ROD - Die Autobiografie
nicht schmälerte. Wieder einmal hatte ich es nicht in die Mannschaft geschafft, durfte aber immerhin den offiziellen schottischen Weltmeisterschaftssong »Ole Ola« schreiben und aufnehmen. Vermutlich hatten alle Dudelsäcke erwartet, ich entschied mich jedoch für einen südamerikanischen Anstrich und lieferte schließlich in einem Studio in Los Angeles folgende unvergessliche Zeilen ab:
»Ole ola, ole ola,
We’re gonna bring that World Cup back from over tha.«
Die Mannschaft brach in einem ungewohnt stürmischen Taumel von Optimismus und Euphorie nach Südamerika auf. Schottlands geliebter Trainer Ally MacLeod hatte befremdlicherweise verkündet, dass Schottland, wenn schon nicht als Weltmeister, doch auf jeden Fall mit einer Medaille zurückkehren würde. Ich konnte es kaum erwarten.
Schottland sollte in der Vorrunde drei Spiele absolvieren – gegen Peru, Iran und die mächtigen Niederlande –, und ich hatte nicht vor, auch nur eine Minute davon zu verpassen.
Mein Kumpel Ewan Dawson und ich flogen rüber nach Argentinien und richteten uns in freudiger Erwartung im Four Seasons Hotel in Buenos Aires ein, wo wir es uns bei einer Woche Fußball gut gehen lassen wollten. Am Vorabend von Schottlands Auftaktspiel gegen Peru waren die Leute der Plattenfirma vor Ort so nett, uns zum Abendessen einzuladen, und da es mir absolut gegen den Strich geht, kostenlose, von Plattenfirmen angebotene Mahlzeiten abzulehnen, sagte ich zu. Sie meinten: »Wir gehen mit euch in das schickste Restaurant, weil wir keinen Ärger mit Straßenräubern wollen.« Ewan und ich dachten uns: Alles klar, wir auch nicht.
Am Abend kam ich trotz der unleugbaren Exklusivität des ausgewählten Restaurants nicht umhin, die beiden von der Firma abgestellten Security-Männer zu bemerken, die uns vom Hotel bis ins Lokal geleiten sollten – das einzige Mal in meinem Leben, dass ein persönlicher Leibwächter auf mich aufpasste. Alles schien in bester Ordnung, ein äußerst vorzügliches Mahl ging zu Ende, die Dessertteller wurden abgeräumt – als plötzlich die Türen aufflogen und zwei Männer mit gezogenen Waffen hereinstürmten.
Offensichtlich Straßenräuber.
Was für ein Schreck. Uns wurde befohlen, allen Schmuck abzulegen. Nervös und widerwillig nahm ich meine ziemlich hübsche Porsche-Uhr ab und ließ sie aufs Tischtuch fallen. Irgendjemand jedoch musste den Alarm ausgelöst haben, denn bevor die Banditen ihre Beute einsammeln konnten, ertönte von der Straße der Zweiklang einer Polizeisirene. Ab diesem Augenblick kam die Sache richtig in Fahrt. Die Räuber schossen von drinnen nach draußen und die Polizisten von draußen nach drinnen. Und ich lag plötzlich begraben von einem Leibwächter unter dem Tisch und lauschte mit wummerndem Herzen dem Lärm von Schüssen und splitterndem Glas.
Irgendwann wurde es still. Wir krochen zu Tode erschrocken unter dem Tisch hervor. Offensichtlich hatte sich die Schießerei auf die Straße verlagert, wo sie schließlich auch endete. Ein Polizist kam ins Restaurant, um nach uns zu schauen, und verkündete: »Sie sind tot. Wollen Sie mal sehen?«
Nun ja, viele hätten das wohl abgelehnt. Doch ich dachte mir, wie oft im Leben bekommt man das Angebot, sich zwei Straßenräuber anzusehen, die gerade eben noch versucht haben, einem die Uhr abzunehmen, und jetzt tot im Rinnstein liegen? Also riskierte ich einen Blick. Seltsamerweise blieb mir nicht das Bild der Leichen im Gedächtnis, sondern das ihrer Waffen auf dem Boden – altmodische Dinger mit langem Lauf, die man sich eher bei Wyatt Earp vorstellen würde.
Und dann wollte der Restaurantbesitzer der Plattenfirma das Essen in Rechnung stellen.
»Soll das ein Scherz sein?«
Sie zahlten nicht. Und Ewan und ich schwatzten dem Typen noch eine Flasche Brandy ab, um unsere strapazierten Nerven zu beruhigen.
Wie auch immer, am nächsten Tag wurde Schottland von Peru 3:1 geschlagen, obwohl sie in der neunzehnten Minute durch das Tor des kraftstrotzenden Joe Jordan die Führung übernommen hatten – ein beschämendes Ergebnis nach all der Angeberei im Vorfeld, das überdies »Ole Ola« in den englischen Charts ins Tal des Vergessens stürzen ließ. Am Abend rief jemand von Warner Bros. an, um mir mitzuteilen, dass ich Buenos Aires verlassen müsse, es sei zu gefährlich, und ihre Versicherung decke keine Überfälle in Speiselokalen ab, nicht einmal in Nobelrestaurants. Also fuhr ich nach Hause, was bedeutete, dass ich nicht da war, um Archie Gemmill
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