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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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damit zu tun, sich dabei nicht erwischen zu lassen. Es war noch nicht so wie später – erdrückt von schlechtem Gewissen und dem unangenehmen Gefühl, Teil einer monströsen, zerstörerischen Maschinerie zu sein.
    Eines Morgens im Frühling 1973 ging uns der Spaß am Kokain ein wenig verloren. Am Abend vorher hatten die Faces einen besonders stürmischen Gig im Locarno Ballroom in Sunderland gespielt –, vor den Augen einiger Spieler vom Sunderland Football Club, die immer noch ihren Sieg über Arsenal am letzten Wochenende beim Halbfinale des FA Cups feierten. (Sie würden den Cup in dem Jahr gewinnen, entgegen allen Erwartungen Leeds United schlagen und für etwa zehn Minuten die Lieblingsmannschaft der Nation werden.)
    Viele Fußballer schienen die Faces zu mögen. Man hatte das Gefühl, dass wir – abgesehen von den Drogen und den verwüsteten Hotelzimmern – Teil derselben Kultur waren. Die Atmosphäre bei einem Faces-Gig in England war wie eine durchweg angenehme, optimistische Version der Atmosphäre im Fußballstadion – mit viel Jubel und Gesängen und dem Schwenken von Schals. Fußball und die Faces schienen auf einer gemeinsamen Ebene zu stehen.
    Nach der Show jedenfalls fragte Bill Hughes, der schottische Nationalspieler, Woody und mich, ob wir den Jungs von Sunderland am nächsten Morgen beim Training zusehen wollten. Also quälten wir uns aus dem Bett und machten uns auf den Weg zum Platz. Und dort hielt mir Woody in einem stillen Moment am Spielfeldrand wie beiläufig sein Gesicht hin, neigte den Kopf ganz leicht und sagte: »Hier, guck dir das mal an!« Und bei einem Blick in seine Nase stellte ich fest, dass ein kleiner Sonnenstrahl durch die Scheidewand fiel, wo – wenn es denn mit rechten Dingen zugegangen wäre – kein Sonnenstrahl hätte sein sollen.
    Offensichtlich war es an der Zeit, den Kokainkonsum noch einmal zu überdenken. Natürlich hätten wir ihn einfach einstellen können. Eine andere Idee gefiel uns allerdings erheblich besser: eine Möglichkeit zu finden, wie man es sich zuführen konnte, ohne dass die Nase dabei im Spiel war. Also kauften wir in der Apotheke bestimmte Grippetabletten, öffneten die Kapseln und ersetzten deren Inhalt mit einer Prise Kokain. Die Kapseln nahmen wir auf analem Weg ein, wodurch sie sich – da der menschliche Körper ein wahres Wunderding ist – mühelos im Blutkreislauf auflösten.

    Bingo. Wir stellten fest, wie ungeheuer wirkungsvoll das war. Es war ein doppelter Erfolg, denn Woodys Zinken hisste ganz offenbar die weiße Fahne, und ich fürchtete, dass sich Kokain – nasal eingenommen – auf meine Stimme auswirken würde, indem es sie austrocknete. Jetzt konnten wir uns einfach auf die Toilette zurückziehen und uns die nötige Medikation rektal per Podex verabreichen.
    Auf einer dieser frühen Tourneen mit den Faces erhielt ich eine kleine, aber entscheidende Lektion über den Umgang mit der Presse. Woody und ich hatten Polaroid-Kameras geschenkt bekommen, die das Foto auswarfen, sobald man es geschossen hatte, was in der prädigitalen Ära einem technischen Wunder gleichkam. Und wie nicht anders zu erwarten, benutzten wir diese Kameras in unseren Hotelzimmern vor allem dazu, unbekleidete Mädchen zu fotografieren. Ich finde kaum Worte für das Ausmaß unseres Vergnügens, wenn wir leicht anzüglich auf dem Bild herumrieben, um das Papier anzuwärmen und den Entwicklungsprozess zu beschleunigen.
    Während der Tour gab ich einem führenden Reporter der Sun ein Interview. Er machte auf mich einen vertrauenswürdigen Eindruck, und als er das Tonbandgerät abstellte, sagte ich: »Hier, guck mal!« Und ich zückte diesen ziemlich dicken Stapel Polaroids von Blondinen, alle ordentlich katalogisiert, Datum und Ort fein säuberlich vermerkt. Natürlich fand sich dieser private Moment zwischen Journalist und Sänger in der Sun wieder unter der Überschrift: »Rod the Polaroid Kid«. Ich glaube, ich habe mich noch nie so geschämt. Eine Weile traute ich mich nicht nach Hause zu meinen Eltern, weil ich befürchtete, die Angelegenheit mit meinem Vater diskutieren zu müssen. Schließlich blieb mir nichts anderes mehr übrig, als mich dem Ganzen zu stellen. Wie sehr sich mein Dad gedemütigt fühlte, war nicht zu übersehen; zwei volle Stunden lang ignorierte er mich verächtlich.
    Mein Vater war von Anfang an nicht sonderlich begeistert von den Faces – auch wenn ich nicht gerade Groupies fotografierte und die Resultate Journalisten der nationalen

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