ROD - Die Autobiografie
zwischenzeitlich nutzte ich es als Lagerhalle. Ich bin so gegen zehn Uhr morgens mit meinem schwarzen Porsche Carrera Turbo dorthin gefahren, meine älteste Tochter Kimberly, damals erst zwei, war bei mir.
Ich parkte vor dem Gebäude, schloss auf, ließ die Eingangstür angelehnt und ging den Korridor entlang zu dem Raum, in dem meine Sachen lagerten. Als ich gerade die zweite Tür aufschließen wollte, wurde die Eingangstür aufgedrückt, und jemand betrat die Halle. Gegen das Sonnenlicht konnte ich nur seine Umrisse erkennen, aber ich sah, dass er mit einer Pistole auf mich zielte. Als er näher kam, bemerkte ich, dass er schwitzte und zitterte. Er sagte: »Her mit den Schlüsseln, her mit den Schlüsseln. Rücken an die Wand und her mit den Schlüsseln!«
Klar, dass ich abgewartet habe, bis er nahe genug war und ihn dann mit einem Kung-Fu-Tritt, den ich 1972 bei einem alten Mönch in Peking gelernt …
Okay, na gut. Ich habe ihm sofort die Schlüssel ausgehändigt und mein Portemonnaie noch dazu. Dann sagte ich im beiläufigsten und beruhigendsten Tonfall, den ich in Anbetracht der Angst um meine geliebte Tochter aufbringen konnte: »Hier hast du sie, Kumpel. Kein Problem, wir stellen uns an die Wand, hier mein Geld, mach dir ’nen schönen Tag.« Er riss mir das Zeug aus der Hand und rannte nach draußen.
Ich war unglaublich erleichtert – dann fiel mir jedoch auf, dass es furchtbar still war da draußen. Kein Motorengeräusch. Nichts, was sich anhörte wie ein geklauter Porsche, der davonfährt. Eine Minute darauf stand unser Freund mit der Pistole wieder auf der Matte.
»Ich krieg den Motor nicht an.«
Gut, kann passieren, Porsche sind schwer anzulassen, wenn man den Trick nicht kennt. Da reicht der Zündschlüssel nicht. Man muss die Kupplung durchtreten und den Anlasserknopf drücken.
Also ging es mit vorgehaltener Knarre vor die Tür, wo ich dem Mann zeigen musste, meinen Porsche anzulassen, damit er ihn klauen konnte. Dieser kleine Teil des Schauspiels wurde allerdings von jemandem im Friseursalon gegenüber beobachtet, der die Polizei verständigte. Sie haben den Typen etwa acht Stunden später gefasst. Mein Porsche fand sich gut drei Monate danach wieder, ausgeschlachtet bis aufs letzte verwertbare Teil.
Der Porsche war allerdings eher ein Ausrutscher. In der Regel habe ich mich wegen ihrer Schönheit auf italienische Autos konzentriert. 2002 habe ich mir für England einen Ferrari Enzo gekauft. In England hat mir das Autofahren schon immer mehr Spaß gemacht als in den USA. Ganz besonders liebe ich es, in London herumzufahren – solange ich nur von St. John’s Wood aus starte, finde ich dort überallhin. Aber den Enzo musste ich wieder loswerden. Die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen ist ja schön und gut, mit diesem Wagen nahm das jedoch absurde Ausmaße an, denn nur vierhundert Stück waren davon gebaut worden. Jedes Mal, wenn ich zum Enzo kam, hatte sich eine Menschentraube um ihn herum gebildet, und ich musste stundenlang irgendwelche hyperventilierenden Autonarren aus dem Weg schieben, bis ich einsteigen konnte.
Besser erging es mir mit dem Ferrari Testarossa und meinem roten Lamborghini Diablo. 2009 habe ich mir einen hellblauen Lamborghini Murciélago gekauft – die Marke tut es mir immer noch an, ich genieße nach wie vor die Freuden, die ein eleganter Wagen mir bringt. Heutzutage bin ich jedoch ein sehr viel ruhigerer Fahrer, und ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, der mich zur Einsicht gebracht hat. Ich war 2004 mit Penny in den Ferien in Spanien. Ich bretterte mit einem Ferrari F50 einen Berg herunter – ich wollte angeben, klar. Dann ging es um eine Kurve, die ich nicht einsehen konnte. Das Albtraumszenario: Ein Lastwagen kommt mir auf der Straßenmitte entgegen. Irgendwie habe ich noch eine Lücke gefunden, durch die wir uns durchquetschen konnten. Zu Bruch ging nur der Außenspiegel. Aber das war mir Warnung genug.
Mit zunehmendem Alter büßt man an Fahrvermögen ein. Wenn es heutzutage eng wird, habe ich keine Probleme damit, auszusteigen und Penny den Wagen einparken zu lassen. Sie kann das besser als ich. Ich fahre nicht mehr so viel wie früher und auch nicht mehr so schnell. Irgendwann wurde mir nämlich klar: Ich habe eine Menge zu verlieren. Zu viel zu verlieren.
KAPITEL 8
In dem unser Held sich schließlich auf den Hosenboden setzt, einige recht beachtliche Aufnahmen veröffentlicht und dann die dadurch ausgelösten Begeisterungsstürme und den
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