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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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war’s auch schon.
    Um ehrlich zu sein, ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt als einziger Frontmann einer Band noch nicht so richtig wohl. Bei den Hoochie Coochie Men stand ich hinter Long John in der zweiten Reihe, und ich glaube, es war mir lieber, dass ich etwas geschützt war – ab und zu konnte ich mich in den Vordergrund drängen und die Aufmerksamkeit genießen, aber es lastete nicht die komplette Show allein auf meinen Schultern. Gut möglich, dass ich als Performer erst noch meine Schüchternheit ablegen musste. Genauso ist es möglich, dass ich keine Lust hatte, die Verantwortung und die zusätzliche Arbeit zu übernehmen. Jedenfalls sollten noch einige Jahre ins Land gehen, bevor ich mich dem Job des Frontmanns gewachsen fühlte.
    Nachdem das Kapitel Soul Agents nach sechs Monaten zu Ende war, saß ich wieder zu Hause rum und ging meinen Eltern mit meiner Arbeitsscheu auf die Nerven. Erst im Sommer 1965 ergab sich eine neue Chance für mich, und erneut war es Long John, dem ich das verdankte.
    Long John schwärmte davon, wie er im Twisted Wheel in Manchester mit einem fünfundzwanzigjährigen Organisten namens Brian Auger und dessen Gruppe Brian Auger Trinity zusammengearbeitet hatte. Augers Manager war Giorgio Gomelsky, eine der Schlüsselfiguren der britischen Popmusik. Gomelsky war ein Schwergewicht in der Szene – und das im wahrsten Sinne des Wortes mit seinem Kugelbauch, seinem Auftreten und dem kehligen osteuropäischen Akzent. Er hatte die Leute vom Marquee überredet, eine wöchentliche Blues Night ins Programm zu nehmen, und das zu einer Zeit, wo man sich mit einer solchen Idee den Zorn der Trad-Jazz-Puristen einhandelte. Dann zog er den Crawdaddy Club im Station Hotel in Richmond auf und verhalf dort den Rolling Stones zu ihrem ersten Erfolg als Hausband. Als sie sich größeren Dingen widmeten, brachte er die Yardbirds als ihre Nachfolger an, und die waren auch nicht von schlechten Eltern. Gomelsky war einfach jemand, der seine sieben Sinne beisammenhatte.
    Zusammen mit Auger und Long John heckte Gomelsky den Plan aus, eine Art Revue auf die Beine zu stellen, ein Plattenlabel-Package, alles mit nur einer Backing-Band: wenn man so will, ein Rundum-sorglos-Paket für alle R&B-und-Soul-Music-Bedürfnisse. Long John schlug mich dafür vor, seinen Protegé, wie er mich nannte. Gomelsky war der Meinung, dass die Band dazu noch eine Sängerin haben sollte, und er brachte die achtzehnjährige Julie Driscoll ins Spiel, die zu dem Zeitpunkt nicht viel mehr tat, als in Gomelskys Büro die Fanpost der Yardbirds zu öffnen. Gomelsky wusste, dass sie eine großartig klare und kraftvolle Stimme hatte und sich für die Musik von Motown interessierte.
    Geplant war, dass Auger mit der Band auf die Bühne kam – Ricky Brown am Bass und Micky Waller, der mein langjähriger Wegbegleiter werden sollte, an den Drums – und ein paar Jimmy-Smith-Nummern und ein paar eigene Songs spielte. Dann stellte er Julie vor, die ein paar Motown-Nummern sang. Julie brachte anschließend mich auf die Bühne, und ich sang etwas von Sam Cooke und Wilson Pickett. In jenen Tagen war Sam Cooke für mich der Größte. Seine Alben, die mich am meisten beeindruckten, waren Night Beat von 1963 und die beiden Liveaufnahmen Live At The Harlem Square Club (1963) und Sam Cooke At The Copa (1964). Diese Platten besaß ich damals schon, und auch heute höre ich sie noch – die Songs sind so herrlich unkompliziert, bauen auf ganz simplen Akkordfolgen auf. Und was für eine unglaubliche Stimme! Ich habe mir immer eingebildet, ich würde ein wenig wie er klingen, und dieses Revue-Format gab mir nun die Gelegenheit, das tatsächlich zu beweisen. Beim Versuch, so zu singen wie er, wie Otis Redding oder David Ruffin von den Temptations, fand ich schließlich meinen eigenen Stil.
    Nachdem ich meinen Part hinter mich gebracht hatte, war Long John an der Reihe, und Julie und ich sangen den Background für sein Blues-Set. Der Name der Band war Steampacket – eine Anspielung auf einen Flussdampfer, aber auch auf die Package-Idee, und mit Dampf ablassen hatte es natürlich ebenfalls eine Menge zu tun.
    So im Nachhinein erscheint es ziemlich offensichtlich, dass das ganze Projekt auf gefährlich dünnem Eis angesiedelt war. Drei Lead-Stimmen und ein resoluter Organist, der ebenfalls sang – das waren eine ganze Menge Egos, die man in einen Kleintransporter zwängen musste, ganz zu schweigen davon, sie auf den ziemlich beengten Bühnen der Bluesclubs

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