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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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Geldsegen mannhaft erträgt. Vorher wird noch ein Drummer äußerst boshaft auf die Straße befördert und ein Song mit dem Titel »Maggie May« beinahe wieder fallen gelassen, weil er nicht viel taugt.
    M it den Platten, die ich zwischen 1969 und 1974 für Mercury Records aufnahm, wurde ich erwachsen. Sie markieren den Punkt, an dem ich erstmals eine Ausdrucksmöglichkeit für mein Talent gefunden habe, die mir in jeder Beziehung zusagte. Und den Punkt, an dem ich aufhörte herumzukaspern und als ernsthafter Sänger wie auch als Songschreiber in Erscheinung getreten bin. Diese Platten, meine Damen und Herren, sind in der Pause im Foyer käuflich zu erwerben, greifen Sie zu, falls Sie es noch nicht getan haben sollten.
    Ende 1969 hatte mich die Plattenindustrie noch nicht abgeschrieben; zumindest glaube ich, dass im Großen und Ganzen der Eindruck herrschte, ich hätte noch etwas zu bieten. Andererseits waren einigen Menschen langsam Zweifel gekommen, und das kann man auch verstehen. Ich war fast fünfundzwanzig – selbst Paul McCartney hatte gesagt, dass er alles hinwerfen würde, wenn er es bis zwanzig nicht geschafft hätte. Fast sieben Jahre war ich jetzt dabei. In dieser Zeitspanne waren die Beatles aufgetaucht und auch schon wieder getrennt. Die Rolling Stones, die ich mir einst in verrauchten Pub-Hinterzimmern angesehen und für die ich den Opener im London Palladium gegeben hatte, waren groß rausgekommen und hatten den Weg zur Weltherrschaft beschritten. Jede Band, in der ich war, war irgendwann auseinandergefallen, aus welchen Gründen auch immer. Ich hatte Singles bei Major-Labels veröffentlicht und war in den bekanntesten Fernsehsendungen der Zeit aufgetreten – und bin jedes Mal glorreich in meinen Stiefeln gestorben. Von Decca Records war kurz vorher zu vernehmen, dass ihnen zwar meine Stimme gefalle, sie sich aber nicht sicher wären, ob meine Musik »auf der Höhe der Zeit« sei. Bei all diesen unschönen Stellen in meinem Lebenslauf war die Skepsis, ob aus mir noch mal was werden würde, durchaus angebracht. Ganz tief im Inneren musste mir klar sein, dass das Angebot von Mercury, ins Studio zu gehen und eine Soloplatte aufzunehmen, die letzte Chance für einen Durchbruch bedeutete. Wenn ich die Sache in den Sand setzte, wie sollte es dann weitergehen? Dann blieb mir für den Rest des Lebens wohl nicht mehr viel übrig, als auf Vergnügungsdampfern aufzutreten.
    Ich konnte ohnehin nichts überstürzen. Neun Monate vergingen zwischen meiner Unterschrift bei Lou Reizner und meinem Studiotermin, weil ich immer noch Verpflichtungen mit der Jeff Beck Group hatte. Das erste Album für Mercury nahm ich in dem winzigen Zeitfenster vor jener USA-Tour der Band auf, die sich als ihre letzte erweisen sollte. Also legte ich los. Die Vorgabe war, eine komplette Langspielplatte zusammenzustellen, einzusingen und zu produzieren. Unglaublich, dass man mir ein so vielschichtiges Projekt zutraute. Ich ging ziemlich naiv an die Aufgabe heran und ließ mich von meinem Instinkt leiten – auch dazu muss man schon ziemlich naiv sein. Ich wusste, dass meine Stimme gut war. Und ich traute mir zu, einen Song nicht nur zu singen, sondern ihn an mich zu reißen, ihn zu einem Teil von mir zu machen. Dieses Selbstvertrauen war in meiner Zeit als Sänger mit den Bands von Long John – mit den Hoochie Coochie Men und Steampacket – langsam gewachsen und bei der Jeff Beck Group dann richtig zum Vorschein gekommen. Ich glaube, eines hatte ich mittlerweile kapiert: Wenn ich mir einen Song vornahm, würde er sich nie wie eine x-beliebige Coverversion anhören, die es schon vorher gegeben hatte. Meine Stimme war ein unverwechselbares Markenzeichen. Sie hatte Charakter, und in ihr schwang etwas mit – das wusste ich, weil ich sie so oft auf der Bühne einsetzte –, das die Leute direkt ansprach. Mit meinem ersten Album war ich vor allem darauf aus, mich als Sänger zu beweisen. Was die Produktion der Platte anging – na ja, das würde sich schon irgendwie ergeben. Ich war dabei, als Mickie Most die Jeff Beck Group produzierte, hatte miterlebt, wie er während der Aufnahmen des Albums Beck-Ola diffuse Anweisungen gab wie »Können wir mal was mit dem Bass probieren?«. Auf meine unbeleckte Mittzwanziger-Art dachte ich mir: Wie schwer kann das schon sein?
    Außerdem würde ich nicht völlig allein sein. Lou Reizner, der Mann von Mercury, der mich unter Vertrag genommen hatte, war da, um Händchen zu halten. Tatsächlich wird Reizner

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