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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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Erstaunlich, dass niemand auf die Idee kam, ihn zu fragen, ob er nicht auch noch die Fenster putzen wolle.
    Julie war das Küken der Band, und natürlich musste sie sich als einzige Frau ihren Platz erkämpfen – und das tat sie mit Stil. Es gab eine gewisse Rivalität, was die Songauswahl anging und wer was singen durfte. Ich wusste, dass sie »In the Midnight Hour« haben wollte, aber das wollte ich auch, und ich gab den Song nicht aus der Hand. »My Guy« von Mary Wells teilten wir uns und sangen es im Duett. In der Regel ging es freundschaftlich und friedlich zwischen uns zu. Allerdings gab es den Vorfall in der Garderobe des Klooks Kleek Club in West Hampstead: In einem Anflug von Ich-weiß-auch-nicht-mehr-was-eigentlich sagte ich etwas unverzeihlich Gemeines über ihre Beine. Zu Recht aufgebracht, begann Julie herumzuschreien und um sich zu schlagen. Und dann flog ein volles Pintglas in meine Richtung. Es zersplitterte auf dem Boden und nicht auf mir, obwohl ich es verdient gehabt hätte. Wenn es irgendjemanden tröstet: Meinen Schuhen ist das Bier nicht gut bekommen. Und dann gingen wir in dieser angespannten Stimmung raus auf die Bühne und sangen die wahrscheinlich verlogenste Version von »My Guy«, die die Welt je gehört hat. Ach, wie herrlich ist das Showgeschäft.
    Die ganze Angelegenheit fand schließlich im Sommer 1966 ihr Ende, als der Band ein verlockendes vierwöchiges Engagement in einem Club namens La Papagayo in Saint-Tropez angeboten wurde. Auger muss überglücklich gewesen sein: Nicht nur, dass er einen ganzen Monat lang niemanden nach Vauxhall würde chauffieren müssen, es sprang dabei auch noch ein Urlaub für ihn heraus. Und das zudem in Südfrankreich. Ich glaube, Long John hatte ebenfalls Gefallen gefunden an der Vorstellung. Der Komponist Leslie Bricusse und Lionel Bart wären zur gleichen Zeit in der Gegend, und zweifellos malte sich John bereits einen Monat voller spaßiger Eskapaden auf einer Jacht aus.
    Es gab ein Meeting, bei dem weder ich noch mein Management anwesend waren. Ich weiß nicht, was mein Management für eine Entschuldigung hatte – ich habe das Meeting wahrscheinlich einfach geschwänzt. Das war ein großer taktischer Fehler, denn im Verlauf dieser Besprechung stellte sich heraus, dass das Einzige, was an dieser Saint-Tropez-Sache nicht ganz so verlockend erschien, die winzige Gage war. Tatsächlich lohnte es sich bei diesem Angebot kaum, die Reise anzutreten.
    Ich stelle mir das gerne so vor: Plötzlich macht sich Schweigen am Konferenztisch breit, es wird verlegen mit den Bleistiften auf der Tischplatte herumgeklopft, während alle mit ihrem Gewissen kämpfen, weil sie die Vorstellung des tiefblauen Mittelmeers und des ewigen Sonnenscheins nicht mehr aus dem Kopf kriegen. Und dann sagt jemand (ich wette, es war Auger, doch eigentlich hätte es jeder von ihnen gewesen sein können): »Wisst ihr, es gibt einen Weg, wie wir das hinbekommen könnten … Aber dazu müssten wir ein Bandmitglied zu Hause lassen.«
    Und dann fallen ihm alle ins Wort und sagen: »Nein, nein, nein, das ist unvorstellbar. Nein, nein, das können wir doch nicht tun … Oder doch?«
    Ratet mal, auf welches Bandmitglied die Wahl fiel.
    Die Bastarde. Haben mich für ein paar Stunden auf der Sonnenliege verkauft. Die gerechte Strafe folgte jedoch auf dem Fuß. Anscheinend war das Engagement in Saint-Tropez ein komplettes Desaster. Dass Long John so billig an guten französischen Wein kam, sorgte dafür, dass er, wie soll ich sagen, nicht immer gänzlich in der Lage war, sein Bestes zu geben. Manchmal blieb er sogar ganz verschwunden. Als sie zurückkamen, gab es Steampacket nicht mehr.
    Wie ein verlassener Liebhaber, der ins nächste verfügbare Bett springt, schloss ich mich sofort der Band Shotgun Express an, zu der noch der Organist Peter Bardens und Beryl Marsden gehörten, eine kraftvolle Sängerin aus Liverpool. Wieder Coverversionen, wieder ein revueartiges Bühnenkonzept und noch dazu peinliche Publicity-Fotos, auf denen Shotgun Express mit – richtig geraten – Schrotflinten posierte. Es war alles wieder ganz genau wie bei Steampacket, außer dass dort das Organisationschaos noch größer war, weil der Band eine Autoritätsfigur wie Auger fehlte: Die Bandmitglieder vergaßen zum Konzert zu kommen, tauchten am falschen Abend im falschen Club auf oder erschienen so spät, dass die Clubbetreiber die Hälfte der Gage einbehielten – solche Sachen halt. An diese Zeit habe ich keine

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