ROD - Die Autobiografie
hatte, und packten jede Menge Dreißigerjahre-Outfits ein, darunter einen echten Strohhut, den Britt mir bei Harold’s Place gekauft hatte, einem Secondhandladen in Beverly Hills. Das war übrigens der Hut, den ich auf dem Cover von A Night On The Town trage, auch wenn ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Doch dazu später. Ich möchte nur kurz festhalten, dass ich vielleicht weniger schwuchtelig darauf ausgesehen hätte, hätte ich ein anderes Geschenk von Britt angezogen – beispielsweise das Löwenfell, inklusive Kopf und vollständigem Gebiss. Wir legten es auf den Boden unserer Wohnung am Beauchamp Place in London und stolperten andauernd darüber.
Sie kannte sich mit Gemälden und Antiquitäten aus, konnte alles benennen und datieren. Ich hielt mich selbst für einen Kenner, was Bilder und Antiquitäten angeht, aber in Wirklichkeit fehlte mir noch das Auge dafür. Es entwickelte sich erst, als ich mit Britt zusammen war. Durch sie lernte ich die Jugendstillampen und -vasen von Emile Gallé kennen – fabelhafte Arbeiten des späten 19. Jahrhunderts aus graviertem buntem Glas, die wir schon bald sammelten. Wir gingen zusammen auf Lampen-Jagd in Paris, bewaffnet mit mehreren tausend Francs in bar. Wir verbrachten Stunden auf französischen Antikmärkten und feilschten mit den Händlern. Zumindest feilschte Britt, die wunderschön Französisch sprach. Ich stand etwas abseits und gab hilfreiche Sprüche von mir, etwa: »Sie wollen wie viel? Dafür könnten wir uns eine neue kaufen.« Auf Schnäppchensuche war es wenig hilfreich, berühmt zu sein. Man trieb den Preis schon in die Höhe, indem man den Laden betrat. Manchmal war es das Beste, wieder zu gehen und später jemand anderen vorbeizuschicken.
Sie hat mir den therapeutischen Nutzen professioneller Massagen nähergebracht – bis dahin war ich, was das anging, zimperlich und furchtbar britisch gewesen. (»Was? Du lässt Fremde deinen nackten Körper berühren – ohne danach Sex mit ihnen zu haben?«) Und, noch ein bisschen kontroverser, fing sie an, mir Make-up ins Gesicht zu schmieren. Ziemlich viel Make-up. Dicke schwarze Ringe um die Augen. Ich sah aus wie eine Nutte. Das ging natürlich nicht unbemerkt an den anderen Faces-Mitgliedern vorüber. Immer wenn Britt ankam, begrüßte die Band sie mit: »Die Avon-Beraterin ist da!«
Wesentlich schwerer machten es ihr die Faces-Fans, die meinten, sie würde mir den Verstand vernebeln. Da Britt in mein Leben trat, als die Band gerade in den letzten Zuckungen lag, war es nur allzu leicht, sie zur Yoko Ono zu stilisieren. Nichts hätte falscher sein können. Britt hatte keinerlei Anteil an der Auflösung der Faces. Das schafften wir auch ganz gut alleine, vielen Dank, und waren bereits schwer damit beschäftigt gewesen, bevor sie auf der Bildfläche erschien.
Auch ich selbst wurde in der Zeit ordentlich in die Mangel genommen. Die Kombination von Filmstar-Freundin und Emigration nach Los Angeles schien einer Menge von Leuten gegen den Strich zu gehen – das betraf nicht unbedingt die Allgemeinheit, der das vermutlich scheißegal war, aber auf jeden Fall die britische Presse, die überall höhnisch behauptete: »Rod macht einen auf Hollywood-Star.«
Das brachte mich zur Weißglut. Die letzten vier Jahre hatte ich in einem Herrenhaus in Windsor gewohnt, das die Ausmaße einer Stadtbibliothek besaß, mit einem Fuhrpark in der Garage und einer Küche so groß wie ein Basketballfeld, und da war niemand mit dem Vorwurf auf mich losgegangen, ich hätte meine Herkunft verraten. Ich geriet also hauptsächlich aufgrund bloßer engstirniger Hollywood-Vorurteile unter Beschuss. Diese Unterstellung nervte. Nur weil ich in Hollywood lebte, hieß das nicht automatisch, dass ich einen auf Hollywood »machte«.
Und nur weil ich viel Make-up trug … und mit Strohhut und Champagnerglas posierte …
Na gut, ein paarmal habe ich damals vielleicht etwas zu dick aufgetragen.
Aber Scheiße noch mal: Ich war ein Klempnersohn aus Nordlondon, für den das Schicksal nicht unbedingt ein glorreiches Intermezzo im kalifornischen Sonnenschein mit einem schwedischen Filmstar an seiner Seite vorgesehen hatte, und ich würde den Teufel tun, auf diesen Spaß zu verzichten, um mir stattdessen Gedanken darüber zu machen, ob ich das später irgendwann bereuen könnte.
In dem Jahr waren Britt und ich zu Weihnachten auf einer Party von Cubby Broccoli, dem Produzenten der Bond-Filme. Tagsüber waren es 25 Grad gewesen, doch sein Haus und
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