ROD - Die Autobiografie
richtigen zweisitzigen Sportwagen mit Pseudo-Alufelgen, Rennstreifen an den Seiten und einem Aufkleber von GT Oil am Heck. Innen habe ich ihn aufgemotzt, indem ich einen rattigen alten Pelzmantel zerschnitt, die Mittelkonsole damit bezog und aus dem Rest quadratische Fußmatten machte. Herrlich. Als ob man in der Werkstatt eines Tierpräparators saß.
Woody hatte zu der Zeit einen alten Lotus, und wir kamen uns schon ziemlich cool vor, wenn wir so zusammen rumfuhren. Wenn ich eine Frau bei mir hatte, zog ich an der Ampel den Choke, flutete damit den Vergaser ein wenig, und wenn die Ampel umsprang, haute ich den Choke wieder rein und ließ alle stehen. Allerdings habe ich einmal auf diese Weise den Motor so hochgedreht, dass eine der Pseudo-Alu-Radkappen absprang und in den Rinnstein rollte. Es gibt kaum eine größere Demütigung, als an der Ampel aussteigen und seine nachgemachte Felge aufheben zu müssen, um sie dann wieder zu montieren.
Mein Kumpel Ewan Dawson, der meine Liebe zu Autos und ihrem Angeberfaktor teilte, und ich kamen schnell auf den Trichter, dass es nichts brachte, mit einem Wagen wie einem Triumph Spitfire zum Pub zu fahren, wenn man dann um die Ecke parken musste und keiner sah, wie man aus dem Auto ausstieg. Das verfehlte ja völlig Sinn und Zweck der Sache. Es gab da einen Pub in der Bayswater Road, wo die Qualität der weiblichen Klientel extrem hoch angesiedelt war. Ewan und ich kreuzten so lange durch die umliegenden Straßen, bis einer wegfuhr und direkt vor dem Pub ein Parkplatz frei wurde. An manchen Abenden kamen wir um sechs Uhr an, und es dauerte bis halb neun, bis wir den Wagen abstellen konnten. Doch das war es wert, denn dann konnten wir uns mal so richtig inszenieren, wie wir aus dem Wagen stiegen, in den Pub gingen und mit einem Pint in der Hand wieder rauskamen, um es an den Spitfire gelehnt zu trinken. Fürchterliche Poser, stimmt schon. Solche Dinge waren eben wichtig. Warum sollte man sich denn sonst einen Triumph Spitfire zulegen?
Mein nächstes Auto war ein Marcos, den ich 1969 kaufte, und damit stieg ich erst richtig in die Oberliga auf. Auf Tour mit der Jeff Beck Group schleppte ich den Werbeprospekt dieses Wagens mit mir durch ganz Amerika, betrachtete ihn jede Nacht und sehnte mich nach diesem Wagen. Und für meinen Solo-Plattendeal wollte ich so viel haben, wie ein neuer Marcos kostete: 1300 Pfund. Eigentlich war es ein Kit Car, das als Bausatz verkauft wurde, aber ich habe mir meinen bereits fertig zusammengebaut besorgt – ich hatte nicht die geringste Absicht, einen Schraubenschlüssel in die Hand zu nehmen.
Ich entschied mich für die Farbe Gelb mit weißem Mittelstreifen, Marke Hansdampf in allen Gassen. Das war ein Wagen, in den man sich richtig reinlegen musste, bis die Schulterblätter fast den Asphalt berührten, ein echter Sportwagen eben. Darin zu vögeln wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Selbst einleitende Fummeleien waren mit größten Schwierigkeiten verbunden, da der Getriebetunnel zwischen den beiden Sitzen so hoch war. Besonders schnell ist er auch nicht gefahren – ich glaube, er hatte den 1,6-Liter-Motor eines Ford Cortina eingebaut, da konnte man keine richtig großen Sprünge machen. Noch dazu war bei meinem das Verdeck undicht, und mein Anzug wurde nass, wenn es regnete. Ausgesehen hat er jedoch unglaublich gut – er sprang sofort ins Auge.
Schließlich tauschte ich ihn gegen einen anderen Marcos ein, einen silbergrauen mit 2,5-Liter-Ford-V6-Motor. Marcos war damals schwer angesagt. Andy Fairweather Low, der Sänger von Amen Corner, hatte einen in Lila, wenn ich mich recht erinnere. Und dann kam der einschneidende Moment im Frühjahr 1971 – mit den Faces lief es gut, und meine ersten Soloalben spielten auch Geld ein: Ich gönnte mir meinen ersten Lamborghini. Es war ein Miura S mit großer Lufthutze auf der Motorhaube, riesigen Scheinwerfern, die einen anglotzten, und Überkopfschaltern wie in einem Flugzeug-Cockpit – der Beginn einer langen und teuren Liebesbeziehung zu dieser Marke.
Der Miura war schon eine beträchtliche Investition: 6500 Pfund. Man darf nicht vergessen, dass ich für mein erstes Haus, das ich kurz vorher in Muswell Hill gekauft hatte, nur 5000 Pfund bezahlen musste. Demnach war mein Auto mehr wert als mein Haus. Eine Garage hatte ich nicht, deshalb musste ich ihn auf der Straße stehen lassen. Kein Wunder, dass ich nachts nicht schlafen konnte. Beim kleinsten Geräusch rannte ich zum Fenster und sah nach
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