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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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gehen könnte.
    Und siehe da, es ging in die Hose. Die Probleme waren politischer Natur, schwelten vor sich hin und entstanden größtenteils durch den Erfolg mit meinen eigenen Platten, was alle möglichen komplizierten Spannungen und Ängste mit sich brachte. Anfangs schien das Gleichgewicht zwischen meinem Leben als Solokünstler und dem als Faces-Sänger wunderbar einfach. Es gab die Band, in der ich ein lauter, gesetzloser Rock’n’Roller sein konnte. Und ich hatte die Soloalben, auf denen ich auch meinen anderen Leidenschaften frönen konnte – den Folk- und Soul-Einflüssen. Es schien kein Interessenkonflikt zu bestehen. Im Gegenteil rieben sich die beiden Seiten hübsch aneinander. Als 1971 »Maggie May« erschien und ich die Single bei Top of the Pops promoten sollte, kamen die Faces aus Spaß mit. Vorher versuchten wir hinter der Bühne vergeblich, die Garderobe der Pan’s People zu stürmen, der ständigen weiblichen Tanztruppe der Sendung, beließen es jedoch bei einem ungestümen Fußballspiel auf einem BBC-Flur gegen Slade, die Glamrockband. 2:0 für die Faces. Für die Aufnahme putzten sich alle bis zum Gehtnichtmehr raus, und John Peel, unser DJ und Förderer, saß ziemlich unsicher auf einem Hocker und tat so, als würde er die Mandoline spielen, wovon er nicht den leisesten Schimmer hatte. Währenddessen hüpften Ronnie, Woody und ich hinten von der Bühne und kickten einen Fußball herum, womit wir rücksichtslos das heilige Branchengeheimnis von Top of the Pops verrieten – dass nämlich die Bands in Großbritanniens liebster Musiksendung zum Playback mimten. Im nächsten Jahr gingen wir sogar noch weiter: Als es »Angel« in die Charts schaffte und Ronnie Lane nicht mitkommen konnte, ersetzten wir ihn durch eine Pappfigur. Doch der »Maggie May«-Auftritt war ein einschneidender Moment sowohl für mich als auch für die Faces. Er festigte unser Image als anarchische, alberne, liebenswerte Jungs. Zu diesem frühen Zeitpunkt war weder vorstellbar, dass mein Erfolg für die Faces irgendetwas anderes als positiv sein sollte, noch dass die Faces für meinen Erfolg irgendetwas anderes als positiv sein sollten.
    Doch das Wasser wurde trüber. Ronnie und Mac stellten sich ständig misstrauische Fragen wie: Wem widmete ich mehr Zeit? Wohin ging meine Energie? Galt meine Priorität der Band oder mir selbst? Und die vielen Abende, an denen sie »Maggie May« und »You Wear It Well« spielten – war das zu ihrem Vorteil oder nur zu meinem? Offensichtlich meldeten sich auch ihre Freundinnen zu Wort, was noch nie eine Debatte abgemildert hatte. Und es wurde auch nicht gerade besser dadurch, dass Warner Bros. manchmal einen Wagen für die Faces zum Flughafen schickten und Mercury Records, mit denen ich meinen Solo-Deal hatte, einen Wagen für mich. Plötzlich reisten wir in verschiedenen Limousinen, was der Stimmung eher abträglich war. Oder manchmal buchten Warner Bros. für die Band normale Hotelzimmer, während Mercury für mich eine Suite reservierte.
    Natürlich hätte ich den Schlüssel verweigern und darauf bestehen können, dass ich ein normales Zimmer wollte. Andererseits … na ja, dann hätte ich keine Suite bekommen, oder?
    Diese logistischen Details trieben nie einen Keil zwischen Woody und mich. Bei einer Show im Madison Square Garden im Februar 1975 buchte man für mich das Sherry Netherland, und Woody wohnte gegenüber im Plaza an der Fifth Avenue. Er rief in meinem Zimmer an: »In welchem Stock bist du?« Im fünfzehnten. »Prima. Ich bin im siebzehnten. Vielleicht können wir uns ja sehen!« Und wir guckten beide aus dem Fenster: nichts. Ich sagte: »Woody, ich glaub, das wird nichts.« Er meinte nur: »Moment mal.« Ich schaute noch mal, und da war er, lehnte sich aus dem Fenster, eine Meile über der Straße, eine ferne, haarige Gestalt mit einer brennenden Zeitung in der Hand.
    Am meisten wurmte es Mac und Ronnie, dass sie Gefahr liefen, als meine Begleitband dazustehen. Diesen Ärger konnte ich gut nachvollziehen, obwohl ich darauf herzlich wenig Einfluss hatte. Die Promoter bekamen von Anfang an strikte Anweisung, die Gruppe auf Plakaten oder Schildern als »The Faces« anzukündigen. In Amerika allerdings hatte ich Anfang 1970 von Gasoline Alley 250 000 Stück verkauft, und man kann über amerikanische Konzertveranstalter denken, wie man will: Blöd sind sie nicht. Entsprechend lasen wir an Veranstaltungsorten: »Rod Stewart and The Faces«. Mac und Ronnie flippten richtig aus.

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