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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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um das Forum stehen, aus einem Eingang heraus den Passanten einladend zuwinken oder um Kunden werben, die aus dem Theater kamen. Sie waren im Leben des normalen Römers ein häufiger, vertrauter Anblick. Aber das Leben einer Prostituierten war oft gefährlich und Ausbeutung üblich. Generell war ihr Ruf nicht der beste, wenn auch nicht zu vergleichen mit der Diffamierung in den Schriften der Elite. Unter günstigen Umständen konnten Prostituierte ein annehmbares Leben führen, das den Durchschnitt dessen, was den gewöhnlichen Römern möglich war, vielleicht sogar um ein Geringes überstieg. In widrigen Verhältnissen allerdings führte brutale Ausbeutung zu Misshandlungen und zu einem frühen Tod.

RUHM UND TOD:

GLADIATOREN
    W ohl keine andere Gruppe der römischen Mittel- und Unterschicht tritt in der modernen Vorstellung so klar konturiert in Erscheinung wie die Gladiatoren. Ihre Darstellung in antiker Kulisse ebenso wie ihr späteres Wiederaufleben in mythischer, metaphorischer und künstlerischer Form wecken Begeisterung und Faszination. Aber auch die Männer (und wenigen Frauen), die Gladiatoren wurden, standen mitten im Leben. Als typisch kann dieses Leben im Bannkreis der Arena, Schauplatz einer der populärsten Unterhaltungsveranstaltungen der römischgriechischen Welt, kaum gelten. Doch im Spannungsfeld zwischen Ruhm und tödlichem Finale gingen die Fechter ihren eigenen Weg.
    Die Arena war, wie der Name sagt, ein Sandgelände. Sie konnte in einem gigantischen Gebäude wie dem römischen Kolosseum liegen (Taf. 26), in einem der sehr zahlreichen Amphitheater einfacherer Form, die im ganzen Reich zu finden waren, in einem umgerüsteten Theater oder sogar auf einem städtischen Platz, der bei Großveranstaltungen zeitweise für den Verkehr gesperrt wurde. Gladiatoren waren ausgebildete Unterhaltungskünstler, die in einer solchen Arena zur Belustigung der Menge mit Schwertern und anderen Waffen (meist) paarweise gegeneinander antraten. Doch vor einer ausführlichen Schilderung der Gladiatoren sollte man sich die demographischen Voraussetzungen der Arena bewusst machen. Wichtig ist zunächst, die Arena als Hinrichtungsstätte von der Arena als Kampfplatz zu trennen. Die Bewohner der römischgriechischen Welt glaubten fest an die Notwendigkeit und Wirksamkeit schmerzhafter, brutaler Todesarten für diejenigen, die wegen extrem asozialen Verhaltens wie Mord zum Tode verurteilt waren. So waren die Kreuzigung, die Verbrennung bei lebendigem Leib, die Tötung durchRaubtiere oder Mitgefangene auf ihrer Liste der Todesstrafen prominent vertreten. In diesen Fällen diente die Kombination beider Spektakel der Abschreckung, und die Wiederherstellung der sozialen Ordnung durch das brutale Vorgehen gegen jene, die ihrerseits brutal gegen diese Ordnung vorgegangen waren, entsprach aufs Genaueste dem Sinn des Durchschnittsbürgers für Recht und Gerechtigkeit. Hinrichtungen fanden gewöhnlich in der »Mittagspause« statt, zwischen den morgendlichen Raubtierjagden und den Gladiatorenkämpfen am Nachmittag. Sie wurden als Teil einer normalen Veranstaltung angekündigt, wie die folgende Inschrift aus Pompeji zeigt:
     
    Zwanzig Gladiatorenpaare und deren Ersatzmänner werden am 5. und 6. Oktober in Cumae kämpfen. Es wird auch Kreuzigungen und eine Raubtierhetze geben. (
CIL
IV 9983 a)
     
    Man muss hier deutlich unterscheiden, denn Hinrichtungen betrafen verurteilte Kriminelle, und sie waren in keiner Weise die »Wettkämpfe« oder »Sportereignisse«, als die man die beiden anderen Veranstaltungen immerhin darstellen konnte. Verbrecher wurden manchmal ganz einfach exekutiert, so wenn man gefesselte Opfer wilden Tieren aussetzte, manchmal auch als falsche Gladiatoren oder Raubtierjäger in die Arena geschickt, wo sie ohne Training und ohne Schutzausrüstung gegeneinander oder gegen Raubtiere kämpfen mussten. Gelegentlich konnte ein Verbrecher auch dazu verurteilt werden, eine Schule für Gladiatoren zu absolvieren, um nach der Ausbildung dann mit denselben Überlebenschancen wie seine Berufsgenossen nachmittags zum Kampf anzutreten. Überlebte er drei Jahre des Kampfes und zwei weitere als Trainer in der Gladiatorenschule, war er frei. Spricht man aber von den eigentlichen Gladiatoren, ist es wichtig, die Verbrecher auszuklammern, denn Umstände, Aussichten und Schicksale der Fechter waren völlig anderer Art als die der Kriminellen.
    Gladiatoren entstammten zwei sozialen Gruppen: zum einen den Sklaven und zum andern

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