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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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seit Gründung der Stadt, der Gladiatorenspiele mit Frauen aufführen ließ. Er tat das zusammen mit seiner Frau Sabina. (
CIL
XIV 4616 = 5381)
     
    Solche Spiele blieben allerdings immer eine Seltenheit. Keine Gladiatorin hat sich je in einer Grabinschrift gefeiert. Über diese Unterhaltungskünstlerinnen und ihr Leben ist nichts bekannt.
    An der Beschaffung, Organisation, Verwaltung und Ausrüstung der Gladiatoren war zahlreiches Personal beteiligt. Am verrufensten waren die
lanistae
, die Gladiatoren anwarben, trainierten und vermieteten. Doch auch Privatleute und Gruppen (Priester, Vereine) spielten in der Branche ein Rolle ebenso wie im ganz großen Stil die kaiserliche Regierung. In jedem Fall mussten die Gladiatoren untergebracht, ernährt, vorbereitet, als Kranke oder Verwundete behandelt und für die Kämpfe ausgeliehen werden. Sie stellten eine bedeutende, langfristige Anlage dar und waren Teil eines komplexen Geschäftszweigs.
    Freie, die es als Kämpfer in die Arena zog, wurden von der Elite stigmatisiert und als degenerierte, bankrotte Typen ohne jede Hoffnung dargestellt, die Verzweiflung zu ihrer Wahl getrieben hatte. Doch gerade diese beharrliche rhetorische Missbilligung sowie offizielle und gesetzliche Versuche, die Freiwilligen von solchen Vorhaben abzuhalten oder sie gar zu verbieten, belegen die starke Anziehungskraft, die die Arena auf Männer und vereinzelte Frauen ausübte. Selbstverständlich galten die Bedenken der Oberschicht nur für Standesgenossen. Wenn sogar Männer und Frauen höchsten Ranges sich von der Arena faszinieren ließen, obwohl ihr Erscheinen auf dem Sand von einem »Pfui Teufel!« ihrer Standesgenossen begleitet wurde – wie stark muss der Sog erst für den gewöhnlichen Römer gewesen sein, dem Ruhm und Profit winkten, währendder Verlust seines früheren Lebens nichts weiter bedeutete als eine bescheidene Einbuße an Rechten und einen Gewinn an Prestige? Dass viel riskiert wurde, war nicht zu leugnen. Wenn das Ausbildungssystem funktionierte und der Debütant von den normalen Bedrohungen durch Krankheit und Unfall verschont geblieben war, standen die Chancen eins zu zehn, dass er im ersten Kampf starb, angenommen, er wurde gegen einen anderen Neuling eingesetzt. Wer überlebte, hatte im nächsten Kampf wahrscheinlich kaum bessere Aussichten. Doch mit jedem Sieg stiegen seine Überlebenschancen ebenso wie sein Preis und sein Ruhm. Auch wenn er als Sklave in die Arbeit des Gladiators hineingezwungen wurde, verfehlte diese Überlegung ihre Wirkung nicht. Grundsätzlich ist anzunehmen, dass ein Sklave, der seinem Herrn zu dessen Zufriedenheit diente, zumindest eine gewisse Aussicht auf Freiheit hatte – ein Leistungsanreiz in der Arena ebenso wie in anderen Umständen eines Sklavenlebens. Seine Siege brachten dem Gladiator Preisgelder ein, von denen er – unter Berücksichtigung aller möglichen Risiken für das
peculium
– hoffen konnte, dass ihre Summe ihm einmal zum Kauf seiner Freiheit verhelfen würde. Die Lebensbedingungen der Gladiatoren waren zweifellos besser als die der Feldarbeiter und vielleicht denen eines geschätzten Haussklaven zu vergleichen, denn die Investition in einen Sklavengladiator war beträchtlich. Bei Freiwilligen fielen außer dem Handgeld keine Anfangskosten an, während der Manager des Sklaven außer den Kosten für Training und Unterhalt auch den Kaufpreis wieder hereinholen musste. Er hatte also allen Grund, den Sklavengladiator nicht nur am Leben, sondern auch gesund und kräftig zu erhalten und für den Kampf richtig einzustellen, denn ein motivierter Sklave glich dem Freiwilligen: Von ihm war eher zu erwarten, dass er die Oberhand gewann oder zumindest einen guten Kampf lieferte, was dem Ruf des Managers und den Antrittsgeldern zugute kam, die er in nachfolgenden Spielen verlangen konnte. Die Hoffnung auf Freiheit war die beste Motivation, und die Tatsache, dass Sklaven auch nach ihrer Befreiung weiterhin als Freiwillige in der Arena kämpften, deutet darauf hin, dass zumindest für einige von ihnen die Karriere nicht nur Frondienst bedeutete, sondern die Risiken durchaus wert war.
    Man begreift, dass freigeborene junge Römer, vermutlich gesunde und kräftige Burschen, sich freiwillig für ein Leben als Gladiator entschieden.Diese Laufbahn bot ihnen Möglichkeiten wie keine zweite. Sie versprach Ruhm und Anerkennung. Die hierarchisch gegliederte römisch-griechische Sozialstruktur machte es sehr schwierig, sich in der Statusschlange

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