Platte mit Standards aufzunehmen. Er liebte Billie Holiday und Ella Fitzgerald genauso wie ich, ihm gefiel die Idee. Dann warfen wir beide mit Songtiteln um uns: »Cheek To Cheek«, »I’ve Got You Under My Skin«, »September In The Rain« … Ich musste den Ober um Stift und Zettel zum Mitschreiben bitten. Einem von uns fiel ein Song ein, und dann sang ich ihn Richard vor, um zu sehen, ob er bei mir funktionierte. Die anderen Restaurantgäste müssen geglaubt haben, sie seien Zeuge einer reichlich übertriebenen Verführungsszene: Zwei Männer sitzen sich gegenüber, und der eine schmachtet den anderen ziemlich laut mit »It Had To Be You« an.
    Wir beschlossen ein paar Demoaufnahmen zu machen. Richard besorgte irgendwelche hochkarätigen Jazz-Pop-Sessionmusiker, und nach drei oder vier Stunden hatten wir fünf Songs von unserer Liste im Kasten. Aber begeistert war ich nicht. Ich hielt die Herangehensweise für zu konventionell, das hätte jeder genauso machen können, und es war auch schon zu oft so gemacht worden. Ich wollte zeitgemäßere Einflüsse verarbeiten. Also begann Richard noch einmal von vorne, mit anderen Musikern. In einem kleinen

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