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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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Presse vorführte. Er freute sich für mich über den Erfolg der Band, aber er selbst trank nicht, und ich glaube kaum, dass er viel übrig hatte für den öffentlichen Alkoholkonsum der Faces und das daraus folgende Benehmen. Ganz bestimmt hatte er einiges gegen das einzuwenden, was wir in den Hotels trieben. Das weiß ich, weil meine Brüder und ich ihm eines Abends einen kleinen Streich spielen wollten und seine Laune schrecklich falsch einschätzten.
    Wir waren mit Dad und unseren Onkeln nach Edinburgh gefahren, am Abend vor einem Schottland-Spiel. Das Hotel, in dem wir wohnten, wurde renoviert, und mitten in der Nacht nahmen meine Brüder und ich stockbesoffen Leitern und Bretter, schlichen auf Zehenspitzen in das Zimmer, in dem Dad schlief, und bauten sie um sein Bett herum auf. Dann kletterte mein Bruder Don auf das Brett, das quer auf den Leitern lag, und tat, als würde er die Decke streichen, und wir machten das Deckenlicht an, um Dad zu wecken. Leider fand er unsere surreale Inszenierung nicht halb so amüsant, wie wir gehofft hatten. Er war stocksauer – so wütend, dass er uns den ganzen Flur hinunterjagte. So was habe ich bei ihm nie wieder versucht.
    Die Faces wurden legendär, sogar in England. 1971 traten wir beim Weeley Festival im Vorprogramm von Marc Bolan auf und bliesen den armen Kerl von der Bühne. Das Publikum wollte ihn nicht spielen lassen. Im September desselben Jahres folgte ein Auftritt im Oval Cricket Ground in Kennington bei einem Open-Air-Konzert für Bangladesch, zusammen mit den Who.
    Ich war nur selten in der Lage, mit meinem eigenen Wagen zu einem Gig zu fahren, diesmal aber schon. Entsprechend fuhr ich am Nachmittag mit einem weißen Lamborghini vor, den ich gerade erst von den Einnahmen meines Soloalbums gekauft hatte – in meinem Bühnenoutfit: Leopardenfelljacke mit passender Hose, die ich speziell für diesen Anlass in der Boutique Granny Takes a Trip an der King’s Road gekauft hatte. Wir Musiker kauften damals alle im selben Laden, was durchaus sinnvoll war, denn so ließen sich modische Kollisionen vermeiden: Die Verkäufer sahen, dass du etwas vom Bügel nahmst und raunten dir zu: »Oh, das hat Mick«, oder: »Das solltest du vielleicht lieber nicht tragen. Bowie war gerade da und hat es gekauft.«
    Jedenfalls weiß ich noch, wie ich auf den Parkplatz hinter der Bühne einschwenkte, aus dem Lambo kletterte, von Kopf bis Fuß wie ein Leopard gekleidet, und mich mit meiner Freundin Dee Harrington im Arm, die einen winzigen Rock trug und Beine bis zum Hals hatte, auf den Weg zur Garderobe machte. Genau in diesem Augenblick hatte ich dieses überwältigende Gefühl, angekommen zu sein – nicht nur am Oval, sondern an einem bestimmten Punkt in meinem Leben, und ich dachte bei mir: »Leck mich am Arsch – du bist ein echter Rockstar, Kleiner.«
    Und noch etwas fällt mir bei der Show im Oval ein: Ich sang und trank auf der Bühne, umgeben von Polizisten. Ich ging von der Bühne, nahm noch einen Drink mit den Jungs, stieg in meinen Lamborghini und fuhr nach Hause. Die Polizeibeamten winkten mich freundlich durchs Tor. Keiner dachte sich was dabei. »Cheerio, Mr. Stewart, Sir. Kommen Sie gut nach Hause.« Erschütternd. Völlig andere Zeiten.

    Die Lässigkeit der Faces hatte den Nachteil, dass keiner aus der Band die geschäftliche Seite im Auge behielt. Keiner übernahm die finanzielle Kontrolle. Es schien nur Bargeld in Schuhkartons und Umschlägen zu geben, und Billy Gaff erklärte, wir müssten uns keine Gedanken machen. Soweit ich weiß, führte niemand Buch, nur hin und wieder kritzelte jemand eine Aufstellung der Auslagen auf eine Serviette. Keiner nahm das Heft in die Hand, um unser Leben zu planen und dafür zu sorgen, dass wir auch mal frei hatten. Tourneen wurden uns vorgesetzt, alle jammerten: »Das machen wir nicht!«, und Old Mother Gaff meinte nur: »Tja, ich fürchte, ihr macht es doch, denn die Anzahlung wurde bereits hinterlegt.«
    Dank des Geldes, das uns die Amerika-Tourneen einbrachten, pflegten wir alle einen extravaganten Lebensstil, rannten los und legten uns Häuser und Autos zu. Woody kaufte seinem Dad einen riesigen Farbfernseher, den der sofort an den Heizkörper kettete, damit ihn keiner klauen konnte. Wir waren jung und blöd, und keiner kümmerte sich um die finanziellen Details, denn wir waren reicher, als wir es uns je hätten träumen lassen. Das ist mit Mitte zwanzig ganz normal, und keiner dachte daran, dass es irgendwann in die Hose

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