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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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der Rasen waren über und über mit Kunstschnee bedeckt. In den Bäumen hingen Lichterketten und Glitzerzeug. Es erschien mir schon völlig unwirklich, dass ich überhaupt dort war, und noch dazu am Arm einer der schönsten Frauen der Welt. Es war Abendgarderobe erwünscht, und ich erinnere mich genau, dass ich aus dem Auto stieg, gemeinsam mit Britt durch diese künstliche, aber märchenhafte Szenerie schritt und dachte, dass das jetzt einer dieser Momente im Leben ist, in denen man sich einmal fest in den Arm kneifen sollte.

    Zu der Zeit war ich bereits Einwohner von Los Angeles. Als meine Beziehung mit Britt im April 1975 gerade richtig in Fahrt kam, verließ ich England als Steuerflüchtling. Von der britischen Presse wurde diese Tatsache nicht gerade positiv aufgenommen; die Zeitungen waren der Ansicht, ich würde mein Geburtsland hintergehen. Und auch von Elton John wurde das nicht besonders positiv aufgenommen. Als ich ihn eines Tages besuchte, erzählte ich ihm von meinen Plänen, Großbritannien zu verlassen, woraufhin er mich als Verräter beschimpfte, Elgars »Pomp and Circumstance Marches« auflegte und mit einer derartigen Lautstärke laufen ließ, dass man sich nicht mehr unterhalten konnte.
    Zu meiner Verteidigung möchte ich allerdings vorbringen, dass der Steuersatz, vor dem ich die Flucht ergriff, 83 Prozent betrug. Sie können sich sicher vorstellen, wie sehr es mich schmerzte, mit ansehen zu müsen, wie jedes Jahr ein derartiges Loch in meine Einkünfte gerissen wurde. Und das ging nicht nur mir so: In Heathrow bestieg Joe Cocker, der dasselbe Ziel hatte, gemeinsam mit mir die Maschine, und Eric Clapton folgte im nächsten Flieger. Damals schienen Menschen aus allen Schichten und Berufen England zu verlassen und dorthin zu gehen, wo das Leben kostengünstiger war. »Braindrain« nannte man das, so was wie die Abwanderung der Intelligenzija eines Landes – na ja, in meinem Fall wohl eher weniger.
    Wie dem auch sei, ich bin immer noch felsenfest davon überzeugt, dass mich mein Manager Billy Gaff mit diesem Umzug ausgetrickst hat. Zumindest war ich leicht verwirrt, was die Details anging.
    Gaff – ein Ire, der für England sowieso nicht viel übrighatte – flog vor mir nach L.A. und suchte uns ein Haus mit drei Schlafzimmern am Doheny Drive. Dorthin sollten mein Assistent Tony Toon und ich ihm folgen. Ich dachte, ich würde es mir mal ein paar Wochen ansehen und schauen, wie es so lief. Wenn es mir nicht zusagte – kein Problem. Ich könnte ja jederzeit wieder nach Hause fliegen.
    Vielleicht hätte ich mal ein bisschen besser zuhören sollen. Als ich am Doheny Drive ankam und meine Taschen im Schlafzimmer abstellte (ich bekam natürlich das größte), erklärte mir Gaff, dass ich ein Jahr lang nicht nach England zurückkehren könne. Ich würde später eine gewisse Anzahl von Tagen pro Steuerjahr dort verbringen dürfen – allerdings erst, wenn ich volle zwölf Monate der Abwesenheit abgeleistet hätte.
    Mir wurde ganz anders. Ein ganzes Jahr durfte ich nicht nach Großbritannien? Nicht einmal zu Besuch? Was war mit all den britischen Dingen, die ich so liebte: Fußball, Sonntagsbraten, eine anständige Tasse Tee, das Mistwetter? Was war mit meiner Familie?
    Das erste Jahr war hart. Ich fühlte mich wie ein Tourist – konnte mir nicht vorstellen, mich einzugewöhnen, beobachtete alles aus sicherer Entfernung und wartete darauf, am Ende des Jahres nach Hause fahren zu können. Manchmal, wenn es regnete – was nicht oft passierte –, lief ich nach draußen und stand dort, bis ich tropfnass war, einfach um mich daran zu erinnern, wie sich schlechtes Wetter anfühlte. Ich vermisste meine Eltern und Geschwister. Es half, mit Britt zusammen zu sein. Allmählich half auch der Sonnenschein. Es half, in L.A. zu leben. Los Angeles kann ein toller Wohnort sein. Ich lernte schließlich, die Stadt zu lieben. Das tue ich noch immer.
    Im Sommer 1975 kaufte ich für 750 000 Dollar ein Haus am Carolwood Drive in den Holmby Hills. Es war in schlechtem Zustand – die meisten der zwanzig Zimmer waren ungezieferverseucht, und die Wildkatzenfamilie, die unter der Terrasse lebte, musste mit allem gebotenen Ernst zwangsgeräumt werden. Es hatte ganz klar das Potenzial zu einem tollen Zuhause – nicht so glamourös wie Cranbourne Court in Windsor, aber verwunschener. Britt zog im August zu mir, und wir stürzten uns Hals über Kopf in die Renovierung, ein Projekt, das mehrere Monate in Anspruch nahm. Unnötig zu

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